Nacht in der Prärie / Gun Man

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
****
Originaltitel
Blood On The Moon
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller

Robert Mitchum, Barbara Bel Geddes, Robert Preston, Walter Brennan, Phyllis Thaxter

Regie
Robert Wise
Farbe
s/w
Laufzeit
88 min
Bildformat
Vollbild

 

Nacht in der Praerie-Poster-web2.jpgNacht in der Praerie-Poster-web5.jpgNacht in der Praerie-Poster-web4.jpgNacht in der Praerie-Poster-web3.jpg

 

Von Texas kommend wird Jim Garry (Robert Mitchum) eines Nachts in der Prärie vom Regen überrascht. Kaum hat er sich an einer geschützten Stelle ein Feuer entfacht und sich der nassen Stiefel entedigt, donnert eine Herde Rinder über seinen Lagerplatz. Garry kann sich auf einen Baum retten, sein Pferd wird mitgerissen. Im nächsten Augenblick kommt Bart Daniels (Robert Bray) angeritten, ein Cowboy des Ranchers John Lufton (Tom Tully). Daniels bringt Garry zu dem in der Nähe gelegenen Camp Luftons, wo er auch dessen Vormann Cap Willis (Bud Osborne) kennenlernt. Der Empfang ist kühl, denn John Lufton misstraut einem einsamen Reiter in der Nacht. Für viele Jahre konnte er seine Rinder auf den Weiden des Indianerreservats grasen lassen. Im Gegenzug versorgte er die Indianer mit Fleisch. Der neue Verwalter des Reservats namens Jake Pindalist (Frank Faylen) lehnt alle Angebote John Luftons ab. Stattdessen hat er ihm ein Ultimatum gestellt, was ihn zum Verkauf seiner Rinder zwingen wird. Lufton ahnt nicht, dass Pindalist mit dem vermeintlichen Siedler Tate Riling (Robert Preston) eine Partnerschaft einging. Tate Riling als Strohmann soll Lufton wegen unrechtmäßiger Nutzung der Weidegründe sein Vieh für einen Dumpingpreis abkaufen. Pindalest will das Vieh dann für ein Vielfaches des gezahlten Preises an die Armee verkaufen, die er obendrein benutzt, um Luftons Rinder auf dem Terriorium der Indianer zu erwischen. Am Morgen verabschiedet sich Jim Garry von Lufton und reitet nach Sundust, um dort seinen Freund Riling zu treffen…

 

“From the opening frame of the drifter’s silhouette riding over  a mountain pass in driving rain in the day’s gloaming, you know you are in noir territory”, schreibt Tony D’Ambra für Filmsnoir.net. Tatsächlich ist dies ein konsequent hartes und düsteres Werk, das seinem Ruf gerecht wird und sich als Film Noir in der Kulisse des Westerns entpuppt. Sein Hauptdarsteller Robert Mitchum war zeitlebens keine zuverlässige Größe - unbeteiligt und an der Grenze zum Dilletantismus wie in Der unbekannte Geliebte (USA 1946) oder Ein Satansweib (USA 1951) oder exakt die richtige Wahl und engagiert wie in Die Nacht des Jägers (USA 1955) oder Ein Köder für die Bestie (USA 1962). Auch Frank Faylen und Charles McGraw gehörten in diesem Ensemble zu den Gesichtern, die typischerweise in Film Noirs auftraten. Robert Wise hatte im Vorjahr für RKO Radio Pictures mit Born To Kill (USA 1947) einen Klassiker des B-Films geschaffen, bis heute ein unverzichtbarer Film Noir. Nacht in der Prärie / Gun Man zeigt nicht nur einen durchweg guten Hauptdarsteller Robert Mitchum, sondern punktet in Kombination mit Kameralegende Nicholas Musucara auch mit seiner Erzählung selbst und mit einer dynamischen Inszenierung. Hier ist der “Wilde Westen“ windig und dreckig und öde, seine Nächte sind so schwarz wie die Herzen seiner Bewohner. Während die Frauenfiguren halbwegs gepflegt daherkommen, zeigt der Film die Herren verschwitzt, unrasiert und auch nicht mit den sonst so typischen Fönfrisuren, wo selbst in der Prärie jedes Haar am Platz ist. All das sorgt für einen Gutteil der Glaubwürdigkeit jener Geschichte, der die stets uneindeutigen Charaktere, geprägt von einer Vergangenheit voller Schatten, ihr Flair verleihen. Ein Faustkampf in einer nächtlichen Cantina ist von einer für die Zeit ungewöhnlichen Härte; eine in Panik fallende Rinderherde lässt die Leinwand erzittern. In Nacht in der Prärie / Gun Man ist die Gewalt ebenso brutal wie allgegenwärtig.

Blood On The Moon-still-web2.jpgBlood On The Moon-still-web3.jpg Blood On The Moon-still-web1.jpg

 

“You don’t tell a dead man he’s dead.” Flotte Dialoge und gutes Schauspiel auch seitens Barbara Del Geddes als Luftons Tochter Amy geben dem Film zuletzt die Firnis, die er braucht. Dass Jim Garry die Seiten wechselt und sich nicht bloß als gepeinigte Seele sondern als ein aufrechter Kerl herausstellt, ist ein wenig zuviel des Guten. Der Antiheld erscheint dadurch zu glanzvoll. Womöglich ist der Teil dem Western geschuldet, womöglich ist es ihm zu verdanken, dass der Film im Spätjahr 1948 tatsächlich seine Premiere feierte, nachdem RKO Radio Pictures im Mai 1948 von dem erzkonservativen Milliardär Howard Hughes übernommen worden war. Es ist Hughes und seiner Kontrollmanie zuzuschreiben, dass die Filme des Studios schnell um ein vielfaches schlechter wurden und die einst erfolgreiche und angesehene RKO Radio Pictures im Jahr 1956 bankrott ging. Robert Mitchum, der noch bis 1954 vertraglich an RKO gebunden war, war heilfroh, als er den Fesseln Hughes’ entkommen war. Mit Ausnahme von Otto Premingers Engelsgesicht (USA 1952) war er bis dahin gezwungen, in mittelprächtigen bis schlechten Produktionen sein Talent zu vergeuden. Robert Wise drehte im Anschluss für RKO das Film-Noir-Meisterwerk Ring Frei für Stoker Thompson (USA 1949), das ab März 1949 seinen Weg ins internationale Kino fand. Es wurde nach 15 Jahren bei RKO seine eindeutig beste und zugleich seine letzte Arbeit für das Studio.

 

In England liegt eine DVD-Edition (2010) via Odeon Entertainment und in Frankreich eine gleichwertige DVD (2005) in der Collection RKO der Editions Montparnasse vor. Beide enthalten den Film bild- und tontechnisch restauriert und ungekürzt im Originalformat. Die englische Ausgabe beinhaltet den Originalton, die französische optional noch eine französische Tonspur, wahlweise französische Untertitel. Auch eine italienische Ausgabe (2005) der Universal Pictures Italia Srl. ist erstklassig und bringt den englischen Originalton. Die spanische DVD bringt zum englischen Ton zwar englische Untertitel, ist bildtechnisch aber miserabel und nicht restauriert. Blood On The Moon gehört zu den wenigen US-Filmen in diesem Portal, von denen es noch keine US-amerikanische BD oder DVD gibt. In Deutschland gibt es auch keine, aber wen wundert das?

 


Western Noir | 1948 | USA | Robert Wise | Nicholas Musuraca | Charles McGraw | Frank Faylen | Robert Bray | Robert Mitchum | Tom Tully | Walter Brennan | Barbara Bel Geddes | Phyllis Thaxter

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.