Taxi 539 antwortet nicht

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Bewertung
***
Originaltitel
99 River Street
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1953
Darsteller

John Payne, Evelyn Keyes, Brad Dexter, Frank Faylen, Peggie Castle

Regie
Phil Karlson
Farbe
s/w
Laufzeit
83 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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New York: Preisboxer Ernie Driscoll (John Payne) bestreitet als Herausforderer den lange erwarteten Kampf gegen Sailor Braxton (Hal Baylor), den Titelverteidiger im Schwergewicht. Nach Punkten liegt Driscoll in der siebten Runde vorn. Dann erhält er unerwartet einen schweren Schlag aufs Auge, eine Platzwunde schmerzt und hindert ihn am Weiterkämpfen. Braxton nutzt den Vorteil aus, der Ringrichter lässt Driscolls Auge untersuchen, nachdem jener zu Boden ging, dann bricht er den Kampf ab. Sailor Braxton hat den Titel erfolgreich verteidigt… Ernie Driscoll sitzt Zuhause vor dem Fernsehapparat, wo der Kampf in einer Serie über lange zurückliegende Sportereignisse übertragen wird. Seine Frau Pauline (Peggie Castle) wartet im Hintergrund mit dem Abendessen. Sie will Ernies Niederlage nicht zum x-ten Mal sehen, vor allem weil es auch ihr nicht den ersehnten Wohlstand und Luxus brachte, den sie sich einst erträumte. Für sie ist ihr Ehemann, der inzwischen Taxi fährt und für eine eigene Tankstelle spart, nur ein abgehalfterter Verlierer. Driscoll fährt sie zum Blumengeschäft, wo sie die Abendschicht antritt, dann trifft er sich mit dem Schichtleiter des Taxibetriebs, Stan Hogan (Frank Faylen), auf einen Kaffee. Auch Hogan hat mit seinem Sohn den Kampf im Fernsehen gesehen. Nun rät er Driscoll, doch selbst eine Familie zu gründen und Pauline eine Schachtel Pralinen zu besorgen. Indessen empfängt Pauline im Blumenladen ihren Liebhaber Victor Rawlins (Brad Dexter), einen Juwelendieb auf dem Weg nach Übersee…
 
“There’s nothing over-clever about Phil Karlson’s movies - they’re so pulp-aggressive they make Samuel Fuller’s noirs look sophisticated”, beginnt Michael Atkinson seine Besprechung des Films für The Boston Phoenix. Tatsächlich zeichnet Taxi 539 antwortet nicht eine Primitivität aus, die bei Fuller stets kräftig und druckvoll wirkt, hier bestenfalls simpel. So halten sich Licht und Schatten nicht allein mit Blick auf jenen für den Film Noir typisch expressionistischen Stil der Kamera die Waage. Voller Selbstmitleid bis an die Grenze der Bitterkeit und mit einer Unkenntnis seiner Ehefrau Pauline, die den Zuschauer an seiner langjährigen Ehe zweifeln lässt, ist John Paynes Inkarnation als Ernie Driscoll keine, die auf ein erhöhtes Quantum Intelligenz schließen lässt. Eher im Gegenteil… Zwar gibt Darsteller John Payne als Boxer keine schlechte Figur ab, doch als Rollencharakter ist er seinen Vorgängern im Film-Noir-Kanon weit unterlegen. John Garfield, Burt Lancaster, Robert Ryan und Kirk Douglas hatten im Film Noir als Boxprofis hoch explosive und vielschichtige Männer gemimt, demgegenüber John Paynes Fähigkeiten deutlich begrenzt sind. Seine stoisch schlichteFigur eines impulsiven Taxifahrers mit Vergangenheit funktioniert nur dank der anderen Talente, die ihn in jeder Szene ausstechen. Evelyn Keyes, Frank Faylen und Brad Dexter lassen sich nicht lange bitten und holen aus ihren Rollen sichtbar das Maximale heraus. Vor allem Keyes hat als ambitionierte Theaterschauspielerin Linda James zwei Szenen, die daran erinnern, dass John Hustons ex-Frau eine Darstellerin war, die trotz hervorragender Leistungen niemals die Anerkennung erhielt, die sie verdient hätte und bereits 1956 ihre Karriere beendete.
 
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“A number of strange choices make 99 River Street both compelling and sloppy”, schreibt James Blake Ewing für den Blog Creative Criticism. Solche Entscheidungen beziehen sich auf die Erzählung selbst, deren Logik beizeiten mit der Brechstange konstruiert scheint. Erst ist Linda James besessen von der Chance, in einer Theaterproduktion endlich die Hauptrolle spielen zu können. Dann lässt sie alles stehen und liegen und folgt einem Mann, der sie beinahe geschlagen und mehrfach beschimpft hat, durch eine Nacht voller Gefahren. Dass sie zudem absurd leichtgläubig ist, kann hier nur angedeutet werden, um keine der Verwicklungen der Story preiszugeben. Der Plot und seine Schauplätze erinnern mehrfach an Film Noirs, denen dieser nachfolgte, an Robert Siodmaks Rächer der Unterwelt / Die Killer (USA 1946), an George Marshalls Die blaue Dahlie (USA 1946) und an John Hustons Asphalt-Dschungel / Raubmord (USA 1950). Das Finale ist allemal hervorragend und entschädigt für die holprige Strecke dorthin, aber der Schluss ist so lächerlich konventionell, wie man es in dieser Hochzeit der McCarthy-Ära von einem Film Noir erwarten muss. Phil Karlsons mit John Payne und ebenfalls mit exzellenten Nebendarstellern besetzter Film Noir Der vierte Mann (USA 1952) war eindeutig besser als dieser. Ein dritter und letzter Film des Duos Phil Karlson und John Payne, der als Dem Teufel auf der Spur (USA 1955) in Farbe in die Kinos kam, setzte ihren Abstieg in die unteren Ränge der B-Film-Produktion weiter fort. Taxi 539 antwortet nicht erweist sich als flott erzählt, hat ein bis auf John Payne tolles Ensemble und ist doch kein Muss.
 
Sehr gute DVD-R (2011) in der MGM Limited Edition Collection (USA) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch topp und mit original englischem Ton, ohne Untertitel und ohne Extras. Eine spanische DVD (2011) beinhaltet den Film mit englischem oder spanischem Ton und mit optional spanischen Untertiteln, doch liegt sie uns nicht vor.
 

Film Noir | 1953 | USA | Phil Karlson | Brad Dexter | Frank Faylen | Jack Lambert | Jay Adler | John Payne | Evelyn Keyes | Peggie Castle

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