Maxwell Reed, Dinah Sheridan, Patric Doonan, Kynaston Reeves, Annette D. Simmonds
Der Ingenieur Chris Pelley (Maxwell Reed) hat bei einem Unfall sein Augenlicht eingebüßt und wartet seit 1 ½ Jahren in einer Blindenanstalt außerhalb Londons auf eine Operation durch Dr. Langley (Ronald Leigh-Hunt). Heute will Pelley, der inzwischen ein Leben als Blinder führt, mit dem Linienbus in den Londoner Stadtteil Kensington fahren. Aber der Hausmeister Benny (Ernest Butcher) informiert ihn, dass der Bus schon abgefahren sei, in Kürze dafür Tom (Michael Balfour) mit dem Lieferwagen der Anstalt nach London aufbrechen werde. So weist Chris Pelley den freundlichen Tom an, ihn in Kensington bei der Adresse Lindale Gardens abzusetzen. Als sie dort ankommen, ist es bereits dunkel und Tom missdeutet Lindale Square als die von Mr. Pelley angegebene Adresse, weshalb der Blinde plötzlich vor der falschen Haustür mit der Nr. 3 steht, die er zu seiner Überraschung obendrein unverschlossen findet. Chris Pelley tastet sich in den Flur, wo er zuerst die Garderobe und dann die aus Holz geschnitzte Löwenfigur am Treppenabsatz erspürt. Er geht linker Hand in einen Salon, wo er mit seinem Stock einen Sessel umgeht, bis er auf einen am Boden liegenden Gegenstand stößt. Es ist der Körper eines Mannes im Anzug, der ein Messer im Rücken hat und offenbar tot ist. Zugleich ertastet Pelley einen auf dem Teppich liegenden Siegelring, den er spontan in die Tasche seines Jacketts steckt. Als er das Haus verlassen will, stolpert er unerwartet und stützt sich auf den Tasten eines Klaviers ab, woraufhin sich eine Tür öffnet…
“Blackout has all the right story points but seemingly no idea what to do in between those points or how to even make those good spots actually exciting”, führt Jamie S. Rich für DVD Talk aus und nimmt im Detail vorweg, was sich von dem Machwerk im Ganzen sagen lässt, dass es nämlich miserabel ist und nicht einmal historischen Schauwert beanspruchen kann. Ein oft hanebüchener Handlungsverlauf, drittklassiges Schauspiel und eine holprige Dramaturgie entlarven Blackout als billigen Abklatsch des seinerzeit erfolgreichen Film Noirs aus Hollywood. Allein der von Annette D. Simmonds verkörperte Rollencharakter der Femme fatale Lila Drew als good bad girl, wie in den USA von Rita Hayworth, Lauren Bacall oder Lizabeth Scott gespielt, ist grotesk schlecht. Vor allem Maxwell Reed, seinerzeit in Aus dem Tagebuch eines Henkers (UK 1948) ein junger Mann in einer adäquaten Rolle, ist unsäglich hölzern und zeigt ein Laienschauspiel, das ihn mehr als einmal vollends disqualifiziert. Auf Dinah Sheridan scheint das eine ansteckende Wirkung ausgeübt zu haben. Als Pat Dale wirkt sie ebenso unbeteiligt und schlafwandelt durch diesen Film wie zufällig anwesend. Beide haben nicht die mindeste Chemie miteinander und sollen dem Zuschauer weismachen, dass sie voneinander angezogen sind. Zudem entbehrt John Gillings Drehbuch nach einer Erzählung Carl Nystroms jeglichen Bemühens, Pelleys Motive einer konsequent ohne Hilfe von Scotland Yard vollzogenen Untersuchung des Mordfalls Norman Dale darzulegen. Chris Pelley ist nicht tatverdächtig, Dales Vater (Kynaston Reeves) will von Nachforschungen nichts wissen, die Schwester Pat wirkt desinteressiert, etc. Als Detektiv ist Chris Pelley eine Nullnummer, er stolpert in Gefangenschaft, weil er sich zu dumm anstellt, und seine Coolness gegenüber Frauen ist postpubertär peinlich. Dennoch überwältigt er die Gangster, dennoch sind die Damen von seiner Überlegenheit und Anziehungskraft überzeugt. Doch die Imitation des US-amerikanischen “Tough Guys“ durch den britischen Ingenieur geht auf ganzer Linie in die Binsen – Maxwell Reeds Bogart-Getue wirkt heutzutage bloß lächerlich.
© Renown Pictures Ltd.
Der britische Film Noir war in der zweiten Hälfte der 40er Jahre enorm eigenständig. Mit Darstellern wie Trevor Howard, Eric Portman, Richard Attenborough, Robert Newton sowie Sally Gray, Kathleen Ryan und Christine Norden überzeugten viele Werke zusätzlich aufgrund einer stringenten Dramaturgie und mit wunderbarer Kameraarbeit. Neben Blackout gab es jedoch immer auch Versuche, den US-amerikanischen Film Noir für ein britisches Publikum zu adaptieren, was oftmals auf eine drittklassige Kopie dessen hinauslief. Auch Night Beat (UK 1947) und König der Unterwelt (UK 1948) waren Filme dieser Machart und konnten nicht überzeugen. In den 50er Jahren verlor der Film Noir in England dann ebenso wie in den USA rapide an Qualität. Zunehmend rückten (erneut) der konventionelle Kriminalfilm und auch der Spionagethriller in den Fokus der Filmstudios; der kalte Krieg und die McCarthy-Ära forderten ihren Tribut. Lediglich Ausnahmeregisseure wie die Exilanten Joseph Losey und Cyril Endfield vermochten später noch an das Niveau des britischen Film Noirs der 40er Jahre anzuschließen und zeitlos relevante Werke zu schaffen.
Bild- und tontechnisch halbwegs gute englische DVD-Edition (2008) aus dem Haus Odeon Entertainment mit Bond Of Fear (UK 1954) als Double Feature, ungekürzt im Originalformat, dazu den original englischen Ton ohne Untertitel.