Kate Logan Affair, The

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Kate Logan Affair
Kategorie
Neo Noir
Land
CAN
Erscheinungsjahr
2010
Darsteller

Alexis Bledel, Laurent Lucas, Noémie Godin-Vigneau, Serge Houde, Mike Paterson

Regie
Noël Mitrani
Farbe
Farbe
Laufzeit
85 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Der aus Paris, Frankreich, nach Kanada gereiste, bei der Belem Life Insurance angestellte Versicherungsagent Benoit Gando (Laurent Lucas), verheiratet mit Valérie (Noémie Godin-Vigneau) und Vater der elfjährigen Juliette (Vénutia-Ludivine Reding), steht am Morgen im Badezimmer seines Motelzimmers und rasiert sich. Als er sich, bereits im Anzug, den Schuh zubinden möchte, reißt ihm der Schnürsenkel. So setzt er sich in seinen schicken Mietwagen, einen Ford Mustand GT Cabriolet, und fährt zur nächsten Gemischtwarenhandlung. Hier erklärt ihm die freundliche Kassiererin (Cecile Christobal), dass sie leider nur weiße Schnürsenkel habe, weshalb Gando noch einen schwarzen Marker dazukauft. Als er den Laden verlässt, kommt eben die Streifenpolizistin Kate Logan (Alexis Bledel) zur Tür herein, die sofort auf ihn aufmerksam wird und durch ein Fenster des Geschäfts beobachtet, wie Gando in sein Auto steigt. Unverzüglich eilt sie wieder hinaus, greift zu ihrer Dienstwaffe und zwingt den völlig perplexen Benoit Gando auszusteigen und sich mit den Händen auf dem Kotflügel einer Leibesvisitation zu unterziehen. Erst nachdem sie dessen Reisepass gesehen hat und erkennt, dass Gando als Franzose nur zu Besuch in Kanada ist, lässt sie ihn wieder frei. Seine Beschreibung habe auf einen polizeigesuchten Vergewaltiger gepasst, erläutert sie ihm, und entschuldigt sich für ihren Irrtum. Ein etwas mitgenommener Versicherungsagent fährt davon. Kate Logan, sichtbar verwirrt, geht in den Laden zurück…

 

”The weak plot and lack of realism turns off the heat in The Kate Logan Affair”,schreibt John Delia in einer Besprechung des Werks fürs ACED Magazine. Richtig! Trotz einer Laufzeit von lediglich 85 Minuten empfand auch ich den Film als zäh und spannungsarm, insofern er mit Blick auf seine Dramaturgie bloß Durchschnitt ist und bezüglich seiner zentralen Darsteller nochmals darunter liegt. Ich will nicht behaupten, dass Alexis Bledel und Laurent Lucas per se untalentierte Schauspieler seien, aber mit den via Drehbuch an sie gestellten Anforderungen können sie kaum umgehen und entwickeln nicht die geringste Chemie miteinander. Auch wenn seitens Autor und Regisseur die Absicht bestand zu zeigen, inwiefern die beiden aus unterschiedlichen Welten kommenden Rollencharaktere schon vor ihrem ersten Besuch in einer Bierbar nichts gemeinsam haben, wirkt ihr Zusammensein verkrampft und künstlich, so dass es den Film von Anbeginn beschädigt und die Zuschauer kein Interesse, geschweige denn Genuss an der Geschichte finden. Alexis Bledel und Laurent Lucas tun, wie ihnen geheißen, es lässt sich sogar etwas Engagement feststellen. Trotzdem bleibt der Eindruck eines je bemühten Agierens auf Fersehniveau. Jeder Teenager würde vom Familienvater und Versicherungsagenten Benoit Gando, von diesem Mittevierziger erwarten, dass er auf seine Begegnung mit der offensichtlich instabilen, hoch nervösen und um 16 Jahre jüngeren Kate Logan abgeklärt und ruhig reagiert. Wie er sich im Nu und naiv in eine nur scheinbar schwierige bzw. ausweglose Situation manövrieren lässt, wirkt ebenso wie der Einstieg des Films wie mit der Brechstange konstruiert. Was dem Teenager im Kinosaal einleuchtet, dass eine versehentlich aus einer Dienstwaffe abgefeuerte Kugel kein existentielles Problem darstellt, welches Kate Logan sofort den Job kostete, müsste früher oder später auch Benoit Gando klar werden. Ist die Idee einer Femme fatale in Uniform, deren tief wurzelnde Psychose sie zu einer gefährlichen, womöglich tödlichen Bekanntschaft werden lassen kann, auch reizvoll und definitiv Film Noir, so ist die Umsetzung einfach dillettantisch.

 

Zu guter Letzt ist Noël Mitranis The Kate Logan Affair einer jener Filme, die einiges an Potential aufweisen und den der Freund von Film Noir und Neo Noir sich abmüht zu mögen, bevor er schließlich aufgeben muss, da es ihm nicht gelingen will sich selbst zu belügen. Drehbuch und Inszenierung finden partout keinen Ausweg aus dem Mittelmaß; daran ändert auch die gute Kameraarbeit von Nathalie Moliavko-Visotzky nicht wirklich viel. Nun, Kanada ist für so manches bekannt, aber nicht unbedingt für seine Filmindustrie. Hin und wieder gab und gibt es Einzeltaten wie Atom Egoyans Exotica (CAN 1994) oder Alex Chapples Torso: Das Geheimnis der schwarzen Witwe (CAN 2002), aber eine Linie der Qualität ist auch im 21. Jahrhundert nicht ersichtlich.  Daran ändert auch Noël Mitranis Ausflug aufs Terrain des Neo Noirs nichts, der Vorbildern à la Fatale Begierde (USA/JPN 1992), Die letzte Verführung (USA 1994) oder Bad Company (USA 1995) und dem eigenen Anspruch hinterherhinkt und trotz eines konsequenten Finales als 08/15-Fernsehthriller endet.

 

Es gibt eine kanadische DVD-Edition (2011, RC 1) der Entertainment One Films Canada, Inc. mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild und tontechnisch einwandfrei, dazu den original englischen Ton oder die französische Kinosynchronisation, optional Untertitel auf Englisch, das Ganze ohne Extras.

 


Neo Noir | 2010 | International | Noël Mitrani | Alexis Bledel

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