Neo Noir
| USA
| 1990
| Abel Ferrara
| Christopher Walken
| David Caruso
| Giancarlo Esposito
| Laurence Fishburne
| Paul Calderón
| Steve Buscemi
| Victor Argo
| Wesley Snipes
Bewertung
****
Originaltitel
King Of New York
Kategorie
Neo Noir
Land
ITA/USA/UK
Erscheinungsjahr
1990
Darsteller
Christopher Walken, Laurence Fishburne, David Caruso, Victor Argo, Janet Julian
Regie
Abel Ferrara
Farbe
Farbe
Laufzeit
99 min
Bildformat
Widescreen
New York: Der mächtige und reiche Drogenboss und Ganglord Frank White (Christopher Walken) wird aus dem Staatsgefängnis Sing Sing auf Bewährung entlassen. In einer Limousine fährt er an diesem Abend über die Queensboro Bridge nach Manhattan. Zur gleichen Zeit betritt der kolumbianische Dealer Emilio El Zapa (Freddy Howard) in einer einsamen, dunklen Straße der Stadt eine Telefonzelle und wird von drei Unbekannten brutal erschossen. Als diese den Ort ihres Verbrechens verlassen, werfen sie eine Zeitung über das Gesicht ihres Opfers, deren Schlagzeile Frank Whites Entlassung verkündet. King Tito (Ernest Abuse), ein Partner Zapas, will in einer billigen Absteige ein Kilogramm Kokain an Jimmy Jump (Laurence Fishburne) und Test Tube (Steve Buscemi) übergeben, zwei Leute aus der Gang von Jack White. “What the fuck is this?“ schreit er, nachdem Jump ihm eine Tasche voller Tampons an Stelle von Dollarnoten zugeworfen hat. Im nächsten Augenblick werden King Toto und seine zwei Bodyguards auch schon von Kugeln durchsiebt; Jimmy Jump und Test Tube machen sich mit dem Koks davon. Frank White hat inzwischen das Plaza Hotel erreicht, wo er für sich und seine Freunde die Präsidentensuite angemietet hat. Als er kurz darauf aus der Dusche steigt, erwarten ihn sowohl Jimmy Jump und Test Tube als auch die drei Killer Zapas mit den guten Nachrichten des Tages. Man fällt sich in die Arme und trinkt Champagner. Kurz darauf verlässt White das Hotel wieder, um mit seinen Anwälten Joey Dalesio (Paul Calderón) and Jennifer (Janet Julian) in einem edlen Restaurant zu speisen…
„Schließlich hält mit dem obsessiven Gangster auch noch die letzte der archetypischen Figuren des Film noir Einzug in den Neo-Noir“, schreibt der Filmjournalist Paul Werner in seinem Buch Film Noir und Neo-Noir (2000) über King Of New York. Diese Einschätzung von Abel Ferraras ambitioniertem Gangsterfilm trifft es, denn King Of New York ist mit seinem vielschichtigen Portrait des Verbrechers Frank White weit mehr als nur die Neuauflage der alten Gangsterposse mit mehr Action und mehr Gewalt. Sein Regisseur wandelte mit dem Entwurf dieser so asozial gewalttätigen wie tragischen Figur auf dem Terrain des Film Noirs. Er folgte eigenständig Spuren von Filmermachern wie Martin Scorsese (Hexenkessel, USA 1973) und William Friedkin (French Connection / Brennpunkt Brooklyn, USA 1971). Doch waren Ferraras Werke um 1990 schon viel dreckiger, kaputter und mehr Anti-Hollywood, als die Branche es verkraften konnte und auch wollte. Abel Ferrara, Jahrgang 1951, hatte seit seinem zwanzigsten Lebensjahr Kurzfilme, Billigproduktionen und Fernsehfutter abgedreht, bis ihm dank King Of New York der Ruf eines Kultregisseurs nachhing. Wer sich diesen Neo Noir heute zu Gemüte führt, findet kein Meisterwerk der Filmkunst. Doch King Of New York ist ungeachtet fehlender Finessen irrsinnig kraftvoll und rau – ein Film wie eine Punkplatte, schräg, grell und brutal, zugleich unwiderstehlich. Es ist seine Unmittelbarkeit (ein leider abgenutzter Begriff), die Ferrara als Antithese zu Kalkül und Eklektizismus’ Tarantinos erscheinen lassen. Am ehesten steht er Samuel Fuller nahe – ein Außenseiter des US-Films, der nicht immer höchste Qualität liefert, aber stets eine ureigene Note findet.
„Schließlich hält mit dem obsessiven Gangster auch noch die letzte der archetypischen Figuren des Film noir Einzug in den Neo-Noir“, schreibt der Filmjournalist Paul Werner in seinem Buch Film Noir und Neo-Noir (2000) über King Of New York. Diese Einschätzung von Abel Ferraras ambitioniertem Gangsterfilm trifft es, denn King Of New York ist mit seinem vielschichtigen Portrait des Verbrechers Frank White weit mehr als nur die Neuauflage der alten Gangsterposse mit mehr Action und mehr Gewalt. Sein Regisseur wandelte mit dem Entwurf dieser so asozial gewalttätigen wie tragischen Figur auf dem Terrain des Film Noirs. Er folgte eigenständig Spuren von Filmermachern wie Martin Scorsese (Hexenkessel, USA 1973) und William Friedkin (French Connection / Brennpunkt Brooklyn, USA 1971). Doch waren Ferraras Werke um 1990 schon viel dreckiger, kaputter und mehr Anti-Hollywood, als die Branche es verkraften konnte und auch wollte. Abel Ferrara, Jahrgang 1951, hatte seit seinem zwanzigsten Lebensjahr Kurzfilme, Billigproduktionen und Fernsehfutter abgedreht, bis ihm dank King Of New York der Ruf eines Kultregisseurs nachhing. Wer sich diesen Neo Noir heute zu Gemüte führt, findet kein Meisterwerk der Filmkunst. Doch King Of New York ist ungeachtet fehlender Finessen irrsinnig kraftvoll und rau – ein Film wie eine Punkplatte, schräg, grell und brutal, zugleich unwiderstehlich. Es ist seine Unmittelbarkeit (ein leider abgenutzter Begriff), die Ferrara als Antithese zu Kalkül und Eklektizismus’ Tarantinos erscheinen lassen. Am ehesten steht er Samuel Fuller nahe – ein Außenseiter des US-Films, der nicht immer höchste Qualität liefert, aber stets eine ureigene Note findet.
