Edward G. Robinson, Joan Bennett, Dan Duryea, Margaret Lindsay, Rosalind Ivan
Filmwissenschaftler und Biografen Fritz Langs sortieren einige seiner Filme gern zu Paaren, die nach ihrer Meinung zueinander gehören. Tatsächlich hat Lang gern in direkter Folge mit dem gleichen Ensemble von Darstellern und Leuten hinter der Kamera eine artverwandte Geschichte verfilmt. Blinde Wut (USA 1936) und Gehetzt / Du lebst nur einmal (USA 1937) verbindet außer Sylvia Sidney vor allem der Blick auf die Justiz in den USA der Dreißiger. Heißes Eisen (USA 1953) und Lebensgier (USA 1954) zehren stark von der Chemie, die Glenn Ford und Gloria Grahame entwickelten. Besonders auffällig ist aber die Verbindung zwischen seinen zentralen Film-Noir-Werken der Vierziger, nämlich Gefährliche Begegnung / Der Erpresser (USA 1944) und Straße der Versuchung. Hier finden sich Edward G. Robinson, Joan Bennett und Dan Duryea zweifach als Trio in den Hauptrollen - zumal in solchen, die denen des jeweils anderen Films fast gleichen. Einmal mehr steht in Straße der Versuchung Milton R. Krasner hinter der Kamera, einmal mehr geht es u.a. um Malerei und einen Maler, zudem liegt auch die Straße der Versuchung in New York und dürfte in den gleichen Studiobauten gedreht worden sein. All das könnte zur Annahme leiten, dass Lang nur eine Version von Gefährliche Begegnung / Der Erpresser lieferte, schwächer womöglich – aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Auf DVD liegt der Film (als einer der Public Domain) unterm Originaltitel Scarlet Street weltweit in mehreren, bildtechnisch teils katastrophalen Fassungen vor. Empfehlenswert ist die englische DVD von Odeon Entertainment (2008), die bildtechnisch exzellent restauriert ist, ungekürzt und im Originalformat, ohne Untertitel und mit (sehr gut verständlichem) englischem Ton, sowie inkl. eines vierseitigen Booklets mit einem Essay von Alan Byron.
Englische Ausgabe von 'Eureka'
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Fritz Lang ungewohnt ironisch
Beim erneuten Anschauen vergangene Nacht sind mir einmal mehr die das Genre stellenweise fast schon parodierenden Elemente, das zum Teil grotesk übersteigerte Rollenspiel von Robinson und seiner biestigen Ehefrau aufgefallen.
Die Behauptung, 'Scarlet Street' wäre bis ins Finale hinein so schonungslos wie der im gleichen Jahr entstandene 'Detour' ('Umleitung', USA 1945) von Edgar J. Ulmer, halte ich für unhaltbar. Wiederholt wird die im Prinzip durchaus tragische Geschichte durch ironische Zwischentöne aufgelockert.
Offensichtlich haben hier in der Vergangenheit zahlreiche Kritiker einen anderen Film gesehen. Zu den wenigen, denen die feinen Zwischentöne in Langs Streifen nicht entgangen sind, zählen die deutschen Autoren Heinzlmeier, Menningen und Schulz. In ihrem Buch 'Kino der Nacht' (1985) zitieren sie in ihrer Analyse zu 'Scarlet Street' den Schriftsteller, Drehbuchautor und Biographen Gavin Lambert: "Die ranzige Liaison von Lazy Legs und ihrem Johnny und die Parallele von Cross und seiner hässlichen boshaften Frau werden mit einer unbarmherzigen Ironie beobachtet..."
Barolojoe
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Ich habe mir vor einer Woche die englische DVD von 'Eureka' zugelegt (Laufzeit 103 Minuten). Auf dem Cover steht zwar "fully restored and digitally remastered', doch das Bild ist teilweise ein wenig unscharf, der Ton immerhin ganz okay.
Das 'Lexikon des Internationalen Films' (Rowohlt Verlag) meint: "...optische Brillanz und darstellerische Präzision machen auch diesen schwächeren, sehr düsteren Kriminalfilm Langs interessant...".
Die guten schauspielerischen Leistungen kann ich nachvollziehen, die "große Düsternis" nicht. Im Gegenteil: Insbesondere der herrlich naive Robinson, seine Gattin und auch Duryea spielen zuweilen hart an der Grenze zur Parodie und manchmal (un)freiwillig komisch.
Die Figur des knauserigen und keifenden Hausdrachen, der ständig dem verstorbenen ersten Ehemann nachtrauert und streng die Ersparnisse hütet sowie die (Jagd-)Szenen mit den Kunstsammlern und Kolumnisten in der Galerie sind von Lang wohl auch bewusst so angelegt und überzeichnet. In diesen Passagen hat 'Scarlet Street' für mich etwas von einer schwarzen Komödie und eine für den Regisseur untypische Lockerheit.
Wirklich düster und fatalistisch ist für mich im Vergleich dagegen Langs beklemmendes Anti-Nazi-Drama 'Hangmen Also Die!', zwei Jahre vorher inszeniert und für mich bis heute sein eindrucksvollstes Werk aus den Vierziger Jahren - neben vielen sehr guten.