Faith Domergue, Lee Patterson, Rona Anderson, Martin Benson, Robert Arden
© Columbia Pictures Corporation
Der Abend und die Dunkelheit sind über London hereingebrochen und in der Sporthalle des alten Tom Walker (Joss Ambler) beobachtet der Inhaber zusammen mit seinem Sohn Bill (Peter Hammond) das Trainig zweier Boxer im Ring. Auch der kanadische ex-GI Jim Bankley (Lee Patterson) trainiert vor Ort und hält sich fit. Als Bills Schwester Betty (Rona Anderson) ihren Vater Tom über einige Schecks informiert, die er unterzeichnen und per Post aufgeben müsse, erkundigen sich die beiden, ob sie denn auch zu Bills Preiskampf am heutigen Abend erscheinen werde. Natürlich käme sie, antwortet Betty, jener Kanadier Jim Bankley wolle sie dorthin begleiten. Doch als sie Jim darauf anspricht, gibt er ihr zu verstehen, dass er absagen müsse. Ein Freund, den er schon seit vielen Monaten in London aufzutreiben hoffte, sei endlich gefunden, und heute Abend müsse er sich mit ihm treffen. Betty Walker ist sichtlich enttäuscht, doch ihren Fragen weicht Jim aus und verabschiedet sich kurzerhand… Nach einem längeren Fußweg durch das nächtliche Stadtviertel Soho kommt Jim Bankley endlich an der am Soho Square gelegenen Firma Trident Sporting Enterprises an. Im Hinterhaus steigt er die Treppe empor und stößt oben im Vorzimmer auf Sam (Sam Kydd), der auf Jim Bankleys Frage nach seinem Landsmann und Buddy Roe Barrow (Robert Arden) jenen darauf hinweist, dass er besser abhauen solle. Aber so schnell lässt sich ein Jim Bankley nicht abspeisen, worauf Sam seinerseits denkt, schnell handgreiflich werden zu müssen…
Das Versprechen der Geschichte findet sich auf jenen Filmplakaten, wo Faith Domergue in Posen einer Fennme fatale zu sehen ist, wie sie in den 40er Jahren Lizabeth Scott, Joan Bennett oder Gloria Grahame verkörperten. Faith Domergue reicht jedoch nicht ansatzweise ans Format jener überlebensgroßen Leinwanddiven heran, und das Versprechen wird nicht eingelöst, auch wenn Bella Francesi zum Ende von Soho Incident / Spin A Dark Web ihrem Bruder Rico (Martin Benson) das Zepter aus der Hand nehmen und das durch und durch skrupellos böse Mädchen spielen darf. Faith Domergie hatte schon in Where Danger Lives (USA 1950) nicht die Klasse, die ihre Rolle verlangte, und sie scheitert hier erneut. Was der Film bietet, sind Drehorte im Herzen Londons und eine Kameraarbeit durch Basil Emmott (Keiner ging an ihr vorbei, UK 1956), wie sie eines Films von Jules Dassin würdig gewesen wären. Die bis heute authentisch und modern anmutenden Kamerafahrten durch das nächtliche Soho sind großartig und steigern das Bedauern darüber, in welchem Ausmaß der Rest dieser Produktion deren Niveau hinterher hinkt. Seine Fehlbesetzung mit dem US-amerikanischen Gaststar Faith Domergue ist dafür nicht der einzige Grund. Vor allem lässt das Skript, die Verfilmung des Debüt-Romans Wide Boys Don’t Work (EA 1937) von Robert Westerby, zu vieles angedeutet oder unfertig auf der Strecke. Die Familie Walker – bestehend aus dem Boxtrainer und Inhaber der Sporthalle, Tom Walker, sowie seinen Kindern Bill und Betty – erweist sich als kaum glaubwürdig. Die drei Figuren zeigen wenig Chemie miteinander und niemand aus dem Trio verkörpert seine Rolle überzeugend, am wenigsten Rona Anderson, deren Charakter ganz und gar deplatziert wirkt. Einzig der zuverlässige Martin Benson als Mobster Rico Francesi und seine Horde Krimineller können beizeiten das Interesse an einem Film wachkitzeln, der über den Großteil seiner Laufzeit schlicht langweilt.
“Spin A Dark Web (…) is bewilderingly tepid, playing a little too nice with its dangerous toys“, schlussfolfgert Jamie S. Rich in seiner Besprechung der US-amerikanischen DVD-Edition dieses Films für DVD Talk, und so ist es. Die Kampf- und Action-Sequenzen sind miserabel inszeniert, das Finale ist passabel, doch das Ende erscheint fast lächerlich. Vor allem hinterlässt die Tatsache, dass die bösen Damen und Buben entweder aus Sizilien, Italien, oder aber aus Kanada stammen, einen merkwürdigen Nachgeschmack. Der Regisseur Vernon Sewell lieferte mit seinen B-Produktionen Der Tod fährt mit (UK 1961) und Im Safe wartet der Tod (UK 1962) zwei späte Film Noirs, die zwar völlig ohne namhafte Schauspieler und mit je sichtbar kleinem Budget auskommen mussten, die aber beide zupackender und spannender sind. Faith Domergue drehte an der Seite von Zachary Scott mit Der Mann im Schatten (UK 1957) noch einen zweiten Brit Noir, bevor ihre Karriere sich zum Ende der 50er Jahre zunehmend ins Fernsehen verlagerte. Als einem geborenen Charakterdarsteller wurden Martin Benson Rollen in so manchem Filmklassiker zuteil, darunter Exodus (USA 1960), James 007 – Goldfinger (UK 1964) und Das Omen (USA 1976). Demgegenüber bleibt Soho Incident / Spin A Dark Web eine bestenfalls kuriose Randnotiz des Film Noirs, die man sicher nicht gesehen haben muss.
In der Choice Collection der Sony Pictures Home Entertainment (USA) gibt es eine DVD-Edition (2012) mit dem Film in guter Bild- und Tonqualität, das Ganze im Originalformat (Widescreen) und mit dem original englischen Ton, ohne Untertitel und mit dem US-Kinotrailer als einzigem Extra.