Western Noir
| USA
| 1950
| Anthony Mann
| Albert Dekker
| John Bromfield
| Thomas Gomez
| Wallace Ford
| Walter Huston
| Wendell Corey
| Barbara Stanwyck
| Judith Anderson
| Myrna Dell
Bewertung
***
Originaltitel
The Furies
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller
Barbara Stanwyck, Wendell Corey, Walter Huston, Judith Anderson, Gilbert Roland
Regie
Anthony Mann
Farbe
s/w
Laufzeit
109 min
Bildformat
Vollbild
© Paramount Pictures Corporation
Neu-Mexiko, USA, in den 70er Jahren des 19 Jahrhunderts: Der Großgrundbesitzer T.C. Jeffords (Walter Huston) hat seinen Erfolg in der Annexion von hektarweise Land vor allem der skrupellosen Vertreibung aller mexikanischen Bauern der Gegend zu verdanken. Seine Tochter Vance (Barbara Stanwyck) folgt ihm in Temperament und Hemmungslosigkeit nach, eine ans Herrschen und ihren erlesenen Geschmack gewöhnte, selbstgerechte Person. Ihr Bruder Clay (John Bromfield) hat ein kritisches Verhältnis zum Vater, dem er vor allem nachträgt, seine Mutter wie ein Stück Besitz behandelt und nicht mal in ihrem Sterben gewürdigt zu haben. Clay und T.C. können sich nicht ausstehen, während Vance ihres Vaters Liebling ist und ihn im Gegenzug verehrt. Auch heute Abend kommt die Rede darauf, als Clay seine Schwester im Zimmer der Mutter antrifft, wo sie eins von deren Kleidern für Clays anstehende Hochzeit mit Carol Ann Weadick (Rosemary Pettit) anprobiert. Da kommt auch der Vater aus San Francisco nach Hause, mit dem Bankmanager Reynolds (Albert Dekker) und seinem Buchhalter Scotty Hyslip (Wallace Ford) im Schlepptau. Denn obgleich T.C. Jeffords reich an Vieh und Landbesitz ist, fehlt ihm augenblicklich das Bargeld, um laufende Verpflichtungen zu begleichen. Aktuell hat er sich beim Bankhaus des alten Anaheim (Charles Evans) in San Francisco 100.000 US-Dollar geliehen, um dem nachkommen zu können. Doch das Management von Grundbesitz und Viehhaltung möchte er ohnehin bald abgeben…
“You stop telling lies about me, and I'll stop telling the truth about you!” Von den vier Filmen, die Regisseur Anthony Mann 1950 ins Kino brachte, waren drei Western. Dabei hatte Mann seit 1947 insgesamt 7 Film Noirs in Serie gedreht, darunter herausragende B- Filme wie Flucht ohne Ausweg (USA 1948) und Side Street (USA 1950), ebenso wie überbewerteten Schrott im Auftrag des FBI à la Geheimagent T (USA 1947). Doch die drei Western sind auch Noir-Western, insofern sie sich auf die Disposition ihrer Charaktere fokussieren, eine deutlich vom Film Noir beeinflusste Kameraarbeit ihr Eigen nennen und sich durch viele Nachtszenen auszeichnen. Allemal ist Fluch des Blutes (USA 1950) der beste davon, die kompromisslos unsentimentale Geschichte eines Indianers, der auf Seiten der Nordstaaten im Sezessionskrieg kämpfte. Als bei einer Pressevorführung im Mai 1950 die pro-indianische, deprimierende Filmerzählung mit Robert Taylor durchfiel, hielt MGM den Film zurück. Im Juli 1950 hatten sowohl Die Farm der Besessenen als auch Winchester 73 (USA 1950) ihre Prämieren und nach dem Erfolg von Delmer Daves Der gebrochene Pfeil (USA 1950), der ebenfalls ein teils positives Bild der Indianer zeichnete, traute sich das Studio im September, auch Fluch des Blutes ins Kino zu bringen, wo er sang- und klanglos unterging. Im Gegensatz zu Winchester 73 war auch Die Farm der Besessenen kommerziell kein Erfolg. Doch lagen hier die Gründe bei der für Western untypischen Familiensaga, die an spätere Douglas-Sirk-Dramen und an frühe Orson-Welles-Epen denken ließ. Tatsächlich ist sein Larger-than-Life-Pathos mit teils maßlos überzeichneten Rollencharakteren bis heute ein Problem des Films.
Barbara Stanwyck war längst auf die Rolle der selbstbewussten, starken Frau getrimmt, seit Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) mehr als je zuvor. Hier aber verführt diese Rolle eine erstklassige Schauspielerin dazu, sich in dem Versuch, Walter Hustons mächtig überschäumenden Patriarchen T.C. Jeffords zu übertrumpfen, ins Fahrwasser der Selbstparodie zu begeben. Oft wirkt ihr herrisch aufbrausendes Wesen als Tochter und als Frau so übertrieben, dass man versucht ist zu lachen. Sowohl die Stanwyck als auch Huston agieren hart am Over-Acting und es stört. Wendell Corey, ein guter Darsteller, ist in der Rolle Rip Darrows fehlbesetzt. Dass und wie sich Vance Jeffords im Nu für ihn entscheidet, wirkt konstruiert. Corey und Barbara Stanwyck waren schon in Robert Siodmaks Strafsache Thelma Jordon (USA 1950) keine große Kombination und das wiederholt sich hier. Die Schwächen wurzeln auch in Niven Buschs Romanvorlage, ein Autor, dessen Romane oder Drehbücher zu Duell in der Sonne (USA 1945), Späte Rache / Verfolgt (USA 1947) und The Capture (USA 1950) ähnlich gelagert waren und auch dort zu übertriebener Dramatik neigten. So können Gilbert Roland und Thomas Gomez als die besten Darsteller ebenso wie die 1951 mit dem Oscar ausgezeichnete Kameraarbeit Victor Milners die Sache nicht aus dem Mittelmaß herausreißen. Die Farm der Besessenen ist ein dunkler, teils harter und von herrischen, unsympathischen Charakteren bestimmter Noir-Western. Doch sein Ende setzt der Enttäuschung über das Ganze im Grunde nur das i-Tüpfelchen auf: “Among the many unlikely twists the script requires (…) is the resolution of the romance between Vance and Darrow, a romance that, surely, almost no one in the audience could have been rooting for throughout the film”, schreibt Ed Howard für Only The Cinema und trifft es.
Dass es keine deutsche DVD-Edition gibt, wird niemanden wundern, aber neben einer spanischen Ausgabe (2009) existiert eine exzellent restaurierte und editierte DVD (2008) in der US-amerikanischen Criterion Collection mit dem Film bild- und tontechnisch topp, dazu als Extras u.a einen Audiokommentar von Filmhistoriker Jim Kitses, ein Interview mit Walter Huston (1931) und eins mit Nina Mann, Tochter Anthony Manns, dazu eine Fotogalerie sowie ein opulentes Booklet mit einem Filmessay von Journalist Robin Wood, etc. pp.