Richard Conte, Joan Bennett, Wanda Hendrix, Reed Hadley, Mary Beth Hughes
© Verlag für Filmschriften Christian Unucka
Las Vegas, Nevada: US Marine Sergeant James Henry (Richard Conte) ist aus Korea zurückgekehrt und hat in der letzten Woche der Armee Lebewohl gesagt. Noch in Uniform treibt er sich in einem Spielcasino herum und versucht sein Glück an einem einarmigen Banditen, bevor er an die Bar schlendert. Einzig neben der an einem Cocktail nippenden Terry Smith (Mary Beth Hughes) ist noch ein Platz frei. Er ersucht sie um die Erlaubnis sich zu setzen. Terry entpuppt sich als vormals erfolgreiches Fotomodel aus New York, aber durch eine unschickliche Bermerkung Jim Henrys fühlt sie sich gekränkt. Als letzterer zu den Spielautomaten zurückkehren will, macht ihm die angetrunkene Frau eine Szene, so dass andere Gäste auf sie aufmerksam werden, bevor Terry sogar handgreiflich wird. Doch mitten in ihrem Ringen halten sie einander in Armen und küssen sich… Am Morgen lässt sich Henry vom Fahrer eines Pick-Ups an einer Kreuzung in der Wüste Nevadas absetzen, greift sich seinen Koffer von der Ladefläche und zündet sich eine Zigarette an. Als in seinem Rücken ein Auto hörbar wird, streckt er den Arm aus, doch ist es ein Polizeiwagen. Detective Sergeant Ben Barnett (Tom Hubbard) verhaftet James Henry mit vorgehaltener Waffe, ohne ihm dafür eine Erklärung zu geben. In Handschellen wird Henry im Streifenwagen nach Las Vegas zurückgebracht, wo er in einem Apartment auf Detective Lieutenant Joe White Eagle (Reed Hadley) trifft. Indessen wird Terry Smiths Leiche auf einer Bahre aus dem Haus transportiert…
“Well, it’s been a long time between smiles.” Etwas über 4 Minuten sind vergangen, da ist die Rolle von Mary Beth Hughes auch schon beendet. Dabei gehört sie mit zum Besten, was solche B-Produktion der Allied Artists mit ihren während der 40er Jahre auf A-Produktionen abonnierten Darstellern zu bieten hat. Wanda Hendrix hatte in Robert Montogomerys ungewöhnlichen Meisterstück eines Film Noirs Ride The Pink Horse (USA 1947) erstmals die weibliche Hauptrolle innegehabt. Richard Conte war mit Robert Siodmaks Film Noir Schrei der Großstadt (USA 1948) der Durchbruch gelungen. Und Joan Bennetts Karriere wurzelte so wie diejenige Barbara Stanwycks oder Sylvia Sidneys im späten Stummfilm und im frühen Tonfilm der späten 20er Jahre. Letztere war zur Zeit des Drehs von Die Autofalle von Las Vegas 43 Jahre alt, und die 50er Jahre hatten die Rolle der Frau im Hollywoodfilm allgemein und auch im Film Noir erneut auf Sexsymbol oder Ehefrau reduziert. Die komplexe Femme fatale der 40er Jahre war dem fiesen Vamp oder der “damsel in distress“ gewichen, und so haben alle drei Frauen des Films keinesfalls eine ausgeprägte und für den Zuschauer erfahrbare Persönlichkeit. Genau deshalb ist so bemerkenswert, was Mary Beth Hughes ihrer einzigen Szene abzugewinnen vermag und wie sie uns mit dem Nachhall einer eigentümlichen Modernität in ihrem Auftreten mit dem drögen weiteren Verlauf dieses Kriminalfilms im Gewand eines Film Noirs allein lässt.
“By the time she landed Highway Dragnet her career was in purgatory. She looks - and it’s painful to write this – awful,” schreibt Mark Fertig für Where Danger Lives über Joan Bennett und ihre Rolle in diesem Machwerk. Während der 40er Jahre war sie, nicht selten in der Rolle der Femme fatale, so in Fritz Langs Straße der Versuchung (USA 1945), eine der herausragenden Darstellerinnen des Film Noirs. Im Jahr 1951 bekleidete in zwei Spielfilmen die weibliche Hauptrolle und hatte in drei TV-Serien Gastauftritte, doch im Dezember des Jahres erschoss ihr eifersüchtiger Ehemann, Filmproduzent Walter Wanger (Schweigegeld für Liebesbriefe, USA 1949), ihren Agenten, der den Mordversuch schwer verletzt überlebte. Die Filmkarriere Joan Bennetts war damit jedoch so gut wie beendet. Die Autofalle von Las Vegas bot ihr eine erste Rolle in drei Jahren, und sie sieht nicht bloß mitgenommen aus, sie spielt auch lausig – das Finale mit ihr ist kaum zu ertragen. Zugleich hatte ein junger Mann mit U.S. Andersen als Co-Autor die Kurzgeschichte verfasst, auf der der Film beruhte, und er trat auch als dessen Co-Produzent in Erscheining. Die Rede ist von Roger Corman, der mit Die Autofalle von Las Vegas das erste Mal in der Filmgechichte im Vorspann erwähnt wird und der mit Beginn der 60er Jahre dank einer Serie von B-Produktionen im Horror-Genre, häufig Edgar-Allen-Poe-Verfilmungen mit Vincent Price, Boris Karloff und Peter Lorre, zu einer Ikone des Filmgeschäfts wurde. Seine Beteiligung an Die Autofalle von Las Vegas war zu dem Zeipunkt fast vergessen, aber der Film bezeugt trotz schöner Drehorte in der Wüste Nevadas lediglich das untere Mittelmaß so vieler US-Produktionen zu Zeiten der McCarthy-Ära.
In den USA gibt es eine bild und tontechnisch exzellent restaurierte BD- und DVD-Editionen (2018) von Kino Lorber in deren Reihe Studio Classics mit dem englischen Originalton, allerdings ohne jegliche Extras und ohne Untertitel, was in Anbetracht der aufwendigen Restauration des Films und seiner teuren Bildträger mager anmutet.