Blood Brothers

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Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Tian tang kou
Kategorie
Neo Noir
Land
HK/CHN
Erscheinungsjahr
2007
Darsteller

Daniel Wu, Ye Liu, Shu Qi, Tony Yo-ning Yang, Xiaolu Li

Regie
Alexi Tan
Farbe
Farbe
Laufzeit
95 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Die chinesische Metropole Shanghai in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts: Inmitten eines Schneegestöbers stehen Ah Feng (Daniel Wu) und etwas abseits sein Freund Mark (Chen Chang) mit seiner Geliebten Lulu (Shu Qi) vor der geöffneten Tür einer schwarzen Limousine. Warum sie einst an diesen Ort gekommen seien, fragt sich Ah Feng im Stillen. Sie hätten doch gedacht, hier sei das Paradies… Einst waren die jungen Männer Ah Feng und Xiao Hu (Tony Yo-ning Yang), die in einer Kleinstadt auf dem Lande lebten, so eng befreundet, wie es sonst nur Brüder sind. Ah Feng und seine Schwester (Lu Xiao Lin) mussten sich um ihre schon seit langem kranke Mutter (Ma Lin) kümmern. Xiao Hu lebte gemeinsam mit seinem älteren Bruder Da Gang (Ye Liu) beim Vater (Wu Ren Yuen), ihre Mutter war längst tot. Abends bei der Tanzstunde, wenn die Frauen miteinander die Standardtänze übten, war Ah Feng von der hübschen Su Zhen (Xiaolu Li) völlig verzaubert. Xiao Hu überredete seinen verliebten Freund, trotz seines Unvermögens die junge Frau aufzufordern. Das tat Ah Feng schließlich auch, indessen einige Störenfriede in die Teestube eindrangen und Unfrieden stiften wollen. Doch hatten sie nicht mit Da Gang gerechnet, der die Kerle im Nu zur Tür hinaus prügelte… Kurze Zeit später saßen Ah Feng, Xiao Hu und Da Gang des Nachts beim Schnaps. Letzterer erzählte den Jüngeren vom Paradise Club in Shanghai, wo er gerne Kellner werden wolle. Es war der Geburtstag seines Bruders Xiao Hu, dem er eine Uhr schenkte. In Shanghai, so suchte Da Gang sie ernsthaft zu überzeugen, würden sie sicher ihr Glück machen…

 

Mit erheblichem Aufwand inszeniert der Autor und Regisseur Alexi Tan im Verbund mit dem Produzenten John Woo (The Killer, HK 1989) seinen in den 30er Jahren angesiedelten Gangsterfilm Blood Brothers und scheitert am eigenen Skript, das allzu dürftig ausfällt. Mit Blick auf die bei den Protagonisten angelegten Beziehungen der Liebe, Freundschaft und Familienbande böte die Geschichte viele Möglichkeiten, eine psychologisch ausgefeilte Erörterung der unterschiedlichen Rollencharaktere und eine pointierte Handlungslogik zu entwickeln. Doch nicht allein bestünde hier Bedarf nachzubessern, sondern geradezu das Gegenteil ist der Fall - die Figuren sind leblos und einzig Dienstboten ausgedienter, lächerlicher Klischees, so dass man das Gefühl bekommt, die Verfilmung eines Comic-Strips anzuschauen. Der Schauspieler Daniel Wu läuft mit dem erschrockenen Gesichtsausdruck eines Schuljungen durch alle Phasen des Films und damit die Lebensphasen seines Rollencharakters, so als staune er darüber, an was für einem Machwerk er als erstgenannter Hauptdarsteller hier beteiligt ist. Bleibt der Beginn noch halbwegs glaubwürdig, leidet mit Ankunft der drei Männer in Shanghai die Handlungsentwicklung an einem zu sprunghaften Voranschreiten, das alle Zwischentöne und großteils die Logik ausklammert. Zu Beginn sind Ah Feng und Xiao Hu Rikschafahrer, doch Da Gang wird im Nu ein Kellner im Paradise Club. Wie gelingt ihm das? Wie verschaffen sich Ah Feng und Xiao Hu Zugang zu dem offensichtlich nur den oberen Zehntausend und der Gangsterwelt vorbehaltenen Etablisment? Ihr rasender Aufstieg wird zugunsten der simplen Story mit der Brechstange herbeizitiert. Ruckzuck sind die drei als Kriminelle und Killer feste Größen. Schon beim ersten Coup liegt eine Übermacht getöteter Gegner ringsum im Dreck, und das ist nur der Start in eine Gangsterballade, die dem geistigen Horizont eines Zehnjährigen entsprungen scheint.

 

"Blood Brothers misses to provide us with anything substantial (…), because (…) there are many incomprehensible cuts in story evolvement, and actions by the protagonists we just can't find any logic in,“ schreibt auch Manfred Selzer für Asian Movie Web. Als Liebhaber des klassischen Gangsterfilms der 30er Jahre und des Film Noirs würde man diese Neubearbeitung des Skripts von John Woos Bullet In The Head (HK 1990) gern wertschätzen, doch dazu reicht alle Toleranz des eingefleischten Cineasten nicht aus. Trotz seiner Kulissen und einer hoch ästhetischen Optik des Kameraauges kann der Film nicht verhehlen, dass er ein bloßes Imitat vor allem US-amerikanischer Retro-Produktionen ist und allzu gern Filmen à la Bugsy (USA 1991) oder L.A. Confidential (USA 1997) den Rang streitig machte. Am Ende ist er eher eine Blaupause für den gleichfalls hohlen Nonsense von Gangster Squad (USA 2013), randvoll mit Stereotypen und Fernsehcharakteren, die in einem grotesk dämlichen Finale dem geduldigen Zuschauer beweisen, was jener zuvor schon befürchtete. Oder mit einem Satz: Blood Brothers ist ein schlecht geschriebener und dilettantisch inszenierter Unsinn, für den selbst der eingefleischte Neo-Noir-Freund keine Lebenszeit vergeuden sollte.

 

Es gibt eine sehr gute US-DVD (2008, Regionalcode1) der First Look Studios, Inc. mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei, dazu den original chinesischen Ton mit optional spanischen oder englischen Untertiteln, das Ganze jedoch ohne Extras.

 


Neo Noir | 2007 | International | Alexi Tan | John Woo | Chang Chen | Daniel Wu | Sun Honglei

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