Gangster ohne Gnade

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
This Side Of The Law
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Viveca Lindfors, Kent Smith, Janis Paige, Robert Douglas, John Alvin

Regie
Richard L. Bare
Farbe
s/w
Laufzeit
74 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Warner Bros.

Im luxuriösen, an der kalifornischen Klippenküste gelegenen Landhaus mit Namen Sans Souci findet sich David Cummins (Kent Smith) auf dem Boden eines stillgelegten Brunnens - ohne Aussicht darauf, den aus feuchtem Naturstein bestehenden Schacht empor klettern zu können. Man hat ihn ausgespielt und er war naiv genug, um in die Falle zu tappen. Eine Woche zuvor hatte er keine Ahnung von Sans Souci… In Los Angeles schlenderte der obdachlose Cummins im Regen einer Nacht unrasiert durch die Straßen und blieb vor einer Pfandleihe stehen, wo er die ausgestellten Schusswaffen anstarrte. Ein Polizist (Edgar Dearing) kam des Weges und verhaftete ihn wegen Landstreicherei. Vor dem Richter (Edward Van Sloan) bekannte Cummins sich schuldig, woraufhin er zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt wurde. In dem Moment betrat Rechtsanwalt Philip Cagle (Robert Douglas) den Saal und starrte Cummins unverhohlen an, bevor er sich beim Richter nach dessen Namen erkundigte. Als David Cummins die Freitreppe der Hall of Justice herunterkam, wartete Cagle in einem Taxi und rief ihn durchs offene Seitenfenster heran. Cagle hatte für den Häftling die Kaution gestellt. Gemeinsam fuhren die beiden zu Cagles Büro; der Anwalt beabsichtigte Cummins um einen Gefallen bitten. Beim Betreten des Büros erstarrten Ms. Roberts (Frances Morris) und Ms. Goff (Nita Talbot), Cagles Sekretärinnen, und redeten ihn mit “Mr. Taylor“ an. Tatsächlich ist David Cummins quasi ein Doppelgänger des seit 7 Jahren verschollenen Multimillionärs…

 

“It’s all handled efficiently, but by 1948 they were making some film noirs by rote, and this is a good example", schlussfolgert Dan Stumpf für mystery*file und zeigt auf, wie Pro und Contra hier verteilt sind. Idee und Einstieg in die Filmhandlung sind attraktiv. Sowohl die Darsteller als auch die Regie lassen nichts zu wünschen übrig. Sofort in den ersten Einstellungen profitiert der Film, 1948 gedreht und 1950 veröffentlicht, von Carl E. Guthrie (Verlorene Frauen / Frauengefängnis, USA 1950). Er war seit 10 Jahren bei Warner Bros. als Kameramann und hatte beim Film Noir Flaxy Martin (USA 1948) auch mit Richard L. Bare zusammengearbeitet. Das Filmstudio Warner Bros. hatte bereits in den 30er Jahren einen hohen Maßstab für die eigenen Produktionen gesetzt, der auch bei den der Rubrik B-Film zugeordneten Werken so gut wie nie unterschritten wurde. Das gilt auch für Gangster ohne Gnade, der über weite Strecken nach mehr aussieht, als er wirklich ist, leider jedoch weniger bietet. David Cummins schlüpft in die Rolle Malcolm Taylors, dekorierter Held des Zweiten Weltkriegs und als Ältester der erbberechtigte Anwärter auf ein Vermögen von 3 Millionen US-Dollar. Im Auftrag des Anwalts und Vermögensverwalters Philip Cagle soll der Doppelgänger Taylors Bruder Calder (John Alvin), seine Schwägerin Nadine (Janis Paige) und seine Ehefrau Evelyn (Viveca Lindfors) täuschen. Lediglich zwei Tage Vorbereitung benötigt der Obdachlose, um mit nichts als einem Schlüssel und der Kleidung, die er trägt, als Malcolm Taylor in die traute Gesellschaft der betuchten Müßiggänger zurückzukehren. Erklärungen für den Weggang, sein Fernbleiben und die Rückkehr nach fast 7 Jahren gibt es keine. Die Paare, so scheint es, machen weiter, wo sie einst aufhörten. Niemand hat sich in dieser Zeit fortentwickelt und niemand fragt danach.

 

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© Warner Bros.

Jene in der Grundidee vertrackte Erzählung, die mit einer Spielzeit von 74 Minuten auskommen muss, wird damit dem Thema des Doppelgängers nicht gerecht und erweist sich als Mumpitz. Erfahrenen Cineasten wird zudem klar, woher Autor Richard Sale seine Inspirationen bezog. Roberto Calvadóns Palast der Sünde / Die Andere (MEX 1946), Michael Curtiz‘ The Unsuspected ( USA 1947), James Tinlings Roses Are Red (USA 1948) und Steven Sekelys Der Mann mit der Narbe (USA 1948) bieten allesamt Motive, die sich in Gangster ohne Gnade verarbeitet finden. Das Ganze wird mit einer Prise US-amerikanischer Gotik versetzt, wie man sie seit Rebecca (USA 1940) schätzte, doch die Stilelemente des Film Noirs – Rückblende, falsche Identität, Femme fatale, Erzähler aus dem Off,– reichen nicht aus, um das Werk aus dem Sumpf des Mittelmaßes empor zu heben. Während Viveca Lindfors eine zu passive Rolle erhielt, erweist sich Kent Smith (Nora Prentiss, USA 1947) einmal mehr als versiert, aber auch er kann das 08/15-Ende nicht verhindern oder es abmildern. Gangster ohne Gnade ist kein furchtbar misslungener B-Film von Warner Bros., zugleich derart aus Versatzstücken jener Drehbuchschublade zusammengestückelt, dass er lange vor der Schlusssequenz im Grunde langweilt.

 

Aus Italien kommt via Golem Video unterm Titel Il pozzo maledetto eine erstklassige DVD-Edition (2014), die den Film ungekürzt im Originalformat und ungekürzt mit der original englischen Tonspur und optional der italienischen Synchronisation bietet, das Ganze bild- und tontechnisch hochwertig, aber ohne jegliche Extras.

 


Film Noir | 1950 | USA | Richard L. Bare | Carl E. Guthrie | John Alvin | Kent Smith | Viveca Lindfors

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