Big Caper, The

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Bewertung
**
Originaltitel
The Big Caper
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1957
Darsteller

Rory Calhoun, Mary Castor, James Gregory, Robert H. Harris, Roxanne Arlen

Regie
Robert Stevens
Farbe
s/w
Laufzeit
84 min
Bildformat
Widescreen

 


 

© United Artists Corporation

Im sonnigen Kalifornien ist Schmalspurganove Frank Harper (Rory Calhoun) in einem Chrysler New Yorker Cabriolet auf dem Weg zu seinem Arbeitgeber, dem Betrüger Flood (James Gregory), der durch den Verkauf falscher Aktien und Goldminen zu Geld gekommen ist. Flood residiert in Oceanside, unweit von San Diego, wo er für sich und seine Freundin Kay (Mary Costa) für ein Jahr eine Luxusvilla mietete. Er liegt am Swimming Pool und liest Zeitung, indessen Kay sich nach einem Bad auf dem Sprungbrett in die Sonne legt. Flood ist überrascht, Frank heute schon so früh zu sehen. Als er jedoch hört, dass sich der wettsüchtige Mitstreiter beim Pferderennen um seinen Anteil an ihrem letzten Coup gebracht hat und folglich pleite ist, wundert ihn nichts mehr. Frank Harper insistiert darauf, dass sie sich wieder an die Arbeit machen und frisches Geld ergaunern und hat auch eine Idee mitgebracht. Sein Boss zeigt sich dazu nicht aufgelegt. Er will für einige Zeit pausieren und in der Abgeschiedenheit des Ortes nicht auffallen. Doch Harper stellt ihm Einnahmen von einer Million US-Dollar in Aussicht, die Lohngelder für das Camp Pendleton, eines Stützpunkts des US Marine Corps‘, dem Harper als Soldat einst selbst angehörte. Am 1. und am 15. jeden Monats würden, so Harper, die Lohngelder ausgezahlt. In der Nacht zuvor deponiere die Army das aus Los Angeles herbeigeschaffte Bargeld in einer Bankfiliale der kleinen Ortschaft San Felipe. Deren Safe könne der richtige Mann quasi mit einem Büchsenöffner knacken...

 

“Does it all make sense? Not really. Does it keep the momentum going once everything is in place for the finale? Not really.“ So fragt Kevin Matthews in seiner Besprechung des Films für For It Is Man‘s Number und gibt gleich die zutreffenden Antworten. Um jene Provinzbank auszurauben, deren Geldschrank man laut Harper mit einem Dosenöffner beikommen könne, betreiben Flood und seine Helfer einen Aufwand, der grotesk anmutet. Für vier Monate firmieren Frank und Kay als ein vermeintliches Ehepaar, das zu dem Zweck die Tankstelle des Ortes pachtet und sich als Spießbürger unter Spießbürgern in der Nachbarschaft einen Namen macht. Eines Tages kommen Flood und seine Mannschaft krimineller Handlanger und Experten, die vollständig aus Psychopathen besteht. Im Hauruckverfahren wird ein Plan ausgeheckt. Hier passt nichts zum bedächtigen und erfahrenen Betrüger, als welcher Flood uns vorgestellt wurde, der Gewaltverbrechen aufgrund der damit verbundenen Risiken vermeiden will. Allein seine Truppe aus hoch aggressiven, suchtkranken und impertinenten Vollidioten ist ein Risiko. Es passt auch nicht zum viermonatigen Ausharren Franks und Kays als den netten Neuen von der Tankstelle, deren Miteinander in der kleinbürgerlichen Einöde nur dazu dient, dass sie sich näherkommen und ineinander verlieben. Die zentrale Lächerlichkeit aber ist: Frank Harper, zu Beginn Urheber und Motor des Bankraubs, findet an dem eingangs so langweiligen Spießerglück Gefallen und will in Zukunft sein Leben bei Apfelkuchen, Barbecue und Scrabble-Partien mit den Nachbarn zubringen. Und Kay, seit Jahren Floods Geliebte, bricht vor lauter Neid auf das All-American Familienglück von nebenan in Tränen aus.

 

© United Artists Corporation

“United Artists' The Big Caper (…) first portion, provocative and neat as a pin, has all the makings of an off-beat entry before it pulls out all the tired old stops”, schrieb anlässlich der Premiere Bosley Crowther für die New York Times. Mit anderen Worten: Solange die drei zentralen Charaktere noch “Partners in Crime“ waren, versprach die Filmhandlung weit mehr Spannung, Kontroversen und Verwicklungen, als sie später einlöst. Die Verzwergung Kays und Franks in kreuzbrave Kleinstadtbürger, obgleich sie langsam voranschreitet, ist der reaktionäre Kern solcher x-ten Crime-Does-Not-Pay-Posse. Es lohnt sich daher, einen Blick auf jenen Drehbuchautor zu werfen, der die gleichnamige Romanvorlage (EA 1955) Lionel Whites für die Leinwand adaptierte. Martin Berkeley ist unter Cineasten vor allem für eines berüchtigt: Er denunzierte zu Beginn der 50er unter Eid etwa 155 Schauspieler, Autoren, Regisseure und andere für Hollywoods Filmindustrie tätige Menschen, die während der Schauprozesse vorm House Committee on Un-American Activities (HUAC) auf dem Höhepunkt der McCarthy-Ära in die Arbeitslosigkeit und ins Exil getrieben wurden. In diesem dunklen Kapitel der US-amerikanischen Geschichte war Berkeley eine zentrale Figur, und es erklärt auch den Tenor des Skripts. Denn im Grunde ist Frank Harper genau solch ein Typ: Überredet er zu Beginn seinen langjährigen Boss und Partner Flood wider dessen Überzeugung einen Bankraub durchzuführen, liefert er zuletzt diesen Mann der Justiz ans Messer und schwört der Flood ausgespannten Kay ewige Treue. Tut mir leid, Herr Berkeley, aber ich finde ihren Protagonisten schlicht abstoßend, und obendrein überzeugt das Schauspiel Mary Costas und Rory Calhouns nur bedingt. Mein Fazit: Martin Berkeleys und Robert Stevens‘ aus Film-Noir-Klischees zusammengestoppelten Aufguss kann man und sollte man sich schenken. 

 

Via Metro-Goldwyn-Mayer wurde das Werk in der US-amerikanischen Limited Edition Collection mit Originalton und ohne Extras als DVD-R (codefree, 2012) veröffentlicht, die trotz guter Bild- und Tonqualität aber am falschen Bildformat krankt. Der Film ist hier nicht im korrekten Widescreen-Format (1.66:1) sondern nur als Vollbild-Fassung (1.33:1) zu sehen.

 


 

Film Noir | 1957 | USA | Robert Stevens | Lionel White | Lionel Lindon | James Gregory | Paul Picerni | Ray Teal | Robert H. Harris | Tom Tully

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