© Ascot Elite Home Entertainment
"Not everyone who runs a city is elected." Christopher Walken ist mit hier bereits 47 Jahren der Schauspieler der Stunde. Er nimmt sich den Film und macht daraus sein Trademark-Picture. Sein Frank White ist unverwechselbar - eine großartige Leistung mit vielen Nuancen und so einzigartig wie etwa der Gangstertypus, den James Cagney in Raoul Walshs Film Noir Sprung in den Tod / Maschinenpistolen (USA 1949) verkörperte. Auch das Idealistische des Charakters Frank White gerät Walken an keiner Stelle ins Peinliche oder Pathetische, so beherrscht und präzise ist sein Spiel. Unterstützt wird er durch eine Riege wunderbar nuancierter Darsteller, unter denen Laurence Fishburne, Wesley Snipes, Giancarlo Esposito und der junge David Caruso hervorstechen. Sie runden diesen zu Teilen extrem gewalttätigen Neo Noir, der seinerzeit bei Premiere einen Skandal verursachte und viel Ablehnung erntete. Das Finale ist Film Noir pur – stilsicher und rabenschwarz konsequent. Zwei Jahre später brachte Ferrara mit Bad Lieutenant (USA 1992) einen weiteren kontroversen Neo Noir, der gemeinsam mit King Of New York als Höhepunkt seines Schaffens gilt. Die Zusammenarbeit mit Christopher Walken setzte Abel Ferrara noch durch die Neunziger hindurch fort.
Nach langem Warten gibt es eine exzellente deutsche BD- bzw. DVD-Edition (2013) der Ascot Elite Home Entertainment GmbH, die den Film tatsächlich bildtechnisch hochwertig sowie ganz und gar ungekürzt (FSK 18) im Originalformat und mit wahlweise englischem oder deutschem Ton bietet, optional deutsche Untertitel. Auch an Extras wurde nicht gespart: Audiokommentare von Regisseur Abel Ferrara, Cast und Crew, diverse Interviews und Kinotrailer. Die als Mediabook bereits seit August 2013 erhältliche Ausgabe beinhaltet sowohl die BD als auch die DVD und ist als editorische Leistung mit einem 12seitigen, eingeklebten Booklet und einem stilsicheren Cover-Artwork so ziemlich das Nonplusultra. Nach Einstellen der Arthaus-Premium-Serie (letzte Edition erschien 12/2010) ist das neben der Film Noir Collection der Koch Media GmbH das Beste, was ich seit langem in Händen hielt. Zudem ist Marcus Stigleggers Filmessay Neon Noir - Abel Ferraras King of New York sowohl mit Szenenfotos illustriert als auch lesenswert. Unbedingt zu empfehlen.
Besser nicht zur Edition von Laser Paradise greifen
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Mittlerweile gibt's die deutsche FSK 18 Laser Paradise-Veröffentlichung auch als Einfach-DVD.
Beide FSK-18-Veröffentlichungen von Laser Paradise haben jedoch einen Makel: Es handelt sich um sogenannte 'Ruckeltransfers' der amerikanischen NTSC-Fassung. Hier wurde also nicht eine PAL-Fassung als Ausgangsmaterial verwendet und der Film besitzt immer noch die gleiche Laufzeitlänge wie im NTSC-Original.
Zwar sind Bild- und Tonqualität des Hauptfilms bei Laser Paradise gut, doch führt der oben beschriebene Transfer beim Abspielen auch auf hochwertigen Playern nahezu immer zu unerwünschten Vibrationen: die Scheibe läuft unrund, das Laufwerk vibriert stark und brummt regelrecht.
Deshalb werde ich meine FSK-18-Laser-Paradise-DVD zügig abstoßen und mir die ebenfalls ungeschnittene englische Edition von Arrow Films zulegen. Dort wurde eine original FSK-18-PAL-Fassung als Ausgangsmaterial verwendet, kein billiger Ruckeltransfer von NTSC. Zwar soll die englische Dolby 5.1-Tonspur mies sein, doch die alternative englische Dolby 2.0-Spur gilt als makellos.
Und in einer deutschen Knödl-Synchro darf man sich dieses Werk sowieso niemals antun: Nicht nur fehlen die Coolheit und der Esprit in den Dialogen weitgehend, auch passen viele Synchronstimmen einfach nicht so richtig zu den verschiedenen Typen; man vergleiche zum Beispiel nur mal die Stimme des asiatischen Drogenlieferanten beim Gespräch mit Frank White in der Unterhaltung in der Kinderklinik jeweils im Englischen und Deutschen.