Judge, The

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Psychologische Verteidigung


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Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Judge
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller

Milburn Stone, Katherine DeMille, Paul Guilfoyle, Stanley Waxman, Norman Budd

Regie
Elmer Clifton
Farbe
s/w
Laufzeit
69 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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Strafrichter Allan J. Brooks (Jonathan Hale) berichtet, wie er in seinem Aktenschrank Fälle vieler Krimineller verwahrt und einen sicher niemals vergessen wird. Denn Rechtsanwalt Martin Strang (Milburn Stone) war nicht in einem engeren Sinne kriminell gewesen und hatte dennoch versucht, sich über das Gesetz zu stellen… Alles begann im Frühsommer des letzten Jahres. Der von Strang erfolgreich verteidigte, psychopathische Mörder James Tilton (Norman Budd) lebte in einem billigen Hotel und tigerte in der Mittagshitze in der verwahrlosten Stube auf und ab, indessen in einem der angrenzenden Zimmer der 11-jährige Tony Torreno (Al Rosman), ein Junge mit einem verkrüppelten Fuß, zum monotonen Ticken des Metronoms auf seiner Violine spielte. Doch als jener zu Ludwig Van Beethovens Violinkonzert wechselte, konnte es James Tilton in seinem Zimmer nicht länger aushalten. Tonys Hund hörte, wie sich eine Tür zum Korridor öffnete und er schlug an und bellte. Der Junge versuchte ihn zu beruhigen und setzte sein Spiel fort. Da stand plötzlich Tilton in der Tür, eine Pistole in der Hand und mit schweißfeuchtem Gesicht erchoss er erst den jungen Musiker und dann dessen Hund… Am frühen Morgen klingelt in Martin Strangs Apartment das Telefon. Police Lieutenant Edwards (John Hamilton) versucht ihn zu erreichen, doch Strang sitzt vor dem Haus in einem Taxi und sieht seine Frau Lucille (Katherine DeMille) mit einem Kuss von ihrem Liebhaber Dr. James Anderson (Stanley Waxman) Abschied nehmen…

 

“The plot is pure film noir, but the film’s production values are even cheaper than the usual B-film noir", schreibt Dennis Schwartz in seinem populären Blog und so ist es allemal. In der mit sichtlich bescheidenem Budget gedrehten B-Produktion des Poverty-Row-Studio Film Classics steckt jedoch ein deutlich besserer Film, als derjenige, den der Zuschauer zu sehen bekommt. Sowohl die dem Werk zugrunde liegende Erzählung, die zu nicht näher definierten Teilen von Julius Long erdacht und von Anson Bond für das Drehbuch adaptiert wurde, als auch die in ihr skizzierten Rollencharaktere zeigen Potential. Letzteres kommt vor allem in der zweiten Hälfte des Films nicht zur Entfaltung, denn das Werk kommt dramaturgisch nicht in einen Fluss, sondern stottert in wenig ausbalancierter Weise mal zu hastig und mal zu ausführlich von einer Szene zur nächsten. Es dürfte vor allem dem Autor und Regisseur Elmer Clifton, einem bereits seit 1912, also seit frühen Stummfilmtagen im Geschäft befindlichen Akteur Hollywoods, anzukreiden sein, dass er diesen Film Noir so nachlässig und fade seinem Ende zuführte, wie er es seit 1935 für eine lange Liste vergleichbarer Billig-Produktionen zu tun gewohnt war. Nach einem vielversprechenden Start in die Filmkarriere, wo er nach Abbruch seiner Laufbahn als Schauspieler in den 20er Jahren vor allem als Regisseur tätig war, begann sein Stern Ende des Jahrzehnts zu sinken. Mitunter bis zu 7 Filme pro Jahr brachte Clifton mit minimalem Aufwand ins Kino. The Judge wurde einer der letzten, denn im Oktober 1949 verstarb Clifton an einer Hirnblutung. Beim nachfolgenden Verführt (USA 1949) erlitt er erst einen Herzinfarkt, und Produzentin Ida Lupino übernahm die Regie, ohne dass sie dafür im Vor- oder Abspann gewürdigt wurde. Zu dem Zeitpunkt war The Judge womöglich schon vergessen; dabei lohnt sich, dem Film noch den einen oder anderen Gedanken zu gönnen.

 

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”I’m sick and tired of gettin’ pushed around. I’m not gonna get shoved in no more corners.” Paul Guilfoyle spielt den Underdog William Jackson, einen seit Kindesbeinen mit Schlägen und Spott bedachten Straßenhändler und Gelegenheitsdieb, der im Affekt einen Polizeibeamten erschießt. Aber es ist Milburn Stone in einer seiner ganz wenigen Hauptrollen, der als skrupelloser Rechtsanwalt Martin Strang den Film beherrscht. Strang kann den ebenso frustrierten wie aggressiven Jackson aufgrund eines Formfehlers aus den Klauen der Justiz befreien und hat ihn nun in der Hand, um einen perfiden Racheplan in die Tat umzusetzen… Obwohl das Werk, wie Dennis Schwartz zu Recht schlussfolgert, durchweg ein Film Noir ist, gelingt es den Kameramännern Ray Foster und Benjamin H. Kline (Detour, USA 1945) nicht, dem Film optisch jene für den Filmstil so typische Finesse angedeihen zu lassen. Zuletzt überrascht auch Katherine DeMille, Stieftochter Cecil B. DeMilles und Ehefrau Anthony Quinns, in ihrer letzten Filmrolle als kühle Femme fatale. Trotzdem bleibt man nach all den mitunter das Autorenkino kommender Jahrzehnte streifenden Versprechen enttäuscht zurück. Was hätte ein Ted Tetzlaff, ein Jacques Tourneur oder ein Samuel Fuller auf dem Regiestuhl aus diesem Stoff wohl herausgeholt?

 

Es gibt eine US-DVD (2008, codefree) der Alpha Video Distributors, Inc. mit dem Film ungekürzt und im Originalformat, allerdings in der für viele Filmwerke der Public Domain typisch miserablen Bild- und Tonqualität mit dem original englischen Ton ohne Untertitel und ohne Extras.

 


Film Noir | 1949 | USA | Elmer Clifton | Benjamin H. Kline | John Hamilton | Jonathan Hale | Milburn Stone

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