Danny Glover, Pam Grier, Michelle Rodriguez, Sergej Trifunović, Sarita Choudhury
New York: Die aus Indien stammende Box (Sarita Choudhury) hat das Taxinunternehmen Lady Luck Cabs Co. von ihrem Vater geerbt, doch schwarze Zahlen schreibt die Firma seit Jahren nicht. Heute Morgen schlägt sie sich am Telefon mit der Bank herum, die ihr nach 15 Jahren Treue kein Darlehen gewähren will. Ihre rechte Hand im Büro, Henry (Arjun G. Awtramani), hat alle Hände voll zu tun die resolute Box zu unterstützen. Als die Puertoricanerin Salgado (Michelle Rodriguez) von ihrer Nachtschicht zurückkommt, ist Box außer sich, weil sie erneut zu spät ist und versucht, das mit einem Stau zu entschuldigen. Der aus Bosnien-Herzogowina stammende Rasha (Sergej Trifunović) fährt erst seit fünf Wochen für das Unternehmen, hat in dieser Zeit jedoch ebensoviele Unfälle verursacht. Trotz Ausfällen durch Krankmeldungen und Kündigungen wegen eines Serienkillers, der in der vergangenen Nacht einmal mehr einen Taxifahrer ermordete und das wegen lumpiger 75 US-Dollar, droht Box Rasha mit seinem Rauswurf, sollte sich das nochmals wiederholen… Nachdem die Dunkelheit über New York hereingebrochen ist, übergibt Charles “Hershey” Riley (Danny Glover) das Taxi an seinen indischen Kollegen Singh (Aasif Mandvi). Hershey hat sich ein Buch von ihm ausgeliehen und die beiden reden über Grabräuber und das Leben nach dem Tod, bevor Singh im strömenden Regen ins Taxi einsteigt und ein Foto von sich und seiner Tochter ans Amaturenbrett pint. Der hinkende Hershey tritt indessen den Heimweg an…
Der Autor und Regisseur Lee Davis war während der 90er Jahre bei seinem Mentor Spike Lee tätig, bevor er mit 3 A.M. den ersten eigenen Kinofilm inszenierte, darin Spike Lee als Taxigast einen Cameo-Auftritt hat. Doch der Film um drei Angestellte eines Taxiunternehmens in einer Nacht in New York, das von einem Taximörder in einen Ort der Unsicherheit verwandelt wird, floppte auf ganzer Linie und wurde in Übersee meist nur als DVD veröffentlicht - in Deutschland unterm Titel Drei Stunden nach Mitternacht. Lee Davis arbeitete fortan für das Fernsehen und drehte Dokumentarfilme. So blieb 3 A.M. sein einziges Drama für die Leinwand, das noch heute von US-Kritikern belächelt und verrissen wird. Mir persönlich ist das ein Rätsel. Obwohl der Film zu Spike Lees Summer of Sam (USA 1999) und Jim Jarmuschs Night On Earth (FRA/UK/GER/USA/JPN 1991) Parallelen aufweist, obgleich seine Handlungsstränge komplex ineinander verwoben sind und einige Nebenfiguren der Lady Luck Cabs Corporation zu kurz kommen, ist 3 A.M. ein oftmals couragiertes und von feinen Dialogen gezeichnetes Filmdrama, das sich durch atmosphärische Drehorte in New York, durch exzellentes Schauspiel und glaubwürdige Rollencharaktere auszeichnet. Mit seinen indischen Einwanderern, denen aus Lateinamerika und Bosnien-Herzogowina sowie natürlich seinen Afro-Amerikanern repräsentiert der Mikrokosmos des Films auf eine unaufdringliche und doch unübersehbare Weise den Melting Pot der Metropole am Hudson River. Zu Missverständnissen führte womöglich das Marketing. Trotz seines Serienkillers will sich 3 A.M. nicht auf eine Thriller-Handlung festlegen: das Werk bietet letztlich mehr. Während das für viele “zu wenig Thriller“ bedeutet, ist sein Fokus auf die Rollencharaktere für mich, was Lee Davis‘ Debüt in die Nähe des Film Noirs rückt.
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Alle drei - Hershey, Rasha, Salgado - verfolgt ihre jeweils dunkle Vergangenheit: ein Kriegstrauma oder die Erfahrung der Armut und Zwangsprostitution, das Ende einer Sportkarriere und das einer Ehe. Zum Überleben reicht es, für ein Leben ist es jedoch zu wenig. Oder zumindest scheint es inmitten der Einsamkeit, darin sie alle Zuhause sind, nur so und nicht anders möglich. Neben den drei Protagonisten stechen Pam Grier, Paul Calderon, Bobby Cannavale, John Ortiz und Mike Starr mit punktgenauen Portraits ihrer Figuren heraus. 3 A.M. ist keinesfalls eine Erzählung ohne Thrill. Das Werk kombiniert das Melodram von Film Noirs à la Deadline At Dawn (USA 1947) oder Taxi 539 antwortet nicht (USA 1953) mit jener Melancholie des Neo Noirs, wie sie in Atlantic City, USA (FRA/CAN 1980) oder auch in Boiling Point (USA/FRA 1993) zu finden ist. Das Ergebnis ist kein Meisterwerk, sehr wohl aber bemerkenswert - nicht zuletzt, weil es unter dem falschen Etikett „Action“ verkauft und dann so vollends ignoriert und vegessen wurde.
Von den diversen deutschen DVD-Veröffentlichungen behauptet das Cover der DVD (2004) der EuroVideo Medien GmbH den Film im Bildformat 16:9 (Widescreen) zu beinhalten, aber das ist falsch etikettiert - auch hier ist wie bei bei anderen hiesigen Verröffentlichungen das Bildformat 4:3 (Vollbild) und das gilt auch für die Editionen aus den USA und aus England. Ob der Film, der in den USA und in Schweden auch auf Filmfestivals und im Kino lief, tatsächlich in diesem Format gedreht wurde, ist unklar. Alle DVDs zeigen den Film ungekürzt mit dem original englischen Ton und mit einer deutschen Synchronisation ohne Untertitel und ohne Extras.