Claus Wiese, Bjørg Riiser-Larsen, Eva Bergh, Ingolf Rogde, Einar Vaage
Oslo, Norwegen: In Handschellen und in einem Polizeiwagen wird der Automechaniker Erik Hauge (Claus Wiese) auf die Hauptwache gebracht, wo er seinen Anwalt (Gisle Straume) trifft, der ihn stante pede fragt,ob das denn hat sein müssen. Erik bejaht und beginnt, ihm seine Geschichte zu erzählen, die im letzten Frühjahr begann, als er das erste Mal Sonja Rentoft (Bjørg Riiser-Larsen) begegnete. An einem sonnigen Werktag arbeitete Erik Hauge wie gewöhnlich in der Autowerkstatt, als die reich verheiratete Frau Rentoft mit ihrem Cabriolet auf den Hof fuhr. Sie ging in die Werkshalle, sah sich kurz um und entdeckte Erik, auf den sie zielstrebig zusteuerte. Weil sein Chef am Telefon sei und sie nur wenig Zeit habe, wünschte sie, dass er sich mal ihren Vergaser anschaue, und der Mechniker folgte der Dame zu ihrem Wagen. Das nahmen Eriks Kollegen Toresen (Einar Våge) und Karlsen (Bjørn Breigutu) zum Anlass, um einige Scherze über jenes luxuriöse und teure Modell vom Stapel zu lassen, dass es offenbar auf ihren Kollegen abgesehen habe. Indessen sich Erik um Frau Rentofts Vergaser kümmert, ist schnell klar, dass sie beide an mehr als nur an dem Auto ein Interesse haben. Sobald die Dame mit ihrem Cabriolet vom Hof ist, fragt Toresen seinen Kollegen Erik, ob er denn nicht seine Verlobte Marit (Eva Bergh) heiraten wolle, und jener reagiert schroff… Hauge wohnt bei seiner Zimmerwirtin Thea Mikkelsen und ist in Kleidung auf dem Bett eingeschlafen, als Marit mit neuem Hut und Jacket hereintritt…
Unter seinem internationalen Titel Death Is A Caress lief dieser norwegische Film Noir, von dem manche behaupten, er sei aus jener klassischen Ära überhaupt der einzige des Landes, im August 2018 auf dem Noir Film Festival in Krivoklat, Tschechien. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans (EA 1948) aus der Feder von Arve Moen rangiert im Fahrwasser der Adaptionen von James M Cains rabenschwarzen Büchern der 30er Jahre, die mit Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) und Tay Garnetts Im Netz der Leidenschaften / Die Rechnung ohne den Wirt (USA 1946) zum Kernbestand des US-amerikanischen Film Noirs gerechnet werden müssen. Dabei hatten sowohl Pierre Chenal mit Le dernier tournant (FRA 1939) als auch Luchino Visconti mit Ossessione – von Liebe besessen / Besesssenheit (ITA 1943) jenen von Garnett verfilmten Cain-Roman Die Rechnung ohne den Wirt (EA 1934) schon zuvor auf die Leinwand gebracht. Vor allem Viscontis Film ist eigen, was im Hollywood der 40er Jahre in der Form undenkbar gewesen wäre, nämlich Erotik. Und genau das zeichnet auch Edith Carlmars Døden er et kjærtegn aus: eine verblüffend eindeutige Bildsprache in Bezug auf die sexuelle Anziehung der beiden Protagonisten und deren zunehmenden Rausch der Sinne, darin sie gefangen sind. Aber es ist eben nicht dieses Besondere, es ist der Alltag mit seinen Anforderungen und mit seinen Menschen um sie herum, der sie in Krisen treiben lässt und aneinander (ver-)zweifeln lässt. Edith Carlmar, Regisseurin des Films, hat genau dafür ein Gespür und rückt solche psychische Disposition der Femme fatale Sonja und deren Konsequenzen für den aufrichtigen und von Liebe und Libido getriebenen Liebhaber Erik in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit für ein schon bald extremes Wechselbad der Gefühle.
Dass dieser norwegische Film Noir in seiner Zeit von einer Frau gedreht wurde, bringt ihn so wie die anderen Filmwerke Edith Carlmars heute auch international in den Fokus der neuen Rezeption von Filmklassik. Seine Schauspieler waren jeweils nur kurz in Filmproduktionen aktiv. Eva Bergh allerdings spielte an der Seite von John Mills die weibliche Hauptrolle in Robert Hamers britischem Film Noir The Long Memory (UK 1953). Neben dem mexikanischen Film Noir gelangt aktuell auch der skandinavische Film, der eindeutig oder zumindest in wesentlichen Aspekten dem Filmstil zuzurechnen ist, auf internationalen Filmfestivals wieder zur Aufführung. Im Fall von Døden er et kjærtegn dürfte es vor allem dessen explizit freizügiger Umgang mit dem Hinweis auf erotische Aspekte und die ambivalente Herangehensweise an Fragen nach Schuld und Unschuld gewesen sein, die in den späten 40er Jahren eine internationale Rezeption des konsequent inszenierten und gespielten Films verhinderten. Der Roman und der Film waren darin ihrer Zeit deutlich voraus.
Eine norwegische DVD-Edition (2014) von Nordisk in deren Reihe Norske Klassikere beinhaltet das Werk ungekürzt und im Originalformat, obendrein bild- und tontechnisch gut restauriert und inklusive der original norwegischen Tonspur und mit norwegischen und sogar mit englischen Untertiteln, dazu als Extras mehrere Filmografien. Empfehlenswert!