Stacy Keach, Linda Bloom, Don Stroud, Kent Williams, Tim McIntire
© Sony Pictures Home Entertainment
New York: Privatdetektiv Mike Hammer (Stacy Keach) steht an diesem Sommermorgen im Unterhemd im Büro und überfliegt die Schlagzeilen der Morgenzeitung. Die Verkäuferin Nicky (Nora Gaye) kommt im kurzen Kleid und mit ihrem Korb Pastrami-Sandwiches zur Tür herein und setzt sich auf Hammers Schreibtisch. Der nimmt eins der Sandwich-Pakete zur Hand und Nicky fragt ihn, ob sie sonst noch was für ihn tun könne, worauf Mike entgegnet, dass dies später wohl möglich sei. Aber Hammers Sekretärin Velda (Linda Bloom) mit ihrem tief ausgeschnittenen Dekolleté, bislang mit Nähzeug an Hammers Oberhemd zugange, verweigert das Pastrami-Lunch und Nicky zieht feixend von dannen. Velda knöpft Mike soeben das Hemd zu, als der Country- und Western-Sänger Malcolm Dobