Alec Baldwin, Nicole Kidman, Bill Pullman, Bebe Neuwirth, George C. Scott
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Am Smith College in Northampton, Massachusetts, studiert auch Brigit Kelly (Sara Melson), die heute mit ihrem Fahrrad durch das idyllische Städtchen nach Hause fährt. Dort angekommen, sucht sie ihre Katze, die gefüttert werden muss, aber just in dem Augenblick, als sie das eigentümlich verschreckte Tier unter einem Korbstuhl entdeckt, wird sie von hinten erfasst und in die Höhe gerissen… Es ist dunkel, als ein Krankenwagen die schwer verletzte Brigit ins örtliche Krankenhaus fährt, wo Dr. Jed Hill (Alec Baldwin) eine Notoperation durchführen wird, um ihr Leben zu retten. Zu dem Zeitpunkt sind dort auch Police Officer Dana Harris (Bebe Neuwirth) und der College-Professor Andy Safian (Bill Pullman) eingetroffen. Nachdem Harris ihn darüber informierte, dass es sich wohl um denselben Täter handelt, der bereits zuvor mehrere Studentinnen vergewaltigte und ermordete, macht Safian ihr Vorwürfe, dass sie das College nicht in dem Umfang unter Polizeischutz stellte, wie er es von ihr gefordert hatte… Im Operationssaal gehen die Werte Brigit Kellys kontinuierlich nach unten, doch Jed Hill operiert unbeirrt weiter und misst dem offenbar keine Bedeutung bei. Sein Assistenzarzt Dr. Matthew Robertson (David Bowe) wird nervös und gibt Hill zu verstehen, dass man sie verlieren werde, doch jener will davon nichts wissen. Hill führt die Operation konsequent zu Ende, als plötzlich die Werte wieder ansteigen und klar wird, dass der neu am Sankt Agnes Hospital arbeitende Chirurg Erfolg hatte und die Patientin überleben wird…
“You ask me if I have a God complex. Let me tell you something: I am God.” Die frühen 90er Jahre waren für den Neo Noir die seit 1967 und bis heute wohl fruchtbarste Periode. Im Anschluss an John Dahls Kill Me Again / Töten Sie mich (USA 1989) und Harold Beckers eigenen Melodie des Todes (USA 1989) gab es eine Vielzahl von Thrillern, die sich auf den Film Noir beriefen und einige der Schlüsselelemente seiner klassischen Periode mit Genuss und Raffinesse wiederbelebten: die Femme fatale als Objekt der Begierde, Betrüger und Betrogene, private Ermittler sowie vor allem eine Lust an falschen Fährten, welche die Orientierung in Sachen Gut oder Böse für das Publikum nahezu unmöglich machte. Malice – Eine Intrige ist ein Musterbeispiel für solch einen Neo Noir, der nach einem Skript Aaron Sorkins und Scott Franks wirklich alles tut, um uns als Zuschauer zu verwirren und zwar von A bis Z. Das Problem ist, dass „alles“ einfach zu viel des Guten ist und sich der Film einseitig auf dieses Element der Spannung verlässt. Sobald das Publikum nämlich versteht, wo bei der Sache der Hammer hängt, fällt das Kartenhaus in sich zusammen, denn manches erscheint wenig plausibel, manches überflüssig und ein zentrales Element der Strategie des Verbrechens sogar grotesk. Der Neo Noir als 1000-Teile-Puzzle war mit Wolfgang Petersens Tod im Spiegel (USA 1991), mit Simon Moores Unter Verdacht (UK/USA 1991) und mit Phil Joanous Eiskalte Leidenschaft (USA 1992) bereits übers Ziel hinausgeschossen und hatte für oft unglaubwürdige, verworrene Planspiele Schelte einstecken müssen. Beckers Malice – Eine Intrige kann als das extremste der genannten Beispiele gelten, für das Mit-Autor Scott Frank allerdings bei Schatten der Vergangenheit (USA 1991) schon Erfahrungen gesammelt hatte.
“Becker gets so intent on confusing us, he forgets to give us characters to care about”, schlussfolgerte Peter Travers in seiner Rezension zur Premiere des Films für den Rolling Stone und trifft es. Malice – Eine Intrige ist zwar spannend, das jedoch rein oberflächlich. Wer hier letztlich ein Schurke ist oder keiner, kümmert uns irgendwann nicht wirklich. Und so verkommt dieses Werk seines meist ambitionierten Regisseurs Harold Becker zum Popcorn-Thriller in Gestalt eines Neo Noirs, obendrein mit einer Nicole Kidman, deren Over-Acting ihn vor allem in der zweiten Hälfte nicht gerade aufwertet. Auch ansonsten war für mich diese zweite Hälfte das Problem. Erst hier wird deutlich, dass weder Baldwin noch Kidman im Zentrum der Handlung stehen, sondern Pullmans Andy Safian. Ich habe kein Problem mit ihm als Schauspieler, im Gegenteil, doch ausgerechnet sein Rollencharakter ist zugleich der langweiligste. Dass der milde Herr Professor sich dennoch als Ermittler erweist, der im beschaulichen New England gleich zwei Kriminalfälle hintereinander aufklärt, war mir allemal zu viel des Guten… Ach ja, die Szene mit Pullman und Anne Bancroft ist obendrein nahezu 1 zu 1 aus Dirk Richards Fahr zur Hölle, Liebling (USA 1975) kopiert, seinerzeit mit Robert Mitchum (als Philip Marlowe) und mit Sylvia Miles. Harold Becker konnte leider auch mit City Hall (USA1996), ebenfalls mit vielen Stars besetzt, mit dem er sich auf dem Terrain Sidney Lumets wiederfand, nicht überzeugen. Zwei Jahre später arbeitete er bei Das Mercury Puzzle (USA 1998) dann erneut mit Alec Baldwin zusammen.
Die DVD-Edition (2003) der EuroVideo Medien GmbH ist auf keinen Fall zu empfehlen; sie beinhaltet den Film sowohl ohne den englischen Originalton (lediglich mit der miserablen deutschen Synchronisation) als auch im falschen Bildformat, nämlich 4:3 (Vollbild) anstatt 16:9 (Widescreen). Abhilfe schafft einzig die britische DVD-Edition (2007) der Optimum Releasing Ltd. mit dem Film ungekürzt und im Originalformat sowie inklusive der original englischen Tonspur, leider jedoch ohne Untertitel und auch ohne Extras.