Geheimdienst schlägt zu

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
I’ll Get You For This / Lucky Nick Cain
Kategorie
Film Noir UK
Land
UK
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller

George Raft, Coleen Gray, Enzo Staiola, Charles Goldner, Walter Rilla

Regie
Joseph M. Newman
Farbe
s/w
Laufzeit
81 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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An der Klippenküste der malerischen Ortschaft San Paolo an der italienischen Riviera schleicht des Nachts ein Mann (Martin Benson) aus einer durch eine Holztür verschlossenen, in den Fels eingelassenen Höhle. Er bemerkt nicht, dass er fortan von dem US-Agenten Kennedy (Donald Stewart) verfolgt wird. Im Schutz der Dunkelheit gelingt es letzterem, dem Mann durchs Dickicht der dunklen und einsam liegenden Gassen der italienischen Küstenstadt zu folgen. Schließlich tritt ersterer in ein Haus, wo im Basement drei Herren um einen Tisch sitzen und Geldbündel sortieren, während der Ankömmling sich dazusetzt. Als Kennedy sich vorbeugt, um besser sehen zu können, tritt er eine Blechdose die abschüssige Gasse hinunter, und die Gruppe springt auf und eilt zum Fenster. Einer der vier (Peter Bull) schnellt aus der Tür, aber Kennedy ist bereits im Laufschritt die Treppe hinunter und außer Sicht… Im Sonnenschein eines Sommertages erreicht ein Zug den Bahnhof San Paolos, und der US-Amerikaner Nick Cain (George Raft), dessen Beruf das Glücksspiel ist, tritt ins Gewühl der Straße, wo er sofort die Bekanntschaft des zehnjährigen Toni (Enzo Staiola) macht, der sich als Schuhputzer verdingt. Cain findet Gefallen an dem Jungen, den er per Taxi mit seinem Gepäck ins Hotel Continental zu fahren beauftragt. Im gleichen Augenblick heißt ihn dessen Geschäftsführer Miles Travers (Hugh French) auf offener Straße in San Paolo willkommen, einer der Männer, die des Nachts im Souterrain beisammen saßen…

 

“Middling George Raft vehicle plays like washed out noir (…), based on a James Hadley Chase novel“, schreibt Roderick Heath für This Island Rod und sagt damit schon alles Wesentliche. Der britische Kriminalschriftsteller James Hadley Chase lieferte ab 1948 zahlreiche Romanvorlagen für den europäischen Film Noir, ab den 70er Jahren mitunter gar für den US-amerikanischen Neo Noir. Nach St. John Legh Clowes‘ König der Unterwelt (UK 1948) mit Jack La Rue als US-amerikanischem Gaststar, Adaption von Chases Debütwerk Keine Orchideen für Miss Blandish (EA 1939, auf Deutsch 1954), war Geheimdienst schlägt zu erst die zweite Verfilmung eines Buchs des populären Autors. Vorlage war der Roman Der Sarg mit dem doppelten Boden / Ein Schlummertrunk vom Boss (EA 1946, auf Deutsch 1955), der wie seine Verfilmung im Original I’ll Get You For This betitelt wurde, in Deutschland aber unter dem dämlichen Titel Geheimdienst schlägt zu in die Kinos kam. Tatsächlich geht der Berufsspieler Nick Cain in San Paolo einer Bande von Geldfälschern in die Falle und wird in dem Mordfall des US-Agenten Kennedy zum Hauptverdächtigen. Letzterer war den Gangstern auf der Spur, bezahlte seine Enttarnung jedoch mit dem Leben. Mehr Geheimdienst gibt es im Film quasi nicht, der davon erzählt, wie Cain im Verbund mit der hübschen Kay Wonderly (Coleen Gray), die als US-Amerikanerin ihr Kunststudium in Paris aus Mangel an Talent abbrach und im Casino beim Baccara ihr letztes Geld verlor, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen versucht. Es ist nicht zuletzt dem usprünglich aus Prag nach England emigrierten Kameramann Otto Heller (Hafen der Versuchung, UK 1947) zu verdanken, dass Geheimdienst schlägt zu atmosphärisch über sein Budget hinausweist und deutlich dem Filmstil des Film Noirs zuzurechnen ist.

 

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Mit seinen österreichischen, englischen, deutschen, italienischen und US-amerikanischen Darstellern ist der Film eine für die Epoche ungewöhnlich internationale Produktion. Zur Zeit der McCarthy-Ära und mit Blick auf die beginnende Krise des Studiosystems in Hollywood waren US-amerikanische Filmstars, deren Namen stets einiges an Zugkraft mit sich brachten, im England der frühen 50er Jahre gern gesehen. Lizabeth Scott, Arlene Dahl, Mark Stevens, Dan Duryea, Paul Hendreid, Dane Clark und andere in den 40er Jahren erfolgreichere US-Schauspieler traten in den 50er Jahren in B-Produktionen des sogenannten Brit Noirs auf. George Raft hatte mit 49 Jahren seine beste Zeit längst hinter sich und sieht zudem älter aus, als er wirklich war. Seine Romanze mit der 21 Jahre jüngeren Coleen Gray wirkt forciert, aber das mag am grundsätzlich steifen, limitierten Repertoire des Darstellers Raft liegen. Bemerkenswert ist allemal, dass im Fall von Geheimdienst schlägt zu neben Gray und Raft mit Joseph M. Newman sogar ein US-amerikanischer Regisseur verpflichtet wurde. Alles in allem ist das Werk jedoch nur mittelprächtig, wie Roderick Heath bereits feststellte, denn konträr zu den Drehorten und Otto Hellers Kameraarbeit hat die Geschichte selbst wenig zu bieten und ist sogar bei einer Laufzeit von nur 81 Minuten nicht sonderlich spannend.

 

Obwohl inzwischen fast alle der Film Noirs mit George Raft in restaurierten Fassungen vorliegen, gibt es bis heute (2022) weltweit keine BD- oder DVD-Edition des Films, der online als TV-Mitschnitt ungekürzt in einer bild- und tontechnisch unterdurchschnittlichen Fassung mit dem Originalton, ohne Untertitel und im korrekten Bildformat zur Verfügung steht.

 


Film Noir | 1951 | UK | Joseph M. Newman | James Hadley Chase | Otto Heller | Anthony Dawson | George Raft | Martin Benson | Coleen Gray | Constance Smith | Greta Gynt

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