Dana Andrews, Farley Granger, Joan Evans, Robert Keith, Paul Stewart
© Warner Bros.
Los Angeles, Kalifornien: Die Gemeinde der Kirche St. Steven liegt in einem Stadtteil, der vor allem von armen, hoffnungslosen und meist wenig gläubigen Bürgern der Metropole bewohnt ist. Genau damit hadert der junge Priester George (Robert Karnes), der die Gemeinde der Kirche als einen derart trostlosen Ort empfindet, dass er den Bischof um seine Versetzung bitten möchte. Als er Pater Thomas Roth (Dana Andrews) davon Mitteilung macht, lädt ihn dieser zu einer Tasse Tee ein und äußert Verständnis für Georges Wunsch. Zugleich teilt er ihm mit, dass er früher selbst so wie er gedacht hätte. Doch ausgerechnet ein Mörder hätte ihn damals näher zu Gott gebracht und sei wohl der Grund, dass er heute noch in St. Steven sei. Martin Lynn (Farley Granger) habe er geheißen und seine Mutter (Frances Morris) sei eine hart arbeitende Frau gewesen. Sein Vater jedoch war ein Trinker und beging einen Raubüberfall. Als ihn die Polizei Zuhause verhaften wollte, verübte er in seiner Not Selbstmord. Damals sei Martin etwa 13, 14 Jahre alt gewesen, und Thomas Roths Vorgänger als Pastor in St. Steven, Pater Kirkman (Harold Vermilyea), habe den Gesetzen der Kirche folgend seinerzeit die Beisetzung des Selbstmörders verweigern müssen. Daraufhin habe Martin Lynn die Kirche als Schwindel und als einen Ort der Schande gesehen, und er begann sie zu hassen. Als Pater Roth den jungen Mann kennenlernte, war jener Fahrer für Mr. Swansons (Houseley Stevenson) Blumenladen gewesen. Mit seinem Lieferwagen machte er die Runde…
“Money, money! That’s all that counts in this rat race. If you got it they’ll bury you like a queen. If you ain’t they’ll pack her in a box and shove her in a hole in the ground.” Armut. Verzweiflung. Hass. Selbstmord in der einen Generation und Mord in der nächsten. Das waren die Themen in Leo Bradys Roman Edge Of Doom (EA 1949), der sich durch eine kritische Haltung gegenüber der katholischen Kirche auszeichnete und deren rigorose Ablehnung der kirchlichen Beisetzung eines verzweifelten Selbstmörders als Ursache eines von auswegloser Tragik gezeichneten Schicksalswegs beschrieb. Im Jahr nach Erscheinen adaptierte Regisseur Mark Robson (Zwischen Frauen und Seilen, USA 1949) mithilfe des Drehbuchautors Philip Yordan (Polizeirevier 21, USA 1951) Leo Bradys Buch für die Kinoleinwand. Auf des Schicksals Schneide wurde Robsons zehnte Regiearbeit in 7 Jahren. Im gleichen Zeitraum hatte Yordan Drehbücher für mehrere Film Noirs verfasst, unter ihnen When Strangers Marry / Betrayed (USA 1944) und Blutsfeindschaft (USA 1949). Der Blick in die unteren Etagen der US-Gesellschaft, das Gespür für Verlierer und Habenichtse als Protagonisten und fürs gnadenlose Getriebe von Erfolg versus Misserfolg in der Leistungsgesellschaft war beiden nicht fremd. Im Gegenteil! So wundert es kaum, dass solcher Film der Samuel Goldwyn Productions – Robson hatte im Vorjahr für die Produktionsgesellschaft das Melodram Angst vor der Schande (USA 1949) nach J.D. Salinger ins Kino gebracht – ungeheuer düster und für die Zeit seiner Entstehung fast nihilistisch anmutet. Zumindest gilt solches für die zentrale Handlung um den einsamen und aus allen gesellschaftlichen Zirkeln ausgegrenzten Martin Lynn in der Verkörperung durch Farley Granger (Im Schatten der Nacht, USA 1948).
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“This was a dark tale and could have been made more interesting if it cut away from Father Roth’s saintly but unconvincing role (…) The potential was there for a great film. Censorship was the curse of the 1950s”, schreibt Dennis Schwartz und trifft damit den entscheidenden Punkt - den einer Nachbearbeitung der ursprünglichen Fassung des Films. Als man nämlich bei Testvorführungen der von Mark Robson erstellten Erstversion diese als zu trostlos und geradezu deprimierend einstufte, ließ die Samuel Goldwyn Productions Ben Hecht und Charles Brackett das Skript von Philip Yordan um eine Rahmenhandlung und zusätzlich die Erzählstimme von Pater Thomas Roth erweitern, die unter der Regie von Charles Vidor dem Film hinzugefügt wurden. Damit wird die Geschichte vom Verbrechen des verzweifelten Martin Lynns in Watte gebettet und vom salbungsvollen Tonfall des durch und durch gutherzigen Priesters Roth für den Zuschauer mit spirituellem Zuckerguss versehen. Auf den Plakaten steht Danas Andrews an erster und Farley Granger an zweiter Stelle. Abgesehen von der Zugkraft der Namen für ein Publikum des Jahres 1950, illustriert es perfekt die damit geschaffene Distanz zur Geschichte. Vergleichbar John Cromwells Verlorene Frauen / Frauengefängnis (USA 1950) oder Joseph Lerners Guilty Bystander (USA 1950) hätte Auf des Schicksals Schneide einer der besten Film Noirs des Jahrgangs werden können. Aber so, wie es ist, bleibt das Werk, das 1951 auch in Deutschland einen Verleih fand und in seiner finalen Fassung an der Kinokasse floppte, eine Kuriosität seiner Zeit – durch Selbstzensur und aus Angst davor die Zuschauer zu überfordern verwässert und zur Bedeutungslosigkeit verdammt.
Es gibt eine solide US-amerikanische DVD-R (2016, codefree) in der Warner Archive Collection mit dem Film ungekürzt im Originalformat und ungekürzt, bild- und tontechnisch gut bis sehr gut, mit dem englischen Ton ohne Untertitel und das Ganze auch ohne Extras.