Film Noir
| USA
| 1949
| Robert Florey
| John Alton
| John Doucette
| John Harmon
| John Payne
| Percy Helton
| Rhys Williams
| Esther Howard
Bewertung
***
Originaltitel
The Crooked Way
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller
John Payne, Sonny Tufts, Ellen Drew, Rhys Williams, Percy Helton
Regie
Robert Florey
Farbe
s/w
Laufzeit
86 min
Bildformat
Vollbild
© Verlag für Filmschriften Christian Unucka
San Francisco: Im Letterman General Hospital liegt der kriegsversehrte Veteran des Zweiten Weltkriegs Eddie Rice (John Payne). Ein Metallsplitter in seinem Kopf sorgt für den nahezu vollständigen Verlust seiner Erinnerungen – Rice, ansonsten vollends gesundet, leidet an Amnesie. Doctor Kemble (Crane Whitley) informiert ihn darüber, dass er aufgrund des Befundes keine Chance hat, seine Erinnerung zurück zu erlangen. Nach seiner Militärakte stammt Rice aus Los Angeles, wo er sich 1943 einschrieb. So beschließt er, dorthin zurück zu reisen und nach den Spuren seines früheren Lebens zu fahnden. Als er mit dem Zug an der Union Station eintrifft und diese soeben verlassen will, wird er von Police Lieutenant Joe Williams (Rhys Williams) und Sergeant Barrett (John Doucette) angesprochen. Sie nennen ihn beim Vornamen und fragen, was er in Los Angeles zu tun beabsichtige. Schließlich bieten Sie ihm an, ihn zu einem gewissen Anderson zu bringen und Rice, der sich auf einer ersten Spur wähnt, willigt ein. Doch Captain Anderson (Charles Evans) ist ebenfalls Polizist und gemeinsam konfrontieren die drei Beamten den Ankömmling im Polizeihauptquartier mit seinem wirklichen Namen, Eddie Riccardi, und mit dessen Identität als ehemals gesuchtem Verbrecher. Rice versucht ihnen deutlich zu machen, dass er die Erinnerung an sein früheres Leben verloren habe, doch Anderson und Williams legen ihm nahe, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen. Als Eddie, stets seinen Koffer in der Hand, mit Joe Williams die Stufen des Gebäudes hinab schreitet, entdeckt ihn ausgerechnet Nina Martin (Ellen Drew) durch das Fenster eines gegenüberliegenden Ladenlokals…
"He’s lost his memory, but not his past”, heißt es auf der DVD von Geneon Entertainment, Inc. Die Suche nach der eigenen Identität ist eins der zentralen Themen im Film Noir der Nachkriegsjahre in den USA, wenngleich Herr der Unterwelt damit ungewöhnlich spät dran war. Ganz unübersehbar sind die Parallelen zum Plot des drei Jahre früher veröffentlichten Somewhere In The Night (1946) unter der Regie von Joseph L. Mankiewicz – mit John Hodiak und Nancy Guild exakt in den Rollen, die hier von John Payne und Ellen Drew übernommen werden. Vor allem aber wartet Herr der Unterwelt (deutscher Kinostart war 1951) mit einem der größten Kameraleute im Hollywood der Vierziger und Fünfziger auf, mit dem hoch innovativen John Alton. Letzterer sorgt über die ganze Länge für eine beeindruckende Atmosphäre, eine kunstvoll ausgeleuchtete Szenerie mit nahezu perfekt komponierten Licht-Schatten-Architekturen, die das Sehen vollends dominieren. Ungewöhnliche Kameraperspektiven, plötzliche Close-ups und Low-Angle-Shots, dazu eine fast durchgehende Low-Key-Ausleuchtung und exzellente Außenaufnahmen im Los Angeles der Vierziger machen Herr der Unterwelt zu John Altons Film. Darin liegt zugleich das Problem des Films, denn sowohl das Skript als auch vor allem die Regie und das Schauspiel sind nicht annähernd so signifikant.
"He’s lost his memory, but not his past”, heißt es auf der DVD von Geneon Entertainment, Inc. Die Suche nach der eigenen Identität ist eins der zentralen Themen im Film Noir der Nachkriegsjahre in den USA, wenngleich Herr der Unterwelt damit ungewöhnlich spät dran war. Ganz unübersehbar sind die Parallelen zum Plot des drei Jahre früher veröffentlichten Somewhere In The Night (1946) unter der Regie von Joseph L. Mankiewicz – mit John Hodiak und Nancy Guild exakt in den Rollen, die hier von John Payne und Ellen Drew übernommen werden. Vor allem aber wartet Herr der Unterwelt (deutscher Kinostart war 1951) mit einem der größten Kameraleute im Hollywood der Vierziger und Fünfziger auf, mit dem hoch innovativen John Alton. Letzterer sorgt über die ganze Länge für eine beeindruckende Atmosphäre, eine kunstvoll ausgeleuchtete Szenerie mit nahezu perfekt komponierten Licht-Schatten-Architekturen, die das Sehen vollends dominieren. Ungewöhnliche Kameraperspektiven, plötzliche Close-ups und Low-Angle-Shots, dazu eine fast durchgehende Low-Key-Ausleuchtung und exzellente Außenaufnahmen im Los Angeles der Vierziger machen Herr der Unterwelt zu John Altons Film. Darin liegt zugleich das Problem des Films, denn sowohl das Skript als auch vor allem die Regie und das Schauspiel sind nicht annähernd so signifikant.
Die Filmhandlung ist nicht nur vorhersehbar, was sie durch interessante Charaktere, Schauplätze und Schauspieler ggf. hätte ausgleichen können, sie ist gerade zu Beginn auch vollkommen unglaubwürdig. Zufällig stehen zwei Polizisten vor dem Bahnhof herum und stoßen auf Eddie Rice; ebenso zufällig sieht ihn Nina Martin aus dem Polizeihauptquartier treten. John Payne wandelt mit steinerner Mimik durch die gesamte Spielzeit, ein Tough Guy ohne Identität, dessen Ausdruckslosigkeit gerade deshalb beizeiten grotesk erscheint. Er wirkt bestenfalls wie ein Robert Mitchum für Arme, und man fragt sich, ob er der falsche Schauspieler für diese Rolle ist oder einfach nur schlecht. Ggf. sorgte auch die Regie für dieses Gebaren, das letztlich dazu führt, dass er mit seiner Partnerin Ellen Drew und Freund Petey (Percy Helton) keinerlei Chemie entwickelt. Ungünstig ist auch, wenn der Hauptdarsteller von Anderen an die Wand gespielt wird, wie es hier durch Percy Helton und Sonny Tufts geschieht, der den Gangster Vince Alexander beeindruckend porträtiert. In Der vierte Mann (USA 1952) und Taxi 539 antwortet nicht (1953) ist John Payne eindeutig besser. Fazit: Lahme Geschichte, uninspiriertes Schauspiel und durchschnittliche Regie können durch eine grandiose Kameraarbeit, die John Alton leider viel zu oft an zweit- bis drittklassige Filme verschenkte, nicht vor dem unteren Mittelmaß bewahrt werden.
Die relativ gute DVD von Geneon Entertainment, Inc. (USA), in Deutschland nicht erhältlich, zeigt diesen Film Noir als einen der Public Domain in einer bildtechnisch überraschenden Qualität, inkl. ungekürzter Spielzeit im Originalformat und gut verständlicher englischer Tonspur. Nur Extras gibt es keine.