Derren Nesbitt, Colin Gordon, Ann Lynn, Keith Faulkner, William Morgan Sheppard
London, England, im südwestlichen Stadteil Twickenham: In der Eastern Counties Bank räumen deren Direktor Mr. Spencer (Colin Gordon) und sein Mitarbeiter John Musgrove (John Chappell) am Samstagnachmittag vor dem Osterwochenende das Bargeld in den im Keller gelegenen Safe, der sich in einem eigens daür vorgesehenen Raum befindet. Als die beiden in den Korridor treten, wartet dort Mr. Spencers Assistentin Rose Taylor (Ann Lynn), die neben dem des Direktors einen zweiten Schlüssel zum Verschließen der schweren Safetür besitzt und die Spencer jetzt das Prozedere zu beenden hilft. Der Direktor löscht das Licht und die drei kehren über die Treppe in die oben gelegenen Büroräume zurück… Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Bank parken Griff (Derren Nesbitt) und die mit ihm befreundeten Brüder Len (Keith Faulkner) und Alec (William Morgan Shepard) in einem Lieferwagen ihrer Autowerkstatt. Vom heutigen Abend bis Dienstagmorgen herrscht in England die arbeitsfreie Osterzeit. So warten die drei darauf, dass die Bankangestellten das Gebäude verlassen, um dann ungestört den Safe zu öffnen und das gelagerte Bargeld zu stehlen. Im Inneren der Bank jedoch bittet der Direktor Mr. Spencer (Colin Gordon) seine Assistentin Rose Taylor (Ann Lynn) heute noch länger zu bleiben, da er einige Dinge nacharbeiten wolle. Die meisten der Angestellten haben die Bank schon verlassen. Lediglich Spencer, Taylor und Musgrove sind stets in ihren Büros, und die drei Bankräuber werden langsam nervös…
"A heist movie is nearly always engrossing and that’s particularly the case when (…) nothing much goes right for anyone from the beginning“, schreibt Colin McGuigan für Riding The High Country über diesen Post Noir und liegt damit völlig richtig. Solcher Low-Budget-Thriller des englischen Regisseurs Veron Sewells, dessen Karriere bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts rückdatiert und der mit Bigamie…? (UK 1948) frühzeitig einen klassischen britischen Film Noir inszenierte, ist von Anbeginn bis zur letzten Einstellung spannend und zeichnet sich vor allem durch seine perfekte Dramaturgie und Schnittfolge aus. Die Geschichte ist wie bei vielen anderen um den Einbruch in eine Bank gestrickten Thrillern denkbar simpel: Drei Gangster überfallen die Bank, stehlen das Bargeld, doch dann… wissen sie plötzlich nicht so genau, was sie mit den Zeugen ihres Tuns anfangen sollen, da sie ja die Zeit bis Dienstag nutzen wollen, um sich unerkannt aus dem Staub zu machen. Sollte der Überfall noch vor Ende der Osterfeiertage bei der Polizei bekannt werden, wäre ihre Flucht gefährdet. Also sperren sie Mr. Spencer und Rose Taylor in den Raum mit dem Safe, den “Strongroom“ des Filmtitels, und hauen ab. Kaum aber sitzen sie im Auto, wird ihnen klar, dass dieser Raum hermetisch abgedichtet sein muss und die beiden Insassen innerhalb der nächsten 12 Stunden die vorhandene Atemluft verbraucht haben dürften. Einen Bankraub nehmen die drei Automechaniker, die bis dato nie mit dem Gesetz in Konflikt gerieten, auf ihre Kappe. Ein Mord aber muss auf jeden Fall verhindert werden… Wie lässt sich folglich das Überleben der beiden Gefangenen sicherstellen, ohne die Beute und die Flucht zu gefährden? Aus solcher Frage zieht der Film seine Spannung, und sowohl die Autoren Richard Harris und Max Marquis als auch vor allem Regisseur Vernon Sewell sorgen dafür, das die B-Produktion über sich hinauswächst und konsequent dunkel und fatalistisch bleibt.
Die an dem Post Noir Im Safe wartet der Tod beteiligten Talente vor und hinter der Kamera haben in der internationalen Filmgeschichte kaum Spuren hinterlassen. Die meisten von ihnen kamen früher oder später beim Fernsehen unter. Dennoch zeigt gerade dieser Film, dass die späten 50er und frühen 60er Jahre in England manchen Nachzügler des Film Noirs hervorbrachten, der als unabhängige Produktion in der Retrospektive zu überraschen weiß. Ebenfalls mit Derren Nesbitt und Keith Faulkner hatte Vernon Sewell erst im Vorjahr Der Tod fährt mit (UK 1961) inszeniert, nachdem er mit Soho Incident / Spin A Dark Web (UK 1956) einen ganz klassischen Film Noir samt dem US-amerikanischen Gaststar Faith Domergue (Where Danger Lives, USA 1950) als Femme fatale gedreht hatte. Doch einzig Derren Nesbitt war eine längere Karriere in Film und Fernsehen bestimmt, die inzwischen sechs Jahrzehnte andauert und ihn gemeinsam mit Michael Caine, Frank Sinatra und Sylvia Syms auftreten ließ. Im Safe wartet der Tod ist ein Thriller, der sich für Freunde des klassischen Film Noirs in Schwarzweiß lohnt und der trotz eines sichtbar kleinen Budgets auch erfahrene Cineasten zu erfreuen weiß.
Erstklassige DVD-Edition (2008) der Odeon Entertainment via Euro London Films in deren The Best Of British Collection mit dem Film ungekürzt im Originalformat inklusive der original englischen Tonspur ohne Untertitel. Bild und tontechnisch ist die restaurierte Fassung nicht brillant, doch dass der Film es überhaupt zu einer solchen Edition inklusive vierseitigem Booklet und Filmessay von Allen Byron brachte, ist per se bemerkenswert.