Louis Hayward, Joan Leslie, Virginia Field, Tom Conway, Richard Basehart
New York am Silvesterabend des Jahres 1946, fünf Minuten vor Mitternacht: Ein Sternenhimmel überspannt die Metropole. Der Erzähler (John Ireland) fragt sich, ob das Schicksal der Menschen vorherbestimmt sei, wie man sagt, ist es doch die Silvesternacht, in der mancher sich wünscht, er könnte das abgelaufene Jahr noch einmal, nur eben anders erleben… In einem von einer Dachterrasse umrahmten Penthouse hoch über den Straßen fallen zwei Schüsse, indessen der Wind die Flügeltür mit ihren herabgelassenen Jalousien aufstößt. Broadway-Star Sheila Page (Joan Fields) steht im Nachthemd, eine Pistole in der Hand, hinter einem Kanapee und blickt auf den auf dem Boden liegenden Körper ihres Ehemanns Barney (Louis Hayward). Schon schlägt jemand mit der Faust gegen die verschlossene Tür des Apartments und Sheila schnappt sich Pelzmantel und Handtasche, bevor sie hinaus auf die Dachterrasse und von dort die Außentreppe hinab in die Tiefe rennt, exakt als die Kirchturmuhren den Beginn des neuen Jahres verkünden… Apathisch zieht die Frau durch die Menge, indessen es Konfetti und Luftschlangen regnet. Schließlich betritt sie ein Lokal, darin viele Freunde und Bekannte miteinander feiern. Sie tritt an einen Tisch, an dem sie von der Dramatikerin Paula Costello (Virginia Fields) und von Bess Michaels (Benay Venuta) begrüßt wird. Ohne jemandem ein frohes neues Jahr zu wünschen, wendet sie sich eindringlich an den Dichter William Williams (Richard Basehart), den sie sofort und unter vier Augen zu sprechen wünscht…
“How many times have you said, "I wish I could live this year over again?" This is the story of a woman who did relive one year of her life.” Elemente des Übernatürlichen haben im Film Noir und im Neo Noir keinen Platz. Sie widersprechen vielen der notwendigen Prämissen, und doch ist Alfred L. Werkers Repeat Performance ein Klassiker des Film Noirs. Indessen in der Regel sogar dem Horror benachbarte Werke des Filmstils am Ende mit einer natürlichen Erklärung aller Vorkommnisse aufwarten, man denke an The Seventh Victim (USA 1943) oder an Das Haus der Lady Alquist (USA 1944), gibt es Ausnahmen - wie etwa John Farrows Der Agent aus der Hölle (USA 1949). In Alfred L. Werkers Regiearbeit im Vertrieb der Eagle-Lion Films beschränkt sich das Übernatürliche auf einen märchenhaften Kniff: Eine Frau äußert in höchster Not einen Wunsch, das Schicksal gewährt ihn ihr, und Sheila Page hat folglich die Gelegenheit ein just beendetes Jahr ihres Lebens noch einmal von vorn zu… gestalten. Wird es diesmal anders enden? Wird sie den Mord an ihrem Gatten Barney Page vermeiden können? Aus dieser Fragestellung, die uns Zuschauern im Nu klar wird, bezieht der Film sein Spannungsmoment. Und Alfred L. Werker gelingt es in dieser Verfilmung von William O’Farrells gleichnamigem Roman (EA 1942), darin allerdings dem Mann das Privileg vergönnt ist, ein ganzes Jahr seines Lebens erneut zu erleben und damit den Mord an seiner Frau ungeschehen zu machen, die Dramaturgie konstant auf dem Niveau des starken Einstiegs in die Filmhandlung zu halten. Die ersten 10 Minuten, darin Sheila Page auf so ungewöhnliche Weise ihrem Schicksal gleich doppelt eine Wendung gibt, sind enorm stark und ziehen Zuschauer bis heute in ihren Bann.
“I haven’t had a drink in three months. I burned so brown by this devilish sun, I don’t know myself in the mirror. I’m so healthy, I stink.” Einst hatte Barney Page mit dem Drama Out Of The Blue einen Broadway-Hit gelandet, der seiner Frau Sheila zum Karrieresprungbrett wurde. Inzwischen hat er eine Schreibblockade und ist dem Alkholol verfallen. Durch die Bekanntschaft mit der britischen Autorin Paula Costello wird er Sheila schließlich gar untreu. Der impulsive und zynische Gatte macht seiner Frau das Leben zur Hölle, welche vom Intendanten John Friday (Tom Conway) nach allen Regeln der Kunst geschont und vom Freund und Dichter William von Herzen unterstützt wird. Trotz aller Vorsicht und Vorkehrungen spitzen sich die Ereignisse ebenso wie in jenem Jahr, das Sheila aus dem Kalender tilgen durfte, allerdings zu… Sowohl die Handlungsentwicklung als auch die Dramaturgiue und ebenso Lew William O‘Connells Kameraarbeit sind stimmig. Zu guter Letzt sieht das Werk auch nicht wie ein Powerty-Row-Film aus, sondern kann der Konkurrenz von Warner Bros. oder Paramount Pictures problemlos das Wasser reichen. Nachdem Repeat Performance über Jahrzehnte hinweg als verschollen und quasi verloren galt, gibt es inzwischen eine technisch grandios restaurierte und ungekürzte Fassung davon. Für das US-Fernsehen verfilmte Larry Elikann den Roman William O’Farrells mit Connie Selleca und David Dukes in den Hauptrollen als Turn Back The Clock (USA 1989) noch einmal. Neben Joan Leslie wirkten darin auch Dinah Merril (Twenty Plus Two, USA 1961) und Gene Barry (Naked Alibi, USA 1954) in Nebenrollen mit.
Von Repeat Performance gibt es eine hochwertige Edition als Blu-ray disc und DVD (2022) in einer Box und zwar von Flicker Alley (USA) mit der via durchs UCLA Film & Television Archive und das Packard Humanities Institute restaurierten Fassung, ungekürzt und im Originalformat, mit dem englischen Originalton und englischen Untertiteln. Die Extras beinhalten eine Einführung in den Film durch Eddie Muller (Film Noir Foundation), eine Kurzdokumentation über Joan Leslie von Filmjournalistin Farran Smith Nehme, ein Booklet mit Filmfotos und Werbematerial und einem vergleichenden Essay zu Roman und Film von Brian Light, einen Audiokommentar der Filmhistorikerin Nora Fiore sowie eine Filmdokumentation über Eagle-Lion Pictures von Steven C. Smith sowie Autor und US-Filmhistoriker Alan K. Rode.