Donald Barry, Ann Savage, Adele Mara, Tom Powers, Sheldon Leonard
San Francisco: Am hellichten Tag wird die Harrison Bank überfallen, doch als es zu einer Schießerei kommt, endet einer der maskierten Bankräuber tot auf dem Pflaster, indessen Jarvis (John Dehner) und Charlie (Anthony Caruso) mit der Beute zu ihrem Fahrer in den Fluchtwagen springen... Bankmanager Floyd Sorelson (Tom Powers) lässt sich mit der Delta Insurance Company verbinden und setzt deren Manager Dietrich (Charles D. Brown) telefonisch von dem Überfall in Kenntnis. Insgesamt 300.000 US-Dollar seien gestohlen worden, berichtet Sorelson, und unglücklicherweise seien die Seriennummern der Banknoten nicht hinterlegt. Ein Bankkunde (James Carlisle) wurde verletzt und wird in Sorelsons Büro von einem der Wachmänner (Frank Meredith) auf dem Sofa platziert, als Detective Lieutenant Mayrin (John Miljan) hereinkommt und sich bei den Anwesenden nach Kennzeichen der vier maskierten Bankräuber erkundigt. Sorelson fällt ein, dass der blonde Anführer der Bande, der ihn während des Überfalls mit seiner Pistole bedrohte, auffällig polierte Fingernägel habe, doch mehr weiß auch er nicht. Währendessen steht Jarvis in einer Autowerkstatt vor dem Spiegel des Waschbeckens und entfernt seine blonde Perücke und die Augenbrauen. Diese übergibt er Spike Edwards (Bert LeBaron), der für die drei Flüchtigen einen neuen Wagen bereitstellt, und die Utensilien zusammen mit dem grauen Sedan, in dem die Gangster ihre Flucht von der Bank bewerkstelligten, verschwinden lassen soll…
“Mr. Sorelson, there are just two things I am interested in: Women and money. Richt now, I happened to be long on women… I’d like to take a crack at this case.” Die drei Bankräuber sind in Richtung San Diego unterwegs, als sie aufgrund Jarvis‘ polierter Fingenägel bei einer Polizeikontrolle erkannt werden. In der anschließenden Verfolgungsjagd, bei der sie zwei Motorradpolizisten zu entfliehen versuchen, kommen die Gangster durch einen Autounfall ums Leben. Von den erbeuteten 300.000 US-Dollar fehlt auch nach sorgfältiger Inspektion ihres Fluchtwagens jede Spur… Ein Privatdetektiv, eine Femme fatale, eine Nachtclubsängerin und eine Horde dubioser Krimineller, die allesamt aus Geldgier die Beute aus dem Banküberfall aufzuspüren hoffen: derlei trägt im Jahr 1946 per se das Etikett “Film Noir“. Insofern bleibt erstaunlich, wie wenig Film Noir Regisseur Philip Ford und Hauptdarsteller Donald Barry in der ersten Hälfte des Werks aus den Ingredenzien herausholen. The Last Crooked Mile ist alles andere als eine schlechte Produktion. Der flotte Auftakt zieht die Zuschauer im Nu in den Bann, und auch danach hält Philip Ford, schon ab 1947 drehte er großteils B-Western, das Tempo hoch. Ein zentrales Problem ist Donald Barry, der als Don “Red“ Barry“ - nach seiner Rolle in Adventures of Red Ryder (USA 1940) - für Republic Pictures in reihenweise Western aufgetreten war. Dank seiner Statur und auch in der Mimik erinnerte er an James Cagney, und so wollte man ihn bei Republic Pictures vermarkten. Als Privatdetektiv Tom Twyer verkümmert Barry aber zu einer Westentaschenausgabe von Cagneys “Tough Guy“ der 30er Jahre und beweist nicht ansatzweise die Klasse John Garfields, Humphrey Bogarts oder Dick Powells, die für genau den Typus zeitgleich bei Warner Bros. oder RKO Radio Pictures in A-Produktionen auftraten.
Robert L. Richards war ein Autor für Film, Fernsehen und Rundfunk, der u.a. für Fred Zinnemanns grandiosen Film Noir Act Of Violence (USA 1948) das Drehbuch schrieb. Im Jahr 1951 wurde er vom House Committee on Unamerican Activities (HUAC) mit Berufsverbot belegt – die McCarthy-Ära beendete seine Karriere. Richards hatte für die Radioserie Suspense das Hörspiel gleichen Namens verfasst, auf dem Philip Fords The Last Crooked Mile nach einem Drehbuch Jerry Sackheims beruht. Dessen zweite Hälfte ist zupackender und düsterer, als es die erste ist, obgleich der aufmerksame Zuschauer frühzeitig ahnt, wer hinter dem Verschwinden des Geldes und den Morden steckt, die den Weg zur Auflösung säumen. Auf ein gelungenes Finale folgt eine dümmliche Schlusssequenz und sie krönt den Eindruck einer seltsam untentschlossenen Herangehensweise an Richards‘ Vorlage. Leider werden somit auch mehrere von Kameramann Alfred S. Keller exquisit komponierte Bildsequenzen verschenkt. Erwartet man einerseits von einem B-Film der Republic Pictures nicht allzu viel, ist andererseits bedauerlich zu sehen, wie ein solcher sein Potential vor und hinter der Kamera verspielt.
Erstaunlicherweise gibt es weltweit bis heute (2021) keine BD- oder DVD-Edition des Werks, das Freunden klassischen Film Noirs in diversen Online-Portalen allerdings in Form einer technisch hochwertig restaurierten Fassung mit dem Originalton ohne Untertitel, ungekürzt und im korrekten Bildformat zur Verfügung steht.