Nachts unterwegs

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
They Drive By Night
Kategorie
Pre Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1940
Darsteller

George Raft, Humphrey Bogart, Ann Sheridan, Ida Lupino, Alan Hale

Regie
Raoul Walsh
Farbe
s/w
Laufzeit
91 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Warner Bros.
 
Joe Fabrini (George Raft) und sein Bruder Paul (Humphrey Bogart) arbeiten als LKW-Fahrer – in einem harten Beruf und in einem hartgesottenen Umfeld. Das ungleiche Geschwisterpaar pflegt einen gemeinsamen Traum, nämlich den vom eigenen Lastwagen als Grundstein einer Spedition. Der unverheiratete Joe, der in einer Raststätte die Kellnerin Cassie Hartley (Ann Sheridan) kennen lernt und sich Hals über Kopf verliebt, ist ebenso ungebunden wie von seinen Ideen beseelt. Paul dagegen hält aus alter Loyalität zum Bruder, derweil seine Frau Pearl (Gale Page) ihn beschwört, das Leben als Fahrer aufzugeben, sich einen sicheren Job zu suchen und mit ihr eine Familie zu gründen. Ein Angebot des ihnen wohl gesonnenen Spediteurs Ed Carlsen (Alan Hale), das regelmäßige Arbeit und Einkünfte verspräche, schlagen sie aus. Zumal dessen junge Frau Lana (Ida Lupino) Joe eindeutige Avancen macht, die jener ebenso eindeutig ausschlägt, was sich Lana so nicht gefallen lassen will. Doch mit dem Lastwagen kommt es ausgerechnet vor Zahlung der letzten Rate zu einem für alle folgenschweren Zwischenfall…
 
So ziemlich der letzte Filme, darin Humphrey Bogart zweite Geige spielte – in diesem Fall hinter George Raft (Narbengesicht, 1932), einem Star der Dreißiger, der ab 1941 bald ins Hintertreffen geriet. Mit einem Film unter der Regie von Raoul Walsh liegt der Zuschauer bis heute selten mal falsch – Tempo, Dynamik, Schauspiel und eine schnörkellose Dramaturgie des Erzählens zeichnen sein Gesamtwerk aus. Auch hier ist vieles stimmig: Lupino, Sheridan und Bogart sind erstklassig. Die Schauplätze sind atmosphärisch dicht eingefangen. Bis in kleinste Nebenrollen überzeugen die Rollencharaktere und ihre Darsteller – das ist Handwerk vom Feinsten. Vor allem Ida Lupino als Femme fatale und ihr denkwürdiger Auftritt im Finale des Films nehmen die Vierziger und vor allem die Elemente des Film-Noir-Kinos gekonnt vorweg. Im Detail hat vieles Klasse!
 
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© Warner Bros.
 
Dennoch findet der Film selbst nicht zu jenem Ganzen, das er von Anbeginn so geradlinig vorgibt zu sein. Humphrey Bogart tritt ab Mitte des Films kaum mehr in Erscheinung. Mit der Dynamik zwischen Joe und Lana drängt eine andere Erzählung in den Vordergrund. Die schließt ans Sozialdrama der ersten Hälfte aber nur oberflächlich an, um nämlich eine Lösung im Sinne Hollywoods zu präsentieren, und das ist ungeachtet der vorzüglichen Zutaten zuletzt die Schwäche von Nachts unterwegs. Trotz der spürbaren und sichtbaren Energie der beteiligten Kräfte erscheint die Story selbst unplausibel und offensichtlich konstruiert. Vor allem die Naht zwischen den Teilen erweist sich als störend, indessen die beiden Hälften für sich teils wunderbares Kino bieten. Das ist schade, zumal die Film-Noir-Komponenten sowohl stilistisch als auch thematisch – materialistisch geprägte und manisch obsessive Femme fatale lässt die Gangaster der Dreißiger zahm und zahnlos wirken! –geradezu wegweisend wirken. Gegenüber Hitchcocks Rebecca und Welles’ Citizen Kane, beide aus dem gleichen Jahr, schneidet Nachts unterwegs trotz seiner Besetzung und Regie jedoch rückständig ab – ein Studiofilm an der Wegscheide, dessen Unentschlossenheit ihm zur Krux wurde.
 
Das Studio Warner Brothers präsentiert auch diesen Film in der exzellenten Qualität der meisten DVD-Editionen seiner Klassiker: topp restauriertes Bild Originalformat, der Film ungekürzt mit vielen Tonspuren, darunter Englisch und Deutsch, und nochmals mehr Untertiteln zur Auswahl. Extras: der US-Kinotrailer und die Dokumentation Divided Highway: The Story of They Drive By Night.
 

Pre Noir | 1940 | USA | Raoul Walsh | Eddie Acuff | Frank Faylen | George Raft | George Tobias | Henry O'Neill | Humphrey Bogart | John Hamilton | John Litel | John Ridgely | Ann Sheridan | Ida Lupino

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