Wild Things

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Psychologische Verteidigung


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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Wild Things
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1998
Darsteller

Kevin Bacon, Matt Dillon, Neve Campbell, Theresa Russell, Denise Richards

Regie
John McNaughton
Farbe
Farbe
Laufzeit
103 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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In dem malerischen Küstenort Blue Bay, Florida, ist Sam Lombardo (Matt Dillon) an der High School Vertrauenslehrer, Leiter der Segelschule und Dozent für Psychologie in einer Person. Heute hat er zu seiner Vorlesung unter dem Titel Sex Crimes die Polizeibeamten Sergeant Ray Duquette (Kevin Bacon) und Detective Gloria Perez (Daphne Rubin-Vega) eingeladen. Doch es beginnt mit einem Affront, wenn die Schülerin Suzie Marie Toller (Neve Campbell) sich in dem Augenblick erhebt, als Duquette ans Mikrofon kommt, und sie den Polizisten gegenüber Mitschülerinnen hörbar als “Prick!“ bezeichnet, bevor sie nach draußen stürmt… Nach einem Segelturn fährt Lombardo mit Jimmy Leach (Cory Pendergast) im Boot zum Quai, als Kelly Van Ryan (Denise Richards), eine aufreizend hübsche Tochter aus reichem Hause, hinzu kommt und Lombardo wegen der ihr versprochenen Wäsche seines Jeeps anspricht. Außerdem möchte sie sich von ihm nach Hause fahren lassen, was Lombardo bewilligt, nachdem er auch für Jimmy und sein Fahrrad noch Platz geschaffen hat. Neben der Zufahrt zum Campus steht Suzie und hat Probleme, ihren alten VW Käfer zu starten, also möchte Lombardo auch sie gern mitnehmen, doch im letzten Augenblick startet der Motor. Vor der herrschaftlichen Villa ihrer Familie steigt Kelly aus, als die verwitwete Sandra Van Ryan (Theresa Russell) in Bikini und einem offenen, seidenen Morgenmantel auf dem Balkon erscheint und Sam Lombardo auf einen Drink herein bittet…
 
Für mich illustriert Wild Things den Niedergang jener Art Neo Noir, wie er für die 90er Jahre stilbildend wurde. Zu Beginn des Jahrzehnts hatten John Dahl, Stephen Frears, Abel Ferrara, Carl Franklin, Paul Verhoeven, u.a. einige starke Akzente gesetzt, die von Quentin Tarantino, Steven Soderbergh und David Fincher fortgeführt worden waren. John Mc Naughtons Wild Things haftet von Anbeginn etwas Epigonenhaftes an, das sich bald in solcher Formel des Films widerspiegelt, die die papierdünne Handlung einzig und allein vorantreibt - einem Betrug folgt der nächste, folgt der übernächste, usw. Die schon für den klassischen Film Noir der Vierziger und Fünfziger wichtige Zutat „Nichts ist, wie es scheint.“ ist hier das einzige Gewürz, das vermeintliche Salz in der Suppe, die jedoch mehr oder minder aus Wasser besteht. Lediglich die Tatsache, dass der Zuschauer zu einem bestimmten Zeitpunkt über die folgende Wendung noch im Unklaren ist, gibt den Szenen Substanz, die im Anschluss wie ein Kartenhaus zusammenstürzen und im Dunst der Irrelevanz versinken. Es ist zu vermuten, dass Autor Stephen Peters und Regisseur John McNaughton sich von Michael Curtiz’ The Unsuspected (USA 1947) über Don Siegels Der Tod eines Killers (USA 1964) und Lawrence Kasdans Heißblütig – Kaltblütig / Eine heißkalte Frau (USA 1981) bis zu Dennis Hoppers’ The Hot Spot - Spiel mit dem Feuer (USA 1990) inspirieren ließen. Und selbst ein Neo Noir wie Stephen Frears Grifters (USA 1990) nach Jim Thompsons Roman (EA 1963) setzt das genannte Prinzip fortgesetzten Betrugs in den Mittelpunkt. Ja, auch hier kommt es am Ende zu biestigen Konsequenzen. Aber wenn bei Wild Things der Abspann über die bis ins Extrem verschachtelten Winkelzüge der Pläne zu informieren vorgibt, hat sich das Interesse des Zuschauers schon längst erschöpft.
 
„The script by Stephen Peters exploits one twist after another, until they seem as manipulative as Richards' wet T-shirt.” So brachte es Jack Garner für den Rochester Democrat & Chronicle mit wenigen Worten auf den Punkt. Und der Name Denise Richards steht neben dem Drehbuch schon für das zweite Problem des Films, sein Schauspiel. An erster Stelle liefert Theresa Russell eine Leistung ab, die schlicht unterirdisch genannt werden darf, wobei sich Robert Wagner redlich bemüht es ihr gleichzutun. Aber auch Neve Campbell kann mich nicht überzeugen. Kevin Bacon lässt zumindest zeitweilig etwas wie Talent aufblitzen, Matt Dillon erweist sich als etwas zu wenig charismatisch für die Rolle, die sein Charakter einzunehmen vorgibt. Und so bleiben Bill Murray und Carrie Snodgress die einzigen Akteure mit Profil, beide in Nebenrollen. Die Kritik schätzte den Film seinerzeit sehr, bejubelte die schier endlosen Tricksereien der Filmstars von einer unerwarteten Allianz zur nächsten, doch das Publikum kam früh zur Einsicht, dass die Cleverness des Ganzen eine Blase ist. Vom Moment der Überraschung überwältigt, neigt man zu vergessen. Doch vieles hätte im Fortgang der Handlung nie und nimmer geplant werden können. Mancher Anschluss insofern er sein Geheimnis nicht preisgeben darf, ist mehr als holprig, etc. pp. Das Ganze ist unterhaltsam, solange es substantiell zu sein scheint, doch vom Ende her betrachtet, fühlt man sich veräppelt, und das in einem anderen Sinn, als es die Produktion beabsichtigte. Kein furchtbar schlechter Film, optisch klasse inszeniert und musikalisch stilsicher untermalt, doch leider so klischeehaft belanglos, wie es nur irgend geht.
 
Gute DVD-Edition (2006) der Constantin Film AG, München, mit dem Film ungekürzt im Originalformat, Tonspuren auf Deutsch und Englisch ohne Untertitel, dafür haufenweise Extras, u.a. ein Making Of, diverse Interviews, einen Audiokommentar, geschnittene Szenen, etc.
 

 
Neo Noir | 1998 | USA | John McNaughton | Bill Murray | Kevin Bacon | Robert Wagner | Theresa Russell

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