Thomas Mitchell, Mary Anderson, Edward Ryan, Mark Stevens, B. S. Pully
© Twentieth Century Fox Film Corporation
Los Angeles, Kalifornien: In Extraausgaben berichten sowohl The Daily Courier als auch The Daily News Express über Ausschreitungen im Staatsgefängnis von Arcadia. Trotz Verstärkung des Wachpersonals gelingt es kaum der Situation Herr zu werden. Der als unnachgiebig bekannte Richter Michael Howland (Thomas Mitchell) wünscht sich öffentlich eine Untersuchung der Vorfälle. Im Anschluss legt er nach und fordert von Gouverneur Edward Rice (Charles Trowbridge) den amtierenden Gefängnisdirektor zu entlassen. Letzterer kündigt an, er werde zwecks Leitung der Haftanstalt einen neuen Mann berufen, lässt aber offen, wer es sein wird. Als Rice den Richter Zuhause besucht, überträgt er ihm selbst solches Amt und wünscht ihm bei Bewältigung der vor ihm liegenden Sisyphusarbeit viel Erfolg. Howland lässt sich nicht beirren, akzeptiert die Nominierung und öffnet dem Gouverneur in dem Augenblick die Haustür seines Apartments, als sein sechzehnjähriger Sohn Tommie (Edward Ryan) in Begleitung seiner volljährigen Schwester Anne (Mary Anderson) nach Hause kommt. Dass Tommie mit einem Modellauto bei einem Rennen gewann, interessiert ihn nicht. Stattdessen eröffnet der Witwer den beiden, dass sie demnächst mit Sack und Pack ins Staatsgefängnis umziehen werden, in die Wohnung des Direktors. Zuvor erwähnt er, dass er wohl wisse, dass der minderjährige Tommie, der aushilfsweise in einer Autowerkstatt arbeitet, sich beim Rekrutierungsbüro der US Marines gemeldet habe und ohne Führerschein Auto gefahren sei. Tommie ist zuletzt weder von ihrem Umzug noch von seinen Aussichten sonderlich angetan…
“There are moments in this extremely modest borderline noir when our temporarily suspended disbelief comes crashing to the ground”, schreibt John Grant für Noirish, und ich muss ihm zustimmen. Thomas Mitchell war ein wunderbarer Charakterdarsteller seiner Zeit, der auch einige Film-Noir-Klassiker zu veredeln half, etwa Anatole Litvaks Out Of The Fog (USA 1941) oder Robert Siodmaks Der schwarze Spiegel (USA 1946). Doch für einen Tough Guy wie den granitharten und erzreaktionären Gefängnisdirektor, den er in Within These Walls mimen soll, fehlt dem seinerzeit 52-jährigen einfach die physische Präsenz, wie sein Kontrahent Martin “Marty“ Deutsch sie in der Verkörperung durch Roy Roberts auf die Leinwand bringt. Insofern geraten hier sowohl die Handlungsentwicklung als auch das Finale mehr oder minder holprig. Gelungen ist das von vornherein zum Scheitern verurteilte Verhältnis zwischen Vater Michael Howland und seinem Sohn Tommie. Indessen der lebenshungrige Teenager Geld verdienen möchte und an Autorennen Interesse zeigt, begegnet ihm der Vater einzig mit Strenge und völligem Desinteresse. Tommie gerät in der Haftanstalt in die Fänge derer, die ihn für sich zu nutzen wissen und schmuggelt Briefe von Gefangenen nach draußen. Seine Schwester Anne sieht das Unglück zeitig voraus: dennoch ist hier der Anfang vom Ende schon zu ahnen. Demgegenüber ist Anne Howland, porträtiert von der unterschätzten Mary Anderson, viel zu bieder und zu brav. Ihre Rolle im Trio der mutterlosen Familie ist diejenige der Haushälterin für die zwei Herren. Sie studiert und arbeitet nicht, nein, sie serviert ihrem Vater das Frühstück im Büro und macht die “Besorgungen“. Müßig zu erwähnen, dass die in so einem Kontext längst fehlplatzierte Frau über 20 zur Liebe findet, indessen Tommie in die Gosse schlittert. Zu guter Letzt hat die Produktion eine für den Kontext ihrer Zeit durchaus relevante Botschaft, doch bringt sie sie auf solchem Schlingerkurs nicht adäquat an den Mann und an die Frau.
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“You’ve got even less brains than I gave you credits for, Deutsch.” – “Let’s cut out the cute stuff, Purcell.” Mit Mark Stevens als Häftling Steve Purcell, zugleich Chaufeur des Direktors, verzeichnet das Werk nach Mary Anderson einen weiteren Pluspunkt. Auch ansonsten lebt es von seinem für den Cineasten namhaften Ensemble – Norman Lloyd, Roy Roberts, Ralph Dunn, John Russell und Harry Shannon beleben die Geschichte und geben der Tagesroutine im Staatsgefängnis das Maß an Glaubwürdigkeit, dessen der Film unbedingt bedarf. H. Bruce Humberstone hatte mit seinem legendären Film Noir I Wake Up Screaming / Hot Spot (USA 1941) einen frühen Klassiker des Filmstils gedreht. Im Jahr seiner Premiere war dieses Werk seiner Zeit voraus und darf neben John Hustons Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) als Startpunkt des Film Noirs überhaupt gelten. Von solch einer Klasse ist Within These Walls, der einzig weitere Film Noir des Regisseurs, ganz weit entfernt. Als B-Produktion seines nicht zuletzt durch den Film Noir populären Studios – Otto Premingers Laura (USA 1944), John M. Stahls Todsünde (USA 1945) oder Robert D. Webbs The Spider (USA 1945) erschienen zeitgleich – bleibt er er viel zu tief im Mittelmaß hängen, um hier ernsthaft empfohlen zu werden.
Bis heute (2023) gibt es keine BD oder DVD des Films, der als enorm obskur gilt und lediglich in einigen Online-Portalen als ein Fernseh- bzw. Videomitschnitt zur Verfügung steht, ungekürzt und im Originalformat, allerdings nur in einer Fassung von miserabler Bild- und Tonqualität und natürlich ohne Untertitel.