Dead Man Down

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Bewertung
**
Originaltitel
Dead Man Down
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2013
Darsteller

Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Dominic Cooper, Isabelle Huppert

Regie
Niels Arden Oplev
Farbe
Farbe
Laufzeit
112 min
Bildformat
Widescreen
 

 

Bild Bild Bild
 
New York: Die Gangster Darcy (Dominic Cooper), der soeben mit seiner Frau eine Familie gründete, und Victor (Colin Farrell) arbeiten für Alphonse Hoyt (Terence Howard), der mit Immobilien- und Drogengeschäften selbst für ein Syndikat tätig ist. Heute Abend erwartet die beiden im Haus ihres Chefs eine Überraschung, Jemand hat Paul (Aaron Vexler) in Alphonses Tiefkühltruhe deponiert, mausetot und mit einem Zettel in der Hand und dem Ausschnitt eines Fotos unter der Zunge. Dieser Ausschnitt ist ein weiteres Puzzlestück in einer Serie aus Drohungen und Hinweisen, mit denen jemand Alphonse seit drei Monaten terrorisiert. Bereits mehrere von Alphonses Leuten kamen ums Leben. Auch Paul war auf der Spur des Unbekannten und er hatte offenbar etwas gefunden. Alphonse ist überzeugt in dem Fragment auf dem Zettel einen Hinweis zu erkennen. Auf der Stelle besucht er mit seiner Gang den jamaikanischen Drogenhehler Harry (Andrew Stewart-Jones), der im Hinterzimmer seines Kokainlabors mit einer Hure zugange und mächtig ungehalten ist, beim Sex unterbrochen zu werden. Aber Hoyt stellt ihn zur Rede, denn der Terror lässt ihn nicht zur Ruhe kommen und muss ein Ende finden. Harry behauptet, nichts damit zu tun zu haben und reagiert genervt. Alphonse brennt die Sicherung durch und es kommt zu einer Schießerei. Alphonses Leute überwältigen die Jamaikaner und Victor rettet Alphonse im letzten Augenblick das Leben. Als er am nächsten Tag in seiner Wohnung staubsaugt, sieht er direkt gegenüber eine junge Frau (Noomi Rapace) hinter der Fensterfront ihres Balkons...
 
“It's not a great neo-noir thriller, but it does have it's moments“, schreibt Chris Weber für Rotten Tomatoes, und das ist ein noch mildes Urteil. Einer der Kommentatoren weist darauf hin, dass ihm das Finale wie aus einem Arnold-Schwarzenegger-Film vorkäme und hier liegt eher das Problem. Statt sich auf seine Charaktere zu konzentrieren, mixen Regie und Drehbuch eine gehörige Portion Actionthriller von der Stange hinein. Dead Man Down ist vor allem in seinem Finale so überladen und so ungenießbar, wie schon lange nichts, was ich aus Hollywood sah. Nein, der Schwarzenegger-Vergleich hinkt nicht - im Gegenteil! Der Actionmumpitz wirkt derart hausbacken, als hätte er 25 Jahre im Archiv gelegen, um hier montiert zu werden. Damit ist Niels Arden Oplevs erster Hollywoodfilm einer, den sich gelangweilte, übermüdete  Geschäftsreisende auf Langstreckenflügen gönnen, um die Zeit totzuschlagen - einmal geschaut, schon vergessen. Wer eine solche Klientel bedient, darf davon ausgehen, dass auch in Sachen Logik vieles nicht so genau genommen und gern übersehen wird. In New York muss man als Mieter im falschen Apartmenthaus fürchten, samt Familie von Gangstern ermordet zu werden, falls man nicht rechtzeitig auszieht? Zwar ist Victor als Attentäter stets sauber vorbereitet, doch an seinen Fluchtweg verschwendet er keinen Gedanken, stattdessen wird munter improvisiert? Weil sie ein paar schmale Narben auf der Wange hat, die ihr Gesicht im Ausdruck nicht entstellen, wird Beatrice von der benachbarten Jugend als "Monster“ gebrandmarkt…? Seine ersten 20 Minuten sind das Beste an einem Film, dessen Wendungen eingangs an King Of New York - König zwischen Tag und Nacht (ITA/USA/UK 1990), später an Infernal Affairs - die achte Hölle (HK 2002) oder Johnny Handsome - Der schöne Johnny (USA 1989) denken lassen. Zwar ist die sofort zu Beginn servierte Pseudophilosophie zu Liebe, Familie und Bestimmung des Menschengeschlechts so platt, wie es sich nur Hollywood leisten kann, doch das Kennenlernen von Victor und Beatrice ist schön inszeniert.
 
Das von der Journaille unterstellte Ansinnen, mit dem Iren Farrell, der Schwedin Rapace, dem Engländer Cooper und der Französin Huppert unterm dänischen Regisseur Niels Arden Oplev New Yorks Melting Pot zu bebildern, scheitert schon daran, weil Hollywood solche Bestrebungen sofort schluckt und verdaut. An Dead Man Down ist rein gar nichts europäisch. Es ist ein US-Rachethriller, wie sie pro Jahr im Dutzend daher kommen. Lauter bekannte Bausteine werden wie beim Zauberwürfel bloß gedreht. Auch der deutsche Zuschauer kann sich darin so Zuhause fühlen wie bei der vorabendlichen TV-Krimiserie. Und noch ein Wort zum Tolle-Schauspieler-Jubel, wie sie solche teilweise charakterbezogenen Dramen oft hervorrufen. In Dead Man Down gibt es kein großes Schauspiel sondern nur ein solides. Niemand ist schlecht, niemand herausragend, dem unteren Mittelmaß im Ganzen angemessen. So mag der Film bei den erwähnten Fluggästen zwar einiges an Aufmerksamkeit wachrufen, doch damit hat er seinen Zweck erfüllt. Für so etwas muss man nicht ins Kino gehen, dafür lohnt der Download nicht, und die beinhalteten Film-Noir-Elemente lassen sich an einer Hand abzählen: falsche Identität, dunkle Vergangenheit, eine halbe Femme fatale. Zuletzt ein banaler Genrefilm, einer unter Tausenden.
 
Technisch exzellente BD- und DVD-Editionen (2013) der Universum Film GmbH, München, mit dem Film ungekürzt im Originalformat, deutsche oder englische Tonspur, deutsche oder englische Untertitel, den Kinotrailer als Extra.
 

Neo Noir | 2013 | USA | Niels Arden Oplev | Armand Assante | Colin Farrell | Dominic Cooper | F. Murray Abraham | Luis Da Silva Jr. | Terrence Howard | Noomi Rapace

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