James Cagney, Margaret Lindsay, Ann Dvorak, Robert Armstrong, Barton MacLane
© Warner Bros.
New York City: Ein Jahr ist es her, dass James “Brick” Davis (James Cagney) sein Juraexamen hinter sich brachte und als Rechtsanwalt eine Kanzlei eröffnete. Heute betritt ein ein Klient namens Joseph Kratz (Edwin Maxwell) sein Büro, der Davis als Verteidiger eines Mandanten in einem Mordprozess gewinnen will. Im Nu hat jener herausgefunden, dass er lediglich für das organisierte Verbrechen den Rechtsverdreher zu spielen hätte, was sich finanziell lohnte, aber seiner eisernen Gesetzestreue vollends widerspräche. Just als er Joseph Kratz hinauswirft, tritt sein Freund Edward Buchanan (Regis Toomey) ein, der seinerseits mitbekommt, wie für Davis inmitten der krisenhaften Verhältnisse die Anwaltsgeschäfte schlecht laufen. So schlägt er “Brick“ erneut vor, sich als Agent des Federal Bureau of Investigation (FBI) in Washington, D.C. zu bewerben und wie er selbst ein Government Man (G-man) zu werden. Aber “Brick“ möchte vorerst selbstständig bleiben und sein Dasein als praktizierender Anwalt nicht abbrechen. FBI-Agent Buchanan verrät seinem Freund Davis, dass er nicht zufällig in der Stadt sei, sondern eine Verhaftung vorzunehmen hoffe. Am Abend sucht der Gangster Durfee (Noel Maddison) eine Versammlung anderer Mobster auf, da er sich Geld borgen muss, um für einige Zeit unterzutauchen. Seine Kumpanen Gerard (Russell Hopton), Collins (Barton MacLane) und Danny Leggett (Edward Pawley) sind besorgt, aber sie helfen ihm aus und Durfee huscht aus der Tür auf die Straße…
“If these gangsters want to use machine guns, then give your special agents machine guns, shot guns, tear gas, everything else! This is war!“ Der Film ist als primitiv gestricktes “Message Movie“ so banal und in der Art, wie er sich als Propaganda vor den Karren der Staatsräson spannen lässt, dergestalt konstruiert, dass er beizeiten als Inbegriff des Banalen erscheint. Nicht allein die kontinuierlich auf die Spitze getriebene Gut-versus-Böse-Ideologie sondern auch das Casting von Margaret Lindsay als Krankenschwester Kay McCord und zugleich als jüngere Schwester des FBI-Agenten Jeffrey McCord (Robert Armstrong) ist völlig missglückt und selbst das nicht nur wegen eines Altersunterschieds von 20 Jahren (!) zwischen den Schauspielern. Nein, der unsäglich hölzenerne Armstrong und die wie in einem Stummfilm grimmassierende Lindsay sowie das Over-Acting Barton MacLanes tragen mit ihren unzureichenden Leistungen dazu bei, dass der Abstand zu den überzeugenden Rollenportraits via James Cagney, Ann Dvorak, Edward Pawley und Lloyd Nolan umso klarer hervortritt. Die Dramaturgie durch Regisseur William Keighley ist temporeich, Sol Politos Kameraarbeit ist so gut wie eh und je, Edward Pawley ist als Gangster Danny Leggett sogar besser als Cagney. Es könnte folglich manches ein milderes Urteil begünstigen. Das tut es aber nicht, denn Selton I. Millers Drehbuch, der an ähnlichen Pseudo-Gangsterfilmen a la Revolver und Roulette (USA 1936) beteiligt war, ist eine Aneinanderreihung von bis zur Blödheit auf Ironie und Witz getrimmten Dialogen oder mit Inbrunst vorgetragener Meinungsmache in Diensten des US-amerikanischen Inlandsgeheimdienstes. Es gibt Szenen in “G Men” (Gangsterdämmerung), - etwa das Training James Cagneys in Kampfsporttechniken durch Robert Armstrong - die den Zuschauer (auch aufgrund ihres grotesk doofen Humors) fassunglos aufstöhnen lassen.
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© Warner Bros.
“FBI Director J. Edgar Hoover approved this film that shows the federal agents adopting the violent tactics of gangsters to destroy them at their own game”, weiß Sanderson Beck für Movie Mirrors Index zu berichten, und es wundert einen nicht. Wer sonst als der erzreaktionäre Hardliner Hoover hätte an diesem Film im Besonderen Gefallen finden können und 1948, in Zeiten des erneuten Rechtsrucks in der US-amerikanischen Politik, das Studio Warner Bros. dazu veranlassen, den Film mit einem aktuellen Vorspann als Re-Release in die Kinos zu bringen? Solcher Vorspann mit David Brian als FBI-Trainer, der anlässlich der Vorführung des damals 13 Jahre alten Films zu Schulungszwecken einige salbungsvolle Worte spricht, ist der Gipfel der Lächerlichkeit. Noch erstaunlicher ist, dass “G Men” (Gangsterdämmerung) heute großteils als gelungener „Gangsterfilm“ - genau das ist er nicht, er ist Propaganda - von einigem Unterhaltungswert bewertet wird, ein Film aus Tagen, als man alles in nostalgischem Schwarzweiß drehte, ach wie putzig! Die Naivität, mit der nachrückende Generationen die manipulative Ideologie des Machwerks ausblenden, verblüfft und erschreckt, insofern sie die Gewaltphilosophie des Rachefeldzugs von “Brick“ Davis, die geradewegs zum Nationalhelden mit Vorbildcharakter und zur Ehefrau führt, implizit gutheißen. Nein, dies ist trotz teils an den Film Noir kommender Jahre gemahnender Bilderwelten kein Film, den man gesehen haben müsste. In den USA zu seiner Zeit enorm erfolgreich lief “G Men” (Gangsterdämmerung) nach dem Zweiten Weltkrieg zwar im österreichischen aber nie im bundesdeutschen Kino und hatte als Der FBI-Agent erst 1977 seine Premiere im hiesigen Fernsehen.
Der Film existiert in den USA in einer bild-und tontechnisch exzellent restaurierten DVD-Fassung (2006) als Teil der unterm Titel Warner Bros. Pictures Tough Guys Collection benannten 6-DVD-Box mit haufenweise Extras, u.a. einem Audiokommentar von Filmhistoriker Richard Jewell, verschiedenen Kurzfilmen und Cartoons, dem Kinotrailer, etc. pp. Der Film ist ungekürzt im Originalformat beinhaltet, zur original englischen Tonspur gibt es optional englische, spanische oder französische Untertitel. Im Jahr 2008 brachte Warner Bros. in den USA die gleiche 6-DVD-Box nochmlas unterm Titel Gangsters Collection Vol. 2 auf den Markt.