Einsame, Der

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Lonely Man
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1957
Darsteller

Jack Palance, Anthony Perkins, Neville Brand, Robert Middleton, Elaine Aiken

Regie
Henry Levin
Farbe
s/w
Laufzeit
88 min
Bildformat
Widescreen

 


 

Der Einsame-Poster-web1.jpg Der Einsame-Poster-web2.jpg Der Einsame-Poster-web4.jpg

© Paramount Pictures Corporation

Als Willie (Elisha Cook jr.) nach einem langen Ritt endlich bei der in den Bergen versteckten Hütte eintrifft, will King Fisher (Neville Brand) sofort wissen, wo sich Jacob Wade (Jack Palance) aufhält. Aber Willie selbst weiß nur, dass jener davongeritten ist, denn er hat Wades Spur verloren. Fisher ist außer sich, er humpelt auf Willie zu und beginnt, mit seinem Krückstock auf ihn einzuschlagen, bis Faro (Lee Van Cleef) dazwischengeht und ihn zurückhält. Willie stürmt davon, denn er soll erneut versuchen Wades Aufenthaltsort zu ermitteln, und Faro kommentiert Fishers Feilen an einer Pistolenkugel. Da hält letzterer diese in die Höhe und klärt ihn darüber auf, dass er Jacob Wade das zurückzugeben gedenkt, was man knapp neben dem Herzen aus ihm herausoperierte. Im Saloon von Red Bluff spielt der Sheriff Brad (Denver Pyle) mit drei weiteren Männern (William Meader, Ken Hooker, Billy Dix) eine Partie Poker, als plötzlich Jacob Wade eintritt. Brad schnappt sich seinen Pistolengurt und informiert den ungebetenen Gast, dass jener bis morgen Mittag Zeit habe, sein Geschäft in der Stadt zu erledigen. Brad und Jacob haben eine gemeinsame Vergangenheit, doch Wade eilt längst ein übler Ruf voraus. Er suche nach Riley (Anthony Perkins), gibt er Brad zu verstehen, und jener weist auf einen jungen Mann, der untätig am Tresen lehnt. Jacob Wade geht auf ihn zu und fragt ihn, ob er ihm einen Drink spendieren könne, was Riley akzeptiert. Wer er denn sei, möchte Riley nun wissen, und Jacob Wade sagt ihm, dass er sein Vater sei…

 

“Take your dead and git. And don't bury 'em on my ground!” Levins Film ist ein ungewöhnlicher Western, der in ebenso ungewöhnlichen Vorgängern seine Wurzeln hat - von Henry Hathaways The Shepherd Of The Hills (USA 1941) über Henry Kings Der Scharfschütze (USA 1950) bis zu Harold D. Schusters Jack Slade - das Leben war gegen ihn… (USA 1954). Der von Jack Palance verkörperte Jacob Wade ist eine Film-Noir-Figur par excellence, ein Fremder im eigenen Leben, das ihm durch eine Verkettung der Umstände und den einen oder anderen Schritt vom Wege ab entglitt. Nach über 20 Jahren kehrt er nach Red Bluff zurück, findet seinen Sohn Riley als Tunichtgut und muss erfahren, dass seine Ehefrau, die er seinerzeit über Nacht im Stich lassen musste, nach einem kurzen Leben mit gebrochenem Herzen nun tot ist. Der verbitterte Vater und der ihn hassende Sohn ziehen übers Land, können aber nirgends sesshaft werden, da Wades Ruf ihnen in jeder Stadt die Türen vor der Nase zuschlägt. Schließlich enden sie auf der Farm, welche Jacob Wade der von ihm aus den Fängen von King Fisher geretteten Bardame Ada Marshall (Elaine Aiken) vermachte. Aber der Traum von einem friedlichen Leben zu dritt erfüllt sich nicht, denn King Fisher und seine Spießgesellen spüren Wade bald auf… Ein Mann mit einer dunklen Vergangenheit, nahezu hoffnungslos in eine ihm feindlich gesonnenen Gegenwart verstrickt, gerät mit jeder Bewegung immer näher an den Abgrund. Das Drehbuch von Harry Essex (Der vierte Mann, USA 1952) und Robert Smith (Quicksand, USA 1950) folgt, so möchte man meinen, den Regularien der griechischen Tragödie. Riley Wade’s quasi ödipale Beziehung zu Ada Marshall, die seine Liebe frank und frei erwidert, wird im Film zumindest offensichtlich, obgleich sie als möglicher Konfliktstoff unkommentiert versandet. Wir dürfen zwar vermuten, dass Ada sich zuvor (womöglich aus Dankbarkeit) dem Vater Jacob als seine Geliebte hingab, doch beider Umarmungen bleiben auffällig frei von sexuell getriebener Körperlichkeit.

 

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© Paramount Pictures Corporation

“I wouldn’t mind a bit of emotional conflict, but director Levin never seems to put any passion into it”, schreibt Dan Stumpf für seinen Blog Mystery*File und liegt damit richtig. In Der Einsame werden die in den Charakteren verhafteten Gründe für ihre Konflikte entweder übertrieben oder aber zu lahm ausgespielt. Jack Palance ist einmal mehr exzellent in einer Rolle, die ihn ebenso wie in Hollywood-Story (USA 1955) oder in Gegen alle Gewalten (USA 1955) als einen tief verstörten und gehetzten Flüchtling vor der eigenen Vergangenheit präsentiert. Er hat zugleich eine Neigung zum Overacting, die Henry Levin nicht in den Griff bekommt. Vater und Sohn sind im Film so gegensätzlich, wie nur irgend vorstellbar, so dass Ada Marshalls plötzliche Liebe zum passiven Riley nicht einleuchtet. Ada steht mitten im Leben, Riley wirkt wie ein Teenager - auch der Altersunterschied zwischen der 5 Jahre älteren Elaine Aiken und Anthony Perkins schlägt zu Buche. So bleibt uns mit Neville Brand, Elisha Cook jr. und Lee Van Cleef eine grandiose Besetzung jener Riege der Bösewichte. Aber sie allein reißt diesen Noir Western nicht aus dem Mittelmaß, daraus er sich von Anbeginn nicht empor zu stemmen vermag.

 

Erstklassige und inzwischen vergriffene US-DVD (2003, Regionalcode 1) der Paramount Pictures Corporation mit dem Film bild und tontechnisch topp, ungekürzt im Originalformat, inklusive der englischen Tonspur und einer französischen Synchronisation, dazu optional englische Untertitel, das Ganze ohne Extras.

 


Western Noir | 1957 | USA | Henry Levin | Lionel Lindon | Anthony Perkins | Elisha Cook jr. | Harry Shannon | Jack Palance | John Doucette | Lee Van Cleef | Neville Brand

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