Tom Conway, Delphi Lawrence, Brian Worth, Michael Balfour, Campbell Cotts
London, England: Am Flughafen Heathrow passiert der US-amerikanische Sammler kostbarer Briefmarken J.D. Everleigh (Lauren Maraschal), welcher eben aus New York eintraf, die Passkontrolle. Hier trifft er auch seinen Freund Lord Valchrist (Colin Tapley), wie es verabredet war. Valchrist versucht sich mit Hinweis auf ein Bankett, dem er beiwohnen sollte, schnell zu verabschieden, doch Everleigh macht ihm klar, dass er bereits um Mitternacht zurückfliegen werde. Davon ist selbst der englische Adlige überrascht und schlägt vor, dass sie gemeinsam ins Stadtzentrum fahren. Während sie sich plaudernd auf den Ausgang zubewegen, werden sie von einem Herrn im Trenchcoat (John Colico) beobachtet, der sich in eine Telefonzelle begibt... Im Taxi äußert Valchrist sein Erstaunen darüber, dass J.D. sich selbst zumute, für so wenige Stunden nach England zu reisen. Der Millionär erläutert ihm, dass er die Marke einfach viel zu lange zu erwerben versuche, als dass er sich die einmalige Gelegenheit entgehen lassen könne. Niemand anders als Lord Valchrist habe den Handel schließlich eingefädelt und dafür sei er ihm dankbar. Im Kontor des renommierten Philateliehändlers Robert Coburn (Campbell Cotts) sitzt Geoffrey Blake (Brian Worth) beim Schein einer Lampe und mit Lupe und Pinzette zur Hand und beäugt eine Briefmarke. Als es an der Glastür klopft, öffnet er Valchrist und Everleigh, welche die Barbados Over-Print in Augenschein nehmen wollen, die der US-Amerikaner heute für 10.000 englische Pfund erwerben will…
Ein Privatdetektiv, eine Femme fatale, London bei Nacht und eine überbordende, vertrackte Kriminalgeschichte – beste Voraussetzungen für einen Brit Noir und sei er auch von der leichtgewichtigen Art. Aber schon nach der ersten Viertelstunde fragt man sich, warum das Duo britischer B-Filmproduzenten, Robert S. Baker und Monty Berman (The Voice Of Merrill, UK 1952), dieses unfassbar dämliche Skript aus der Feder von Kennet R. Hayles (Jaguar packt zu, UK 1956) ernsthaft verfilmte. Die Geschichte ist schlicht haarsträubend und deren Umsetzung durch Regisseur Bernard Knowles mitunter dilletantisch. Nachdem US-Millionär Everleigh bei seinem New Yorker Freund Henry Warburg (Alan Gifford) jene Briefmarke entdeckt, die er selbst für 10.000 Pfund in London erwarb und von der es nachweislich nur 3 weitere Exemplare in Privatsammlungen gibt, wähnt er sich als Opfer eines Betrugs und beauftragt Privatdetektiv Tony Martin (Tom Conway) mit dessen Aufklärung vor Ort in England. Martin trifft auf einen Kumpel aus Zeiten des Weltkriegs namens Barney Wilson (Michael Balfour), der stets in seiner Schuld steht, und die beiden beginnen ihre Recherchen, bei denen sie schon bald Detective Inspector Taylor (John Horsley) von Scotland Yard ins Gehege kommen, der Tony “Duke“ Martin selbst aus alten Tagen kennt… Nichts ist neu, alles wirkt vorhersehbar, und statt des Raymond-Chandler-Charmes, der solch verwinkelten Erzählungen anhaften kann, erweist sich die Sache als grotesk. Bevor die Ganoven beginnen sich gegenseitig umzubringen, rätselt man längst, weshalb sie die Fälschung der Briefmarke überhaupt in Umlauf brachten und warum sie es derart ungeschickt anstellten, dass sie nun fürchten müssen von einem Private Eye enttarnt zu werden. Alle brechen in Panik aus, versuchen Tony Martin loszuwerden und misstrauen sich gegenseitig. Dümmer geht es kaum, und die Chemie zwischen den Akteuren tendiert gegen Null.
Richtig schlimm erweist sich der per Brechstange inszenierte Humor zwischen den vermeintlichen Kumpanen Tony Martin und Barney Wilson. Deren Witze sind so dümmlich und flach, und die Darsteller wirken so verkrampft und bemüht, dass es zum Fremdschämen ist. Tom Conway hatte während der 40er Jahre einige Klassiker des US-amerikanischen Film Noirs bereichert, etwa The Seventh Victim (USA 1943) oder Repeat Performance (USA 1947). Mit 50 Jahren war George Sanders‘ Bruder mit dem für einen Brit Noir light stets zugkräftigen Namen bereits von seinem Alkoholproblem gezeichnet, und mitunter agiert er, als würde er seinen Text bloß ablesen. Auch ist das Schauspiel anderer Akteure zum Teil laienhaft, und das Terminal des vermeintlichen Flughafens Heathrow sieht aus wie in einem Bürogebäude nachgestellt, inklusive Topfpflanzen und Gardinen vor den Fenstern: einfach jämmerlich. Unterm Strich gehört Barbados Quest / Murder On Approval zu jenen B-Werken der britischen Filmproduktion ihrer Zeit, denen sich der schlechte Ruf der Branche verdankte. Dass in den USA die RKO Radio Pictures das Werk vermarktete, darf kurz vorm Bankrott des einst renommierten Studios als ein Akt der Verzweiflung erachtet werden. Nochmals trauriger ist, dass Tom Conway in Henry Cass‘ Breakaway (UK 1956) ein zweites Mal als Privatdetektiv Tony Martin auftrat, unter einem anderen Regisseur und mit anderem Drehbuchautor, aber erneut mit Michael Balfour als Barney Wilson und mit Brian Worth, John Colico und John Horsley in anderen Rollen (?) als im ersten Film.
Es gibt eine bild- und tontechnisch solide DVD-Edition (2010) der Odeon Entertainment (UK) in deren Reihe The Best of British Collection mit dem Film ungekürzt im Originalformat, inklusive des englischen Originaltons ohne Untertitel, dazu ohne erkennbaren Zusammenhang gepaart mit Brock Williams‘ B-Film I’m a Stranger (UK 1952). Henry Cass‘ Breakaway (UK 1956) erschien via Kino Classics (USA, Regionalcode 1) in der mit 5 Filmen bestückten 2-DVD (2021) British Noir III.