Western Noir
| USA
| 1959
| Paul Wendkos
| Alan Baxter
| Fred MacMurray
| James Coburn
| Paul E. Burns
| Dorothy Green
Bewertung
***
Originaltitel
Face Of A Fugitive
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1959
Darsteller
Fred MacMurray, Lin McCarthy, Dorothy Green, Alan Baxter, Myrna Fahey
Regie
Paul Wendkos
Farbe
Farbe
Laufzeit
81 min
Bildformat
Widescreen
© Columbia Pictures Corporation
Deputy Marshal George Allison (Francis de Sale) soll den Bankräuber Jim Larsen (Fred MacMurray) ins Gefängnis bringen. Die beiden mit Handschellen aneinander geketteten Männer besteigen in Coleman den Zug und Allison versucht Larsen davon zu überzeugen, dass ein besseres Leben auf ihn warte, wenn er es in Zukunft richtig anstelle. Jim Larsen entgegnet, dass er die Zeit im Gefängnis nutzen wolle, um einen Bankraub so zu planen, dass ihn kein Partner mehr verpfeifen könne. Am Bahnhof in Porter erbittet Larsen auf der Plattform des Wagons von Allison Feuer für seine selbstgedrehte Zigarette. Es gelingt ihm dabei, blitzschnell dessen Revolver zu entwenden und den verblüfften Gesetzeshüter ans Geländer des Wagons zu ketten, Im gleichen Augenblick erscheint überraschend Jims jüngerer Bruder Danny Larsen (Ron Hayes) und will Jim befreien, dem das schon aus eigener Kraft gelungen ist. Als die beiden auf den von Danny mitgebrachten Pferden fliehen wollen, verletzt Allison mit einem im Halfter am Knöchel versteckten Derringer Danny Larsen. Doch der dreht sich um und erschießt den Deputy Marshal und die Brüder reiten davon. Nach kurzem Ritt erspähen sie einen anderen Zug und Jim Larsen beschließt, mit seinem verletzten Bruder erneut umzusteigen. Sie lassen also ihre Pferde laufen und verstecken sich im Gepäckwagen. Jim versucht nun, Danny seine weiteren Pläne zu erläutern. Aber Danny ist viel schwerer verletzt, als Jim Larsen ahnt, und bevor er geendet hat, kippt der Bruder tot auf die Seite…
“Don’t feel sorry, kid. Don’t ever feel sorry. It’s like poison to a man.” Zwischen 1955 und 1959 trat Fred MacMurray in sieben Western in der Hauptrolle auf; dazu kam 1958 eine 60-minütge Folge der TV-Serie Cimarron City (USA 1958-60). Dennoch verbinden selbst US-amerikanische Filmkritiker Fred MacMurray heute eher mit dem Film Noir, darin er dank der Rolle des Versicherungsagenten Walter Neff in Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) eine stilbildende Modellfunktion innehatte und zu dem er mit Schachmatt (USA 1954) nur ein einziges Mal zurückfand. Auf heißer Fährte ist ein durchschnittlicher B-Western mit einer dunklen Note und einigen Elementen, die eindeutig zum Kosmos des Film Noirs gehören. Zwei Brüder aus einem problematischen Elternhaus sind von Kindesbeinen an auf eine Weltsicht abonniert, darin einzig „Nimm Dir, was Du brauchst!“ wirklich zählt. Aber Jim Larsens Leben hat einen Bruch erfahren, der es nicht nur für den Zuschauer in seine Vergangenheit und seine Gegenwart teilt, sondern mit Annahme des Namens Ray Kincaid auch für ihn selbst. Dauernd darum bemüht, seine neue Identität halbwegs abzudichten, holt ihn der Schatten der Vergangenheit immer wieder ein und meist aus Richtungen, woher es nicht zu erwarten war. Es ist ein wunderbares Detail des zuweilen gewitzten Drehbuchs, dass der Bankräuber Jim Larsen diese neue Identität im Anzug des verstorbenen Vaters antritt, der von ihm am Tag nach dem Tod seiner Mutter verlassen wurde.
“This film showed up on a list of noir westerns and, depending on how you define the term, it probably belongs there”, schreibt Ron Scheer für Buddies In The Saddle. Doch sein Antiheld, der so eindeutig jener Tradition moralisch fragwürdiger und deshalb schillernder Charaktere des Film Noirs entstammt, wird in der Entwicklung des Films mehr und mehr zu jenem “good bad guy“, dank dessen eine Identifikation mit der Hauptfigur für den Zuschauer nie fraglich wird. Kurzum, der Film öffnet sich mit Ankunft des frisch gebackenen “Ray Kincaid“ in Tangle Blue (nach etwa 20 Minuten) einer zunehmend konventionellen Entwicklung, die allemal dadurch besticht, dass die Melange aus Herrin der toten Stadt (USA 1948), Spiel mit dem Tode (USA 1948) und Zwölf Uhr mittags (USA 1952) einige Glanzpunkte setzt. Hierzu zählt vor allem das Finale in einer Geisterstadt, der letzte Kampf wider die Dämonen der eigenen Vergangenheit, aus der Kincaid-Larsen natürlich als „Held“ hervorzugehen hofft. Mit ihm hoffen es die Zuschauer und hofft es die in Tangle Blue wohnende und in Liebe zu Ray Kincaid entbrannte Ellen Bailey (Dorothy Green), zugleich Schwester des redlichen Sheriffs Mark Riley (Lin McCarthy), etc. pp. Hier verlassen Paul Wendkos (Ein Toter lügt nicht, USA 1957) und seine Autoren leider das Gespür. Hier wird es konventionell und trotz des Finales am Schluss richtig bieder und fade. Wer Fred MacMurray mag oder wer den Western Noir erkundet, kann den Film sehen, zwingend ist er sicher nicht.
Auf heißer Fährte ist etwas in Vergessenheit geraten und eine spanische DVD-Ausgabe (2007) ist inzwischen vergriffen. Online kursieren Versionen von mittelprächtiger Qualität, immerhin ungekürzt im Originalformat und mit dem original englischen Ton ohne Untertitel.