Bewertung
**
Originaltitel
Eye Of The Beholder
Kategorie
Neo Noir
Land
CAN/UK/AUS
Erscheinungsjahr
1999
Darsteller
Ewan McGregor, Ashley Judd, Patrick Bergin, Geneviève Bujold, k.d. lang
Regie
Stephen Elliott
Farbe
Farbe
Laufzeit
105 min
Bildformat
Widescreen
Washington D.C. in der Vorweihnachtszeit: Der britische Abhörspezialist und Spezialagent Stephen Wilson (Ewan McGregor) nutzt eine auf ein Scharfschützengewehr montierte Kamera, um im Gebäude gegenüber der britischen Botschaft einen Immobilienmakler namens Costello (Mauro Venditelli) beim Sex im Büro zu fotografieren. Dann sendet er eines der Fotos via E-Mail an alle Angestellten des Unternehmens, sehr zu deren Überraschung… Stephen sitzt in seinem Büro und betrachtet ein altes Klassenfoto, auf dem seine Tochter Lucy abgebildet sein soll, aber er weiß nicht, wer sie ist, denn seine Frau Margaret hat das Mädchen mitgenommen, als sie vor 7 Jahren spurlos aus seinem Leben verschwand. Er wählt eins der Kinder aus und nennt sie „Lucy.“ Rezeptionistin Hilary (k.d. lang) meldet sich bei ihm und eröffnet, dass ihr Vorgesetzter Mr. Hugo (Vlasta Vrana) ihn wegen eines privaten Problems zu sprechen wünsche. Hilary verbindet die beiden, und das Bild Hugos erscheint auf Stephen Wilsons Computer-Monitor. Der Senior weist ihn an, doch bitte seinen Sohn Paul (Stephen McCarthy) unter die Lupe zu nehmen, der womöglich Geld unterschlagen und an eine Frau weitergegeben habe. Wilson liegt vor der Washington City Bank im Dienstwagen auf der Lauer, eine Kamera zur Hand, indessen Tochter Lucy (Anne-Marie und Kaitlin Brown) in ihrer Schuluniform, die sie schon auf dem alten Foto trug, neben ihm sitzt. Paul Hugo erscheint mit einem Aktenkoffer und begibt sich von dort ins örtliche Naturkundemuseum…
“There was probably some intended meaning behind this hullabaloo of nonsensical imagery, but somehow it all gets lost”, bringt es Eugene Nivikov für Film Blather auf den Punkt. Wie Stephen Elliotts Film Das Auge den Handlungsverlauf der Romanvorlage The Eye Of The Beholder (EA 1980) aus der Feder Marc Behms versenkt, - auf Deutsch als Buch 1993 bei Piper - ist nicht nur jenseits aller Glaubwürdigkeit, sondern degradiert den Film dank eines grotesk dümmlichen Endes zu reinem Unsinn. Dass zu guter Letzt die Astrologie das Ruder in die Hand nimmt, um das seit Beginn ziellos hin und her kreuzende Schiff der Erzählung scheinbar auf Kurs zu bringen, ist für den Zuschauer, der 105 Minuten seiner Aufmerksamkeit investiert, schlicht eine Zumutung. Selten sah ich jenseits lausiger Vorabendserien des deutschen Fernsehens etwas, das so lumpig und lustlos inszeniert war wie dieses Filmende, das einen nicht rührt sondern ärgert. Dabei ist Elliotts Werk streckenweise gar nicht so übel, folgt die Geschichte zu Beginn dem Roman in ähnlicher Manier wie bereits Claude Millers weit überlegene Erstverfilmung, im Original Mortelle randonnée (FRA 1983), die seinerzeit auch als Das Auge in die deutschen Kinos kam. Darin spielten Michel Serrault und Isabelle Adjani die Hauptrollen, und auch sie erweisen sich im direkten Vergleich mit Ewan McGregor und Ashley Judd als die bessere Wahl, sind letztere in ihrem Bemühen, den Film aus den Niederungen eines Remakes zu heben, auch keineswegs schlecht. Aber schon die Tatsache, dass sich Spezialagent Stephen Wilson konträr zu Privatdetektiv Louis Beauvoir in die von ihm beobachtete junge Frau verliebt statt in ihr seine verlorene Tochter zu imaginieren, nimmt der Handlung einen zentralen Dreh- und Angelpunkt und reduziert Behms komplexe Beziehungsebene zu Durchschnittsromantik.
© Studiocanal GmbH
“Long on style but perilously short on logic and coherence”, schreibt Lou Lumenick für die New York Post. Die Kamera Guy Dufauts produziert Bilderwelten, die das Werk auf Fotos vielversprechend aussehen lassen, doch derlei Versprechen werden nicht ansatzweise eingehalten. Die Erzählung entbehrt nachvollziebar schlüssiger Zusammenhänge, die von Claude Millers Das Auge entliehene surreale Ebene wirkt aufgesetzt und die bereits skizzierten Änderungen in Elliotts Skript lassen das Ganze in den Mainstream driften. Das Niveau rutscht nochmals tiefer, wenn Elliott mit dem gewalttätigen Junkie Gary (Jason Priestley), den die flüchtige Joanna Eerie (Ashley Judd) in der Wüste Nevadas (!) trifft, noch ein bisschen Quentin Tarantino à la True Romance (USA 1993) in den ohnehin unausgegorenen Mix einbringt, der zugleich Coppolas Der Dialog (USA 1974), Truffauts Die Braut trug Schwarz (FRA/ITA 1968) und Hitchcocks Vertigo - Aus dem Reixch der Toten (USA 1958) zitiert und sich mit diesen Referenzen schließlich als hohles Zeitgeistprodukt offenbart. Spätestens beim Abspann ist klar, dass die Neuverfilmung von Das Auge im Fahrwasser weit besserer Neo-Noir-Thriller der Zeit dahin plätschert und so epigonenhaft sinnlos erscheint wie Oliver Stones U-Turn - Kein Weg zurück (USA 1997) oder Brian Helgelands Payback - Zahltag (USA 1999).
Solide DVD-Edition (2004) von Arthaus / Studiocanal mit dem Film ungekürzt im Originalformat mitTonspuren auf wahlweise Deutsch oder Englisch, optional deutsche Untertitel, ein Behind The Scenes und den Kinotrailer als Extras.