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Los Angeles, Kalifornien, im Jahr 1952: Sergeant Edmund Exley (Guy Pearce), der Sohn eines im Dienst ermordeten Inspektors und frisch von der Polizeiakademie, ist als Karriereanwärter bei seinen Kollegen unbeliebt. Sergeant Jack Vincennes (Kevin Spacey) ist ein glatter, mit Hollywood vernetzter Cop, der als Berater für die TV-Serie „Badge of Honor“ und Informant für den Journalisten Sid Hudgens (Danny de Vito) vom Skandalblättchen "Hush Hush“ sein Gehalt aufzubessern weiß. Officer Wendell "Bud" White (Russell Crowe) ist ein als gewalttätig bekannter Polizist, der gern auf eigene Faust handelt. Als am Heiligabend in der Polizeistation einige Gefangene brutal verprügelt werden, sorgt Edmund Exley als Zeuge dafür, dass Bud Whites Partner, der korrupte Sgt. Dick Stensland (Graham Beckel) vom Dienst suspendiert wird – gegen den Rat seines Vorgesetzten und Proteges, Captain Dudley Smith (James Cromwell). Der ambitionierte Ed Exley wird zum Detective Lieutenant befördert – und Bud White schwört Rache. Doch ein Blutbad mit sechs Toten in einer Bar namens „Nite Owl“ zwingt die drei Polizisten, gemeinsam an einem Fall zu arbeiten, denn unter den Opfern ist auch Stensland. Ihre Ermittlungen führen sie in einen Strudel aus Drogenhandel, Prostitution und Bestechung – und White auf die Spur des Callgirls Lynn Bracken (Kim Basinger), die mit dem reichen Pierce Patchett (David Strathairn) verbandelt ist, der seinen Kunden gern Besonderes bietet...
Kein einziger Retro Noir nach
Chinatown (USA 1974) vermochte die Atmosphäre einer vergangenen Ära so eindringlich und glaubwürdig zu rekonstruieren wie
L.A. Confidential. Der Film lebt von einer klassischen Film-Noir-Handlung mit Fallstricken und überraschenden Wendungen – vor allem aber von seinen Charakteren. Sie sind durch und durch ambivalent, vielschichtig und in keinem einzigen Fall in Schubladen zu ordnen. Regisseur Curtis Hanson gab an, dass ihn genau das an der gleichnamigen Buchvorlage James Ellroys so fasziniert habe, weit mehr als die Story selbst. Die Schauspieler sind perfekt gewählt und überzeugen in ihren versierten Darstellungen bis zum Schluss.
L.A. Confidential wurde vom Kinopublikum und von den Kritikern positiv aufgenommen und wurde für neun Oscars nominiert. Davon gab es am Ende immerhin zwei: für Kim Basinger als die beste Schauspielerin in einer Nebenrolle und für Curtis Hanson und Brian Helgeland für das beste adaptierte Drehbuch.
Trotz vieler Subplots und der Komplexität seiner Haupthandlung bringt
L.A. Confidential seine Sache mit Tempo voran und verliert nie den Anschluss an seine Voraussetzungen. Die Hommage an den klassischen Film Noir verdankt sich der Liebe zum Detail, doch hat Hanson mit Blick auf die Fotografie und die technische Umsetzung bewusst auf einen allzu nostalgischen Look verzichtet. Zwecks Vorbereitung des Drehs in der Stadt Los Angeles zeigte er seiner Crew und den Schauspielern mehrere Film Noirs, u.a. Robert Aldrichs
Rattennest (USA 1955) sowie
Hölle 36 (USA 1954) und
Der Henker ist unterwegs (USA 1958), die letzten beiden jeweils von Don Siegel. Vor allem überzeugt an Curtis Hansons Neo Noir aber dessen über weite Strecke´n herausragendes Drehbuch. Lynn Bracken zu Bud White:
"You're the first man in five years who didn't tell me I look like Veronica Lake inside of a minute."
Die BD und auch die DVD-Ausgabe (2000) von Warner Bros. bringen den Film - wie nicht anders zu erwarten - in einer jeweils qualitativ hochwertigen Edition: deutsche, englische, spanische Tonspuren, haufenweise Untertitel, und neben dem original US-Kinotrailer noch drei kurze Dokumentationen als Extras. Ein Muss für jeden Cineasten und einer der 10 besten Neo-Noir-Filme aller Zeiten!
Gestern Abend zum ersten Mal angeschaut. Sicher: "L.A. Confidential" ist ein wenig besser und atmosphärischer als manch andere Beiträge der "Neuzeit". Doch um mit den besten der alten Film Noirs mitzuhalten, fehlt einfach etwas.
Kurz vor "L.A. Confidential" habe ich mir Robert Siodmaks klassischen "Gewagtes Alibi" (1948) mal wieder reingezogen. Ein Russell Crowe ist im Vergleich eben kein Burt Lancaster; auch die Ausstrahlung eines Dan Duryeas wird von keinem der Darsteller in "L.A. Confidential" erreicht, noch besitzt Regisseur Curtis Hanson das Gespür und die Stilsicherheit Robert Siodmaks. Noch vor dem oben vom Autor erwähnten "Chinatown" (1974) von Roman Polanski bleibt Sergio Leones düsteres Gangsterepos "Es war einmal in Amerika" (1984) bis auf weiteres für mich das einzige untadelige Ausnahmewerk des Genres aus den vergangenen 40 Jahren.