Anthony LaPaglia, Hugo Weaving, Barry Otto, Kelly Dingwall, Essie Davis
Sydney, Australien. In einem asiatischen Restaurant verbringen Police Sergeant James Quinlan (Anthony LaPaglia) und sein Kollege und Vorgesetzter Frank Church (Hugo Weaving) den Abend mit ihren Ehefrauen Helen Quinlan (Joy Smithers) und Pixie Church (Christina Totos). Helen ist betrunken und stimmt schwankend und tanzend ein Spottlied auf ihren Mann an, als sie sich das Mikrofon der Karaoke-Anlage schnappt und die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sich zieht. Indessen sie den Aufbruch einläutet, versucht Pixie sie zu beruhigen. Doch es misslingt und Helen schüttet James ein Glas Wasser ins Gesicht; der Abend endet mit einem Eklat. Am Morgen packt James einige Habseligkeiten in Tasche und Koffer. Er schiebt Helen, die im Wohnzimmer neben der Couch ihren Rausch ausschläft ein Kissen untern Kopf, bevor er die gemeinsame Wohnung und seine Frau verlässt… Mit einem Vorschlaghammer zertrümmert ein Polizeibeamter die Eisentür einer illegalen Spielhölle, während man im Inneren in aller Seelenruhe weitermacht. Als Frank Church mit James Quinlan den illegalen Betrieb von Michael Antonavitch (Shane McNamara) auffliegen lassen, erweist sich Quinlan als gewalttätig und brutal, indessen Church in einem Hinterzimmer ein Gespräch mit einem Herrn im Anzug führt, der sofort darauf verschwindet. Quinlan steht unterm Eindruck, dass etwas nicht stimmt. Er schleudert Antonavitch vor laufenden Fernsehkameras in einen vor der Tür wartenden Einsatzwagen, woraufhin jener sich Verletzungen zuzieht…
“Whatever it is you’re doing, I don’t believe it is how it looks.“ Die ersten 20 Minuten des Films sind der starke Auftakt einer Geschichte, deren Knackpunkte dem Zuschauer schnell einleuchten und die Erwartungen schüren. Quinlan ist ein fanatisch ehrlicher Cop, der dem eigenen Vater nacheifert, einst ebenfalls Polizist, welcher die eigene Frau und James Quinlans Mutter in den Selbstmord trieb. Der zutiefst traumatisierte Beamte erinnert an Police Detective Mark Dixon (Dana Andrews) in Otto Premingers Faustrecht der Großstadt (USA 1950) und an Detective Sergeant Lloyd Hopkins (James Woods) in James B. Harris‘ Der Cop (USA 1988). Er hat seine Vorbilder im Film Noir und im Neo Noir, dem das Ensemble an Rollencharakteren in The Custodian fast komplett zuzurechnen ist. John Dingwall, der Autor und der Regisseur von The Custodian, erzählt uns eine Geschichte, wie sie im Grunde nur im Film Noir und im Neo Noir beheimatet sein kann. Seine Variation des korrupten Cops gegen den ehrlichen Cop und ihre Schattierungen in den Grauzonen zwischen und in ihnen, sie sind schon in Richard Quines Schachmatt (USA 1954) und natürlich in Orson Welles‘ Im Zeichen des Bösen (USA 1958) angelegt, darin der Autor Welles seinem eigenen, durch und durch korrupten Police Captain der Grenzstadt Los Robles den Namen Hank Quinlan verlieh. Aber nicht nur verliert The Custodian nach 20 Minuten an Dynamik, leider wird auch Kelly Dingwalls Fernsehjournalist Tony Reynolds, der mehr und mehr in den Vordergrund trittt, zu einem Störfaktor. Denn weder der Rollencharakter noch sein Schauspieler überzeugen.
Sobald der Polizeibeamte James Quinlan mit seinem Insider-Wissen über die korrupte Polizei in Sydney an Tony Reynolds herantritt und statt einer internen Untersuchung die Medien zu nutzen versucht, verfällt das Drehbuch wiederholt in einen Predigerton und der Film wird geschwätzig und redundant. Ständige Telefonate zwischen Quinlan und Reynolds erweisen sich als ermüdend und bremsen die Handlungsentwicklung, zumal nun auch der Charakter Reynolds mit einer Freundin (Naomi Watts) und einem Privatleben ausgestattet wird. Demgegenüber verschwindet der so sorgfältig eingeführte Frank Church ab der 45. Minute für einige Zeit aus dem Film. Auch Essie Davis‘ Charakter Jilly, mit soviel Verve gespielt, bleibt zu sehr am Rand der Erzählung. Statt ihrer zeigt sich Reynolds stets fade und statisch. Erst in den letzten 25 Minuten kehren die wichtigen Figuren und damit die Spannung in den Film zurück. Das ist trotz einer der Neo-Noir-Tradition treuen Gestaltung des Finales einfach zu spät. Anthony LaPaglia, Barry Otto und Hugo Weaving sind erstklassige Darsteller. Sie können diesem Neo Noir zu guter Letzt aber nicht jene Klasse verleihen, die sein Drehbuch und zu Teilen die Regie vermissen lassen. Zugegeben, die Beziehungsebene zwischen Frank Church und James Quinlan hat diese Klasse, Der Rest von The Custodian allerdings nicht.
Es gibt eine bild- und tontechnisch gute englische DVD-Edition (2004) mit dem Film ungekürzt, doch leider im falschen Bildformat, nämlich 4:3 Vollbild und nicht Widescreen, das Ganze mit dem original englischen Ton ohne Untertitel und auch ohne Extras.