Femme Fatale

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Bewertung
**
Originaltitel
Femme Fatale
Kategorie
Neo Noir
Land
FRA
Erscheinungsjahr
2002
Darsteller

Rebecca Romijn-Stamos, Antonio Banderas, Peter Coyote, Eriq Ebouaney, Edouard Montoute

Regie
Brian De Palma
Farbe
Farbe
Laufzeit
110 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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In einem noblen Hotelzimer läuft der Fernseher und eine kaum bekleidete Blondine (Rebecca Romijn-Stamos) sieht sich vom Bett aus den Film Noir Frau ohne Gewissen (USA 1944) an, darin Barbara Stanwyck und Fred MacMurray ihren finalen Streit austragen. Ein Mann (Eriq Ebouaney) stürmt herein, schaltet das Gerät ab und weist sie unsanft darauf hin, dass sie sich endlich fertig machen müsse. Die blonde Frau namens Laure Ash ist Teil eines Plans. Am heutigen Abend soll sie auf dem glamourösen Filmfestival in Cannes, wo der berühmte Regisseur Règis Wargnier seinen neusten Film mit Sandrine Bonnaire der Öffentlichkeit vorstellen wird, das ihn begleitende Model Veronica (Rie Rasmussen) um ein mit Diamanten besetztes, als Goldschlange designtes Top im Wert von 10 Millionen US-Dollar erleichtern. Die hierfür als Fotografin maskierte Laure pirscht sich in einem günstigen Augenblick an Veronica heran und schlägt ihr ein erotisches Stellidichein auf der Damentoilette vor. Veronica entschuldigt sich sogleich bei Wargnier und begibt sich in Begleitung ihrer beiden Leibwächter (Stéphane Petite, Olivier Follet) zu den Waschräumen… Indessen spielen sich in der Überwachungszentrale des Hotels eigenartige Szenen ab. Ein Wachmann (Jean-Marie Frin) verschüttet scheinbar versehentlich Honig auf den Schlüsselbund eines anderen (Jean-Marc Minéo) und lenkt damit den Blick von den Monitoren ab. Dann macht er sich eilends auf, um die verklebten Schlüssel seines Kollegen im Waschraum zu reinigen…
 
Das Besondere am Regisseur Brian De Palma ist, dass er Filme gedreht hat, die Alfred Hitchcock nicht bloß zitieren. Vielmehr sind sie von einer Art, als sei es möglich, sich durch Beobachtung dessen Stil in der Erzählung und mit Blick auf die Form anzueignen. Das Ergebnis ist oft überraschend. Auch in Femme Fatale gibt es Sequenzen, die sich dem Studium der Stilmittel Hitchcocks verdanken. Vor allem zeigt sich in der Bildkomposition und in der Kameraführung mitunter Meisterschaft. Leider ist die Geschichte vom Drehbuchautor Brian De Palma derart hanebüchen konstruiert, zudem sind die Schauspieler so mittelprächtig bis lausig, dass der Film selbst vom Mittelmaß in unterdurchschnittliche Banalität abgleitet und zwar zunehmend. Das Ärgerliche ist, dass die vermeintliche Cleverness der verschachtelten Erzählung, die mit Traumsequenzen und mit einer auch für Hitchcock typischen, puzzleartigen Erschließung der Handlung spielt, dem Zuschauer vorgaukelt, er sei einem so intelligenten wie verwickelten Plot auf der Spur. Der Film zitiert die französischen Heist-Filme der Fünfziger bis Siebziger, wo ihm Henri Verneuil, Jules Dassin und Jean-Pierre Melville mit großartigen Werken vorangingen. Dummerweise ist De Palmas Geschichte, je mehr man sich ihre eindeutig nicht geträumten Details als Voraussetzung des Handlungsverlaufs erschließt, vollkommen unglaubwürdig. Bereits der Juwelenraub in Cannes ist in seinem Ablauf dilettantisch, weshalb man sich bald fragt, ob der Film seine Zuschauer allen Ernstes für so dumm verkauft. Das Ende ist dergestalt kitschig und banal, dass man es gar nicht glauben will und sich schließlich um 110 Minuten Lebenszeit betrogen fühlt.
 
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© Studiocanal GmbH
 
Aber Femme Fatale hat auch Probleme, die nicht nur auf seiner Geschichte beruhen. An Stelle von Rollencharakteren, wie sie im eingangs gezeigten Frau ohne Gewissen (USA 1944) auftreten, – und er zitiert im Titel ja eine der wichtigsten Typen des Film Noirs – gibt es einzig und allein Klischees. Rebecca Romijn-Stamos bleibt 110 Minuten lang so gesichtslos und auf ihre weiblichen Attribute beschränkt, wie der Zuschauer sie in der ersten Einstellung wahrnimmt, wo sie als verschwommene Spiegelung auf dem Fernsehgerät erkennbar wird. Ihre Erotikszenen haben nicht einmal TV-Niveau und sind lächerlich prüde und ohne jegliche Ausstrahlung der beteiligten Personen. Antonio Banderas hat offensichtlich keine Ahnung, was er als der Paparazzo Nicolas Bardo in dem Film eigentlich soll, der Zuschauer auch nicht, und der an dritter Position genannte Peter Coyote hat im Ganzen zwei Szenen. Als Film Noir und als Thriller ist Femme Fatale ein völliger Flop, nicht nur weil der Aspekt “Style over Substance“ eine unfassbbar weite Kluft aufzeigt, sondern weil die Geschichte von jedem Filmstudenten im ersten Semester schlüssiger und besser entwickelt worden wäre. Warum macht jemand, der seit 1968 als Autor und Regisseur Erfahrungen gesammelt und weit Besseres vorzuweisen hat, im Alter einen solchen Film? Zu 100% sinnfrei und überflüssig.
 
Sehr gute DVD-Edition (2013) der Studiocanal GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch topp und Tonspuren auf Englisch und Deutsch, dazu deutsche Untertitel, den Kinotrailer als Extra.
 

Neo Noir | 2002 | France | Brian De Palma | Antonio Banderas | Gregg Henry | Peter Coyote | Sandrine Bonnaire

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