Howard Duff, Peggy Dow, Brian Donlevy, Lawrence Tierney, Bruce Bennett
© Universal-International Pictures Inc.
San Francisco, Kalifornien: Der freiberufliche Fotograf Jack Early (Howard Duff) flüchtet vor drei Verfolgern über die Gleianlagen eines Verladebahnhofs. Als er kurz außer Sicht ist, deponiert er seine Kleinbildkamera in einem Versteck und rast weiter. Aber die Kriminellen stellen ihn, reißen ihm das Futteral der Kamera aus den Händen und werfen es in einen Tümpel, wo es versinkt, bevor sie Early mit Fausthieben in die Magengrube zusammenschlagen. Der benommene Fotograf kann sich nur mit Mühe vor einem heranfahrenden Güterzug retten. Er begibt sich zu dem Waggon, wo er die Kamera versteckte und holt sie. In dem in seinem Apartment eingerichteten Fotolabor entwickelt Early den Film und macht einen Abzug des Fotos, das die Gangster vernichten wollten. Es zeigt sie vor einem Zeitungskiosk, ihnen zu Füßen der leblose Körper eines vierten Mannes, der womöglich tot ist. Damit begibt sich Jack Early zur Tageszeitung Daily Record, wo er als erstes der Empfangsdame (Wendy Waldron) an der Informationen ein Kompliment macht. Dann besucht er die Bildredakteurin Ellen Bennett (Peggy Dow), die ihn abzuwimmeln versucht. Sie kennt Early bereits, der ein Fotograf ohne Zeitungerfahrung ist und gern eine Anstellung hätte. Das Foto allerdings beeindruckt sie und gemeinsam werden sie beim Chefredakteur David Glover (Bruce Bennett) vorstellig, der es gern nutzen und kaufen will. Doch Early knüpft die Nutzung der Aufnahme an eine einwöchige Probezeit als Zeitungsfotograf…
“I wouldn’t marry you if you were the last man on earth… unless you asked me.” Womöglich hat Ellen Bennett tief in ihrem Inneren den moralischen Kompass noch nicht aus den Augen verloren. Sie ahnt somit, dass eine Heirat mit dem Zeitungsfotografen Jack Early nicht unbedingt der Richtung entspräche, die sie mit Blick auf ihre eigenen Werthaltungen einschlüge. Doch ist sie auf den Verführer hereingefallen, dessen Tatkraft und dessen Blick für ein gutes Foto ihn beim Daily Record in Kürze zu einem der besten Leute hat werden lassen. Einzig Chefredakteur David Glover hat von Anbeginn eine Abneigung gegen den berechnenden und skrupellosen Egoisten, der Jack Early wirklich ist, dem für ein Foto jedes Mittel recht ist und der Andere in Gefahr bringt und gegeneinander ausspielt. Der Film Noir jener Jahre kannte den Journalisten vor allem als einen Protagonisten, der in der Rolle des Privatdetektivs auftritt, so etwa der Reporter Harry Mitchell (William Gargan) in Cyril Endfields The Argyle Secrets (USA 1948) oder die Journalistin Mary Roberts (Mary Anderson) in Fyodor Otseps Whispering City / Crime City (CAN 1947). Auch in Shakedown, dem Regiedebüt des zuvor nur als Schauspieler aktiven Joseph Pevneys, bekommen die Zuschauer eingangs den Eindruck vermittelt, Jack Early sei von solcher Art. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Ihm geht es einzig ums Geld und materielle Werte; seine Auffassung vom “American Dream“ ist gänzlich auf Luxus und Reichtum ausgerichtet. Alle Menschen, die seinen Weg kreuzen, ob Frauen oder Männer, sind für ihn bloß Treppenstufen auf dem Weg nach oben. Liegen solche hinter ihm, dreht er selbst sich nach ihnen nicht mehr um, wie auch Ellen Bennett schließlich erfahren muss.
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“Duff is about as unsympathetic and unsentimental a protagonist as you can get, perfectly at home in a deeply corrupt world, as depicted by director Pevney with more than a touch of film noir”, kommentiert Derek Winnert in seiner Rezension des Films und bringt es auf den Punkt. Ich bin nicht der erste und nicht der einzige, der in einer Besprechung von Shakedown darauf hinweist, dass der Filmklassiker definitiv als Vorbild für Dan Gilroys Neo Noir Nightcrawler – Jede Nacht jat ihren Preis (USA 2014) gelten darf. In groben Zügen handelt es sich um die gleiche Gesvchichte, die letztendlich nur von San Francisco nach Los Angeles verlegt wird. Doch zuerst einmal war es Billy Wilder, der mit dem Journalisten Chuck Tatum (Kirk Douglas) als Protagonisten von Reporter des Satans (USA 1951) einen vergleichbar von Ehrgeiz und Geltungssucht zerfressenen Zeitungsjournalisten auf die Leinwand brachte. Basierend auf einem Roman Samuel Fullers folgte Phil Karlsons Skandalblatt (USA 1952), worin Chefredakteur Mark Chapman (Broderick Crawford) jedes Mittel recht ist, um seine Widersacher und Konkurrenten auszuschalten. Joseph Pevneys Shakedown war seiner Zeit voraus und ist im Verbund mit Billy Wilders Reporter des Satans und mit John Berrys Steckbrief 7-73 doch eines der letzten Werke, die zu Beginn der McCarthy-Ära in den USA die Parameter des “Amerikanischen Traums“ infrage stellten. Ein bemerkenswerter Film Noir, der für lange Zeit in Vergessenheit geraten war und inzwischen wieder greifbar ist.
Lediglich in den USA gibt es jeweils eine Blu-ray disc und eine DVD (2022) der Kino Lorber Studio Classics, die das Werk sowohl bild- als auch tontechnisch topp restauriert beinhalten, inklusive des englischen Originaltons und mit englischen Untertiteln. Dazu gibt es einen Audiokommentar vom Film-Noir-Spezialisten Professor Dr. Jason Ney, Colorado Christian University, und den original US-Kinotrailer. In Deutschland lief der Film unter dem Titel Ohne Skrupel einmalig im Fernsehen.