Ratte von Soho, Die

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
*****
Originaltitel
Night and The City
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Richard Widmark, Gene Tierney, Herbert Lom, Googie Withers, Hugh Marlowe

Regie
Jules Dassin
Farbe
s/w
Laufzeit
92 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
London, England: Der kleine Ganove Harry Fabian (Richard Widmark), der in einem Nachtclub Sohos reiche Touristen ausnimmt, ist ein bunter Vogel. Auf der Hatz nach Geld hat er ständig Einfälle für einen Coup. Nur erweisen sie sich allesamt als Illusionen und Fabian endet immerzu mit Schulden und Schuldnern am Hals. Als seine Freundin Mary Bristol (Gene Tierney) ihm erneut aus der Klemme helfen muss, ist sie verzweifelt und wendet sich an ihren Nachbarn, den Kunstmaler Adam Dunn (Hugh Marlowe), der in sie verliebt ist und der selbst Harry Fabian für den geborenen Verlierer hält. Doch eines Nachts lernt Fabian in einer Box-Arena den berühmten, griechischen Wrestler Gregorius (Stanislaus Zbyszko) kennen. Harry erarbeitet für den in die Jahre gekommenen Kämpfer einen Plan, der ihm als exklusivem Manager die Möglichkeit bringen soll, finanziell unabhängig zu werden. Das Opfer des Betrugs ist Gregorius’ Sohn Kristo (Herbert Lom), selbst ein gewiefter Gangster, doch braucht Fabian die finanzielle Hilfe seines Arbeitgebers, des skrupellosen Nachtclubbesitzers Philip Nosseross (Frank L. Sullivan). Dummerweise hat Harry Fabian die Rechnung ohne Kristo gemacht. Der weiß sich vor den Versuchen eines Emporkömmlings wie Fabian zu schützen und steckt mit Nosseross längst unter einer Decke…
 
Der letzte der vier Film Noirs von Jules Dassin für Twentieth Century Fox wurde in England gedreht und produziert. Jules Dassin war nach Edward Dmytryk und Abraham Polonsky eins der ersten Opfer der Kommunistenjagd des Komitees für unamerikanische Umtriebe (HUAC) und stand auf der als Hollywood Ten bekannt gewordenen, schwarzen Liste weit oben. Regisseur Jules Dassin durfte Die Ratte von Soho nach Drehschluss nicht mehr selbst schneiden, da er mit einem Berufsverbot belegt und ihm der Zutritt aufs Studiogelände von 20th Century Fox in Hollywood verwehrt wurde. Er wanderte nach Frankreich aus und wurde 1955 mit dem von ihm als Autor, Regisseur und mitwirkendem Schauspieler in Paris gedrehten Film Noir Rififi weltberühmt. Wie aus dem ebenfalls unter Senator McCarthy vertriebenen US-Amerikaner Joseph Losey wurde aus Jules Dassin ein europäischer Regisseur ersten Ranges.
 
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© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
"You worked harder than any 10 men. But the wrong things. Always the wrong things..." Jules Dassins Die Ratte von Soho darf als einer der besten Film Noirs jener klassischen Ära von 1941 bis 1959 bezeichnet werden. Er ist inhaltlich und formal voll ausgereift. Der drastische Film über den notorischen Verlierer Harry Fabian entstand unter dem Eindruck, nichts mehr zu verlieren zu haben. Wie Abraham Polonskys Force Of Evil (USA 1948), Orson Welles’ Die Lady von Shanghai (USA 1947) oder Edmond Gouldings Der Scharlatan (USA 1947) sprengt er die Konventionen seiner Zeit und erzählt seine Geschichte so frei, wie es im Rahmen des Establishments nur Kassenmagnet Alfred Hitchcock möglich war. Und selbst der hatte sich so manches Mal dem Diktat des Hays Codes beugen müssen, so z.B. mit dem geschönten Ende von Verdacht, USA 1942, das keinesfalls der Romanvorlage entsprach. Acht Jahre später gibt seine Freizügigkeit Jules Dassins Film Noir Die Ratte von Soho einen eigentümlich modernen, rauen Unterton, der ihn über das Filmschaffen seiner Zeit weit hinaus hebt.
 
Die deutsche DVD-Edition (2009) der Universum Film GmbH, München, lässt kaum Wünsche offen: ungekürzte Spielzeit im Originalformat, wahlweise englischer oder deutscher Ton, leider ohne Untertitel, dafür den US-Kinotrailer als Extra. An diesem klassischen Film Noir führt wohl jeden Cineasten über Kurz oder Lang kein Weg vorbei.
 

Film Noir | 1950 | UK | Jules Dassin | Herbert Lom | Mike Mazurki | Richard Widmark | Gene Tierney | Googie Withers | Kay Kendall

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 31. August 2013 - 17:37

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Da die deutsche Veröffentlichung von Universum mittlerweile im Handel vergriffen und nur mehr als Rarität zu Sammlerpreisen erhältlich ist, haben Käufer aktuell die Wahl zwischen der englischen PAL DVD vom British Film Institute (Regionalcode 2) und der US NTSC DVD der Criterion Collection (Regionalcode 1).

In der Tonqualität gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den beiden Editionen. Viele Liebhaber und Kenner bevorzugen jedoch das authentischere und deutlich dunklere Bild der vom BFI restaurierten Fassung, welches besser zur Atmosphäre des Films und den vielen Nachtszenen passt:

http://film.thedigitalfix.com/content/id/66156/night-and-the-city.html

Zudem wird die BFI-DVD weltweit wesentlich günstiger angeboten als die teure Criterion-Scheibe:

http://www.amazon.co.uk/Night-And-The-City-DVD/dp/B000SKKCZ0/ref=sr_1_1…

Barolojoe

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 28. Dezember 2015 - 14:09

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Ich kann dem Rezensenten nur beipflichten. Dassin hat hier ein Standardwerk des klassischen Noir vorgelegt, zwar ein Film der späteren klassischen Epoche, dennoch kein Abklatsch oder schlichter Epigone. Zwar bin ich der Ansicht, dass der Film vor amerikanischer Kulisse noch etwas wuchtiger hätte wirken können, aber Dassin trägt natürlich an den politischen Entwicklungen keine Schuld. So ist es gut, dass er den Film überhaupt hat drehen können und auch London hat seine trostlosen Ecken.

Viel Atmosphäre und gute Darsteller zeichnen den Film aus. Spannend im Sinne eines Thrillers ist er eher nicht, aber die Entwicklung eines dunklen Sogs ist vorhanden und hebt den Film so in die Reihen der luziden Noir-Stilisten. Dass das Ende trotzdem irgendwie unerwartet und wie ein Schlag ins Gesicht kommt, bezeugt weiterhin die große Meisterschaft von Jules Dassin.

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