Borkmanns punkt

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Borkmanns punkt
Kategorie
Neo Noir
Land
SWE
Erscheinungsjahr
2005
Darsteller

Sven Wollter, Eva Rexed, Thomas Hanzon, Lars-Erik Berenett, Ulf Friberg

Regie
Erik Leijonborg
Farbe
Farbe
Laufzeit
87 min
Bildformat
Widescreen

 


 

 

Stockholm, Schweden: Es ist spät am Abend, als ein Mann die Treppe eines schäbigen Mietshauses emporsteigt und eine Hand im Lederhandschuh an der Wohnungstür des Drogendealers Heinz Eggers klopft. Kaum hat er geöffnet, wird der junge Mann überwältigt, in seinem Schlafzimmer aufs Bett geworfen und mit Handschellen gefesselt. Eine Axt hebt und senkt sich mehrfach nieder… Der pensionierte Kriminalkommissar Van Veeteren (Sven Wollter) schlurft durch eine Seitenstraße und betritt ein Antiquariat, das trotz der vorgerückten Stunde noch geöffnet ist. Er hat bereits zu stöbern begonnen, als er namentlich angesprochen wird und im Anderen den ex-Häftling Krantze (Jonas Uddenmyr) erkennt, der vor sechs Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde und inzwischen Inhaber dieser Buchhandlung ist. Van Veeteren blickt ihn nicht ohne ein gewisses Erstaunen an und fragt ihn geradeheraus, wieviel er für seinen Laden haben möchte… Indessen ist das Areal vor der Mietskaserne, wo im dritten Stock Heinz Eggers wohnt, von der Polizei abgesperrt. Ein Beamter der Mordkommission namens Münster (Thomas Hanzon) fährt vor und ersteigt die Stufen bis zum Apartment des ermordeten Dealers. Seine Kollegin Eva Moreno (Eva Rexed) erklärt ihm die Situation. Sie führt Münster ins Schlafzimmer, wo die Leiche auf dem Bett zu finden ist, lediglich der abgetrennte Kopf liegt in einer Blutlache unterhalb dessen. Die beiden Kriminalbeamten befragen die über Eggers lebende Prostituierte Christin Reising (Katarina Ljung) als Zeugin… 

 

Viele der seit 25 bis 30 Jahren als Klassiker des “Nordic Noir“ populären Kinofilme und TV-Serien beruhen auf Vorlagen skandinavischer Kriminalschriftsteller. Dank einer oft fatalistischen und gesellschaftskritischen Härte verzeichneten sie erst in ihren Heimatländern, später international eine positive Resonanz. Zu den bekannten Autoren zählen Jo Nesbø aus Norwegen, dessen Hodejegerne (NOR/SWE/DNK/GER 2011) als erfolgreiche Verfilmung gilt, sowie der Däne Jussi Adler-Olsen, dessen Romane um Carl Mørck, starfversetzter Leiter einer Abteilung für ungelöste Fälle namens Department Q, mit Erbarmen (DNK/GER/SWE/NOR 2013) ihre erste Verfilmung erlebten. Gunnar Staalensen schrieb Bücher mit dem in Trontheim, Norwegen, tätigen Privatdetektiv Varg Veum, der seit Varg Veum – Bitre blomster (NOR/SWE/GER 2007) von Trond Espen Seim verkörpert wurde. Und natürlich hat Stieg Larssons Millenium-Trilogie (SWE/DNK/GER/NOR 2009) den Grad der Popularität solcher Sparte erheblich eweitert. Zwischen 1993 und 2003 verfasste der Schwede Håkan Nesser 10 Romane um den Kriminalkommissar Van Veeteren, die in den Jahren 2005 und 2006 mit Sven Wollter in der Hauptrolle teils verfilmt wurden. Lediglich Daniel Lind Lagerlöfs Carambole (SWE 2005) gelang ein Start im Kino, während die nachfolgenden fünf Apaptionen auf den Ramschtischen des Direct-to-Video-Markts landeten. Wollter hatte seinen Durchbruch mit dem überhaupt ersten Werk des “Nordic Noir“, mit Bo Widerbergs Der Mann auf dem Dach (SWE 1976) nach dem Roman Den vedervärdige mannen från Säffle (EA 1971, auf Deutsch 1973 als Das Ekel aus Säffle) von Maj Sjöwall und Per Wahlöö. Schon 2000 und 2001 hatte er nach den Büchern Håkan Nessers Van Veeteren verkörpert, und zum Zeitpunkt von Erik Leijonborgs Borkmanns punkt war er 70 Jahre alt.

 

Sicher, Sven Wollter ist ein guter Schauspieler. Aber im Roman (EA 1994, auf Deutsch 1999 als Das vierte Opfer), dem zweiten Buch aus Nessers Reihe, ist er nicht pensioniert, demgegenüber das Alter des Darstellers die Drehbuchautoren wohl zu dieser und zu anderen Änderungen zwang. Im Übrigen ist hier vieles ein Standardprozedere. Die Hatz nach dem Mörder wird dramaturgisch wenig raffiniert aufbereitet, und das Finale erweist sich als gleichermaßen altersmüde. Überzeugend ist Van Veeterens Beziehung zu seinem Sohn Erich (Joser Säterhagen), der eine Haftstrafe verbüßt und zum Vater selbst ein vorbelastetes Verhältnis hat. Sven Wollter kann den Film allein aber nicht retten, dessen Potential auf halber Strecke versandet und der anderen skandinavischen Film- und Fersehproduktionen jener Jahre nicht das Wasser reichen kann. Ein Ärgernis ist Borkmanns punkt sicher nicht; ein Muss ist das Werk für Freunde des Neo Noirs aus dem hohen Norden jedoch ebensowenig. 

 

Unter seinem deutschen Fernsehtitel Das vierte Opfer gibt es eine bild- und tontechnisch exzellente deutsche DVD (2005) der MFA+ FilmDistribution e.K. in Kooperation mit der ARD, ungekürzt im Originalformat inklusive der deutschen TV-Synchronisation, ohne die original schwedische Tonspur und auch ohne Untertitel. Eine Nessers Van Veeteren 1 betitelte 2-DVD (2006) im Schuber kombiniert Das vierte Opfer mit Rickard Petrelius Münsters Fall (SWE 2005, auch im Original Münsters fall), beide Filme ebenso ohne Originalton und ohne Untertitel. Die gleiche Kombination erschien als einzelne DVD (2006) auch auf einer  Lizenausgabe der Weltbild GmbH.

 


Neo Noir | 2005 | International | Erik Leijonborg | Sven Wollter

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