Neo Noir
| USA
| 1973
| Donald E. Westlake
| John Flynn
| Elisha Cook jr.
| Emile Meyer
| Felice Orlandi
| Joe Don Baker
| Richard Jaeckel
| Robert Duvall
| Robert Ryan
| Roy Roberts
| Timothy Carey
| Jane Greer
| Joanna Cassidy
| Marie Windsor
| Sheree North
Bewertung
***
Originaltitel
The Outfit
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1973
Darsteller
Robert Duvall, Karen Black, Joe Don Baker, Robert Ryan, Timothy Carey
Regie
John Flynn
Farbe
Farbe
Laufzeit
113 min
Bildformat
Widescreen
In der Umgebung von Los Angeles hält ein Taxi der Sierra Cab Co. an einer Tankstelle. Der Chauffeur (Felice Orlandi) eines Zigarre rauchenden Priesters (Tom Reese) steigt aus und erkundigt sich bei dem alten Tankwart Dave (John Steadman) nach dem Weg, steigt darauf wieder ein und folgt dem Verlauf der Straße. Die beiden gelangen zu einem abseits gelegenen Haus, wo Ed Macklin (Edward Ness) im hinteren Teil des Grundstücks mit Bauarbeiten beschäftigt ist. Als er seine Besucher auf sich zukommen sieht, hält er inne, aber noch bevor er etwas sagen kann, wird er von ihnen mit mehreren Schüssen ermordet. Indessen fährt Alma Macklin (Jane Greer) an der Tankstelle vor, wo ihr Dave von den beiden Fremden berichtet, die sich heute nach ihrem und Eds Wohnort erkundigt hätten. Alma eilt in Daves Büro und versucht Ed anzurufen, doch am anderen Ende der Leitung hebt niemand ab… In einem Staatsgefängnis kommt Earl Macklin (Robert Duvall) nach 27 Monaten in Haft wieder auf freien Fuß. Er nimmt seine persönliche Habe entgegen, zieht sich um und wird am Ausgang von seiner Freundin Bett Harrow (Karen Black) abgeholt. Gemeinsam fahren die beiden in eine heruntergekommene, billige Motelanlage, wo Bett eine Hütte gemietet hat. Earl ist verheiratet und hat ein Kind, doch seine Familie meidet ihn. Die Mörder seines Bruders Ed sind ihm allerdings auf den Fersen, denn mit ihm und seinem Kumpel Jack Cody (Joe Don Baker) hat Earl bei seinem letzten Coup einem Syndikat unwissentlich Schaden zugefügt…
In den USA liebt man diesen Gangsterfilm mit Anklängen an den Neo Noir, einen Film der härteren Gangart und eindeutig im Fahrwasser von Mike Hodges’ Jack rechnet ab (UK 1971) und Sam Peckinpahs Getaway (USA 1972). Sein Drehbuch beruht auf Donald E. Westlakes Roman Die Gorillas, der Originaltitel lautete The Outfit (EA 1963), dem dritten Roman seiner Reihe um den ominösen Gangster Parker, die alle unter dem Pseudonym Richard Stark erschienen. Deren erster hieß The Hunter (EA 1962) und wurde von dem englischen Regisseur John Boorman unterm Titel Point Blank - Keiner darf überleben (USA 1967) als Startschuss aller Neo-Noir-Filme auf die Leinewand gebracht. Revolte in der Unterwelt war die vierte Hollywood-Adaption eines Buches von Westlake, und abgesehen von der grundsätzlich im Parker-Universum angelegten Nähe zum Film Noir scheint auch das Casting den Rückbezug auf die klassische Ära der Schwarzen Serie bezeugen zu wollen. Robert Ryan, Marie Windsor, Jane Greer, Timothy Carey, Elisha Cook jr. und Roy Roberts sind lauter aus der klassischen Ära vertraute Namen, die mehr oder minder als Ikonen des Film Noirs der Vierziger und Fünfziger gelten dürfen. Hier treten sie in Nebenrollen erneut auf und belegen, dass über die Jahre zwar die Farbe und das Breitwandformat das Kinoerleben deutlich weiter entwickelte, sich in der Lebenswelt ihrer Rollencharaktere aber nur wenig veränderte. Was wäre es folglich schön, wenn dieses Werk auch als Neo Noir seiner Riege heimlicher Stars eine adäquate Bühne bereitete. Genau das passiert leider nicht, wie auch Wallace Stroby für Film Noir of the Week hervorhebt: “The Outfit is not a hidden masterpiece by any means (…) At its best, The Outfit captures the noir universe of the Stark books, where cool professionals play their trade in an amoral world.”
Zum ersten gibt es für 113 Minuten Laufzeit zu wenig, was erzählt wird, alsdann geben auch die Charaktere trotz sichtbar engagierter Schauspieler nicht viel her. Robert Duvall ist selbstverständlich klasse, ebenso Karen Black, aber die Beziehungsdynamik zwischen Earl Macklin und Bett Harrow, die an diejenige von Doc McCoy (Steve McQueen) und Carol McCoy (Ali MacGraw) in Getaway angelehnt scheint, soll gewissermaßen belastet und damit kompliziert scheinen, ist es letztendlich aber nicht. Im gleichen Maße, wie im Handlungsverlauf die Chemie der Liebenden diffus bleibt, wird das zu Beginn angenehm distanzierte Verhältnis von Macklin zu Jack Cody mehr und mehr vom typischen Buddy-Getue und der dazugehörigen Humorebene durchweicht, bis es im Finale schließlich nervtötend wird. Wenn Drehbuchautor und Regisseur John Flynn die Film-Noir-Attitüde einem banalen Action-Spektakel opfert, wird endgültig klar, dass er das Problem dieses Streifens ist, denn das haben Sam Peckinpah und Don Siegel seinerzeit besser hinbekommen, dass sie eine solche Entwicklung nämlich glaubwürdig zu schildern vermochten. Robert Ryan und Joanna Cassidy sind ein großartiges Paar, doch beide werden sie in dem gerade mal durchschnittlichen Streifen nicht ausreichend gewürdigt. Ein gutes erstes Drittel, ein noch solides zweites und ein zunehmend dämliches letztes addieren sich zu einer Enttäuschung, die auch das Flair der Siebziger und die Erinnerung an benachbarte und klar bessere Filme nicht abfedern kann. Revolte in der Unterwelt wird tendenziell überschätzt und ist kein Neo Noir, den man gesehen haben muss.
In den USA gibt es eine bild- und tontechnisch gute DVD-R (2010) der Warner Archive Collection, die den Film ungekürzt im Originalformat und ohne Untertitel beinhaltet, den US-Kinotrailer als Extra.