Double Jeopardy

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Double Jeopardy
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller

Rod Cameron, Gale Robbins, Allison Hayes, Jack Kelly, John Litel

Regie
R.G. Springsteen
Farbe
s/w
Laufzeit
71 min
Bildformat
Vollbild

 


 

 

Los Angeles, Kalifornien: Der ex-Häftling und einst erfolgreiche Geschäftsmann Sam Baggott (Robert Armstrong) wankt in der Dunkelheit des Abends betrunken nach Hause. In der Linken hält er die in einer Papiertüte verborgene Whiskeyflasche, mit der Rechten stößt er die Haustür zu den Rex Apartments weit auf, nachdem er von der Straße aus bemerkte, dass die Fenster seiner Wohnung dunkel sind und seine Ehefrau Marge (Gale Robbins) nicht Zuhause ist. Kaum hat er die ersten Treppenstufen erklommen, kommt seine Vermieterin Mrs. Krezi (Minerva Urecal) aus ihrer Parterre-Wohnung und spricht ihn auf seine Mietschulden an. Sie ist aufgebracht und rechnet mit erneuten Verprechungen, doch Baggott greift in seine Hosentasche, zieht ein Knäuel Banknoten hervor und zahlt der überraschten Frau 85 US-Dollar in bar. Sie rät ihm, seine nächste Monatsmiete gleich im voraus zu zahlen. Baggott antwortet, dass er dass sehrt wohl tun könne, es aber nicht tun werde, und stapft laut lachend in Richtung seiner Wohnungstür. Er sperrt auf, schaltet das Licht ein und ruft trotzdem kurz nach Marge, bevor er sich einen Schluck aus der Flasche genehmigt. Als vor dem Fenster ein Wagen zu hören ist, blickt Sam Baggott hinab und sieht dort Marge im schicken Mercury Montclair Cabriolet des Gebrauchtwagenverkäufers Jeff Calder (Jack Kelly). Rasch löscht er das Licht, begibt sich erneut zum Fenster und erblickt durch einen Spalt im Vorhang Marge bei einem leidenschaftlichen Kuss mit ihrem Liebhaber…

 

Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Solche B-Produktion von Republic Pictures ist Trash und mehr nicht. Einige Darsteller und ihre Schauspielkunst sind schlicht bemitleidenswert, allen voran Rod Cameron, der so hölzern daherkommt, dass im Vergleich gar George Raft wie ein Anwärter auf den Oscar für die Beste Hauptrolle wirkt. Letzterer hatte in Edward L. Marins Film Noir Race Street (USA 1948) den älteren Bruder der von Gale Robbins verkörperten Nachtclubsängerin Elaine Gannin gespielt. Mit einem Altersunterschied von 20 Jahren war Raft für die Rolle zu alt, und das gilt auch für Cameron, der mit 44 nochmals 10 Jahre älter aussieht, indessen er als Rechtsanwalt Marc Hill mit der Tochter seines wichtigsten Klienten, mit der 25-jährigen Barbara Devery (Allison Hayes) liiert ist. Deren Vater ist Emmett Devery (John Litel), ein steinreicher Bauunternehmer, der den Juristen Hill für die Tricks und Kniffe seiner großflächigen Bauvorhaben anheuerte. Der 62-jährige Litel wirkt neben dem stocksteifen Cameron wie ein Jungbrunnen und auch Allison Hayes erscheint kaum verliebt. John Litel wiederum war ein wunderbarer Schauspieler. Ebenso wie der fast gleichaltrige Robert Armstrong gehörte er in den 30-er Jahren zur Garde der Charakterdarsteller jenes als "Warner Brothers Stock Company" bezeichneten Studio-Ensembles. In Filmen wie G Men (Gangsterdämmerung) (USA 1935), Public Enemy’s Wife (USA 1936), Black Legion (USA 1937) oder Mord im Nachtclub (USA 1937) waren sie an der Seite von James Cagney, Pat O’Brien oder Humphrey Bogart aufgetreten. Knapp 20 Jahre später fristeten sie ein Dasein in einem im Sterben befindlichen Film Noir, dem das kurz vor der Pleite befindliche Studio Republic Pictures mit Double Jeopardy zu letzten Zuckungen verhalf.

 

 

Dennoch ist der Film zugleich auch “guilty pleasure“, denn das Drehbuch Don Martins (Shakedown, USA 1950) ist im letzten Drittel voll biestiger Wendungen, die das Monströse am schamlosen Materialismus der Habenichtse und der Wohlhabenden gleichermaßen offenbart. Indessen der Millionär mit falschem Namen über Jahre hinweg sich mit Almosen die Vergangenheit vom Leib hält, um noch erfolgreicher und herrschaftlicher zu leben, hauen sich die Erwerbslosen am unteren Ende der Nahrungskette gegenseitig in die Pfanne. Im Schatten der prosperierenden Wohlstandidylle Los Angeles heiraten Frauen ihre Männer des Geldes wegen, indessen ihre Liebhaber sie des Geldes wegen mit falschen Verspeerchungen und geheuchelten Liebesbekundungen zu Erpressung und Diebstahl anstacheln. Es ist ein trostloses Bild der USA, welches Don Martin skizziert. Und es ist das hemmungslos Schmierige des von Robert Armstrong, Jack Kelly und Gale Robbins verkörperten Trios der Loser, das trotz der Mängel einer sichtbar billigen Produktion fasziniert. Indessen Republic Pictures seine Produktion von Kinofilmen 1958 endgültig beendete, fanden die beteiligten Schauspieler und ihr Regisseur noch bis in die 60-er und teils bis in die 70-er Jahre ein Auskommen im Fernsehen. Der B-Film, wie ihn Double Jeopardy darstellt, wurde in der zweiten Hälfte der 50-er endgültig in Formate der Wohnzimmerunterhaltung gedrängt. Er fand ebensowenig wie der Film Noir als Stilrichtung noch ein Publikum im Kinosaal und endete als historische Randnotiz.

 

Bis heute (2023) gibt es weder eine BD- noch eine DVD-Edition des Films, der in diversen Online-Portalen in Form einer technisch soliden TV-Kopie mit dem Originalton ohne Untertitel und im korrekten Bildformat (4:3 Vollbild) und mit einer leicht verrauschten Tonspur zu finden ist.

 


Film Noir | 1955 | USA | R. G. Springsteen | John Litel | Robert Shayne | Rod Cameron | Tom Powers

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