Schändung

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Fasandræberne
Kategorie
Neo Noir
Land
DNK/GER/SWE
Erscheinungsjahr
2014
Darsteller

Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pilou Asbæk, David Dencik, Danica Curcic

Regie
Mikkel Nørgaard
Farbe
Farbe
Laufzeit
119 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Warner Bros.

Henning P. Jørgensen (Hans Henrik Voetmann) war einst Chefinspektor der Polizei in der dänischen Kleinstadt Næstved auf Seeland. Es ist Abend und er packt die Ermittlungsunterlagen zum Doppelmord an seinen eigenen Kindern, den 1994 jeweils 16-jährigen Zwillingen Marie (Katrine Bruun) und Thomas (Nikolaj Groth) in einen Karton, den er mit einem Marker beschriftet... Im strömenden Regen steht er später vor dem Polizeihauptquartier in Kopenhagen und beobachtet zwei Beamte, die ihr Auto abschließen und zur Feier aus Anlass des 30-jährigen Dienstjubiläums von Marcus Jacobsen (Søren Pilmark) ins Gebäude treten. Hier hält Lars Bjørn (Morten Kirkskov) auf den angesehenen Kollegen eine Rede, in der auch das Dezernat Q Erwähnung findet, das sich mit der Lösung unaufgeklärter Fälle des Archivs befasst und bereits einen spektakulären Erfolg verbuchen konnte. Das Büro der Abteilung liegt im Keller und verfügt einzig über Vizekriminalkommissar Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und den aus Syrien geflüchteten Kollegen Hafez el-Assad (Fares Fares). Letzterer holt den stets mit Ermittlungsarbeit befassten Carl aus ihrem Büro hoch zur Party, damit er die neue Sekretärin Rose Knudsen (Johanne Louise Schmidt) kennenlernt. Carl Mørck ist auf dem Fest aber zu Roses Erstaunen wie ein Fisch auf dem Trockenen und streunt bald rauchend über den Innenhof des Polizeipräsidiums. Hier fängt ihn Henning Jørgensen ab und fragt, ob er seine Briefe zum Mord an seinen Kindern erhalten und sie schon gelesen habe...

 

“Nikolaj Lie Kaas and Fares Fares reteam for (…) round two, which is again a stylish and strongly acted Nordic noir-style mystery”, schreibt Boyd Van Hoej für The Hollywood Reporter im Rückgriff auf Mikkel Nørgaards Erbarmen (DNK/GER/SWE/NOR 2013), der Verfilmung des ersten Romans von Jussi Adler-Olsen, der ab 2007 mit der Carl-Mørck-Reihe als Krimiautor international seinen Durchbruch verbuchte. Der Chronologie folgend ist Schändung die Verfilmung des zweiten Romans mit dem Titel Fasandræberne (EA 2008, auf Deutsch 2010 als Schändung), was wörtlich übersetzt Fasanenmörder bedeutet. Auf dem deutschen Filmplakat prangt unterhalb des Titels daher der Zusatz Die Fasanentöter. Das ergibt in Anbetracht der Adaption des Romans jedoch keinen Sinn, weil das Thema der Jagd, dem im Buch jene ehemaligen Internatsschüler aus der dänischen Oberschicht anhängen, die im Fall des Doppelmords an Thomas und Marie zu Verdächtigen werden, keine signifikante Rolle spielt. Ist das Buch gnadenlos überladen, so ist es der Film, der sich vieler Handlungselemente des Buchs entledigt, immer noch. Rein technisch liefert Mikkel Nørgaard einen exzellent editierten, hervorragend gespielten Thriller. Eric Kress‘ Kameraarbeit (Verblendung, SWE/DNK/GER/NOR 2009) ist fantastisch, auch hält die Dramaturgie die Zuschauer konsequent bei der Stange. Ja, Spannung ist gewährleistet, unterhaltsam ist dieser Nordic Noir ebenfalls. Er führt die Saga um jenen geschiedenen, dem Alkohol zugeneigten, kettenrauchenden und manisch in seine Arbeit als Kriminalkommissar vertieften Carl Mørck, welcher seinen Stiefsohn Jesper vernachlässigt und auch sonst durch einen  Scherbenhaufen von Privatleben stolpert, konsequent fort. Aber die Geschichte vom zweiten Fall des Dezernats Q trägt einfach viel zu dick auf und serviert Klischees und Action-Einlagen weit jenseits der Glaubwürdigkeit.

 

Schon die erste Begegnung zwischen Carl Mørck und Henning P. Jørgensen, dem vom Mord an seinen Kindern zermürbten ex-Polizisten, konnte mich nicht überzeugen. Zwanzig Jahre nach der Tat bringt sich Jørgensen um und aus Schuldgefühl rollt Mørck den Fall wieder auf. Im Nu fallen ihm Ungereimtheiten auf, die vor 20 Jahren niemanden interessierten. Eine Befragung des seinerzeit verurteilten Bjarne Thøgersen (Kristian Høgh Jeppesen) rückt die damalige Clique des Elite-Internats Griffenholm um deren Rädelsführer Ditlev Pram (Pilou Asbæk) sofort ins Zentrum des Interesses. Die alten Freunde, heute mächtige Industrielle, reagieren nervös und hinterlassen eine Spur der Gewalt, in der Mørck und Assad auf die verschollene Kirsten-Marie Lassen (Danica Curcic) mit dem Spitznamen "Kimmie" stoßen, die mit Pram befreundet war und nach dem Doppelmord an Marie und Thomas verschwand. Auch sie hegt aktuell Rachepläne… Inmitten der Fülle von Flashbacks und Verwicklungen fühlte ich mich immer mehr an die als Millenium-Trilogie bekanntgewordene Adaption der Stieg-Larsson-Romane erinnert, die als Verblendung (SWE/DNK/GER/NOR 2009), Verdammnis (SWE/DNK/GER 2009) und Vergebung (SWE/DNK/GER 2009) international erfolgreich war. In Nørgaards‘ zweitem Film über das Dezernat Q gibt es aber viel zu viele klischeebefrachtete Charaktere, zu viele Koinzidenzen und allzu offensichtlich falsche Entscheidungen, die jene Leute, die sie treffen, schlicht dämlich erscheinen lassen. Das Finale ist dermaßen übertrieben und absurd, dass es unfreiwillig komisch wirkt. Für mich hat es den Film nochmals abgewertet und manche exzellente Einzelleistung unter sich begraben.

 

Als Schändung gibt es eine exzellent editierte deutsche BD- und DVD-Ausgabe (2015) der NFP marketing & distribution GmbH im Vertrieb von Warner Home Video Germany, bild- und tontechnisch einwandfrei, mit dem Werk ungekürzt im Originalformat, dazu die original dänische Tonspur und eine (missglückte und nicht empfehlenswerte) deutsche Synchronisation, optional deutsche Untertitel, ein Making Of und Interviews mit den Hauptdarstellern Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares als Extras.

 


Neo Noir | 2014 | International | Mikkel Nørgaard | David Dencik | Fares Fares | Nikolaj Lie Kaas

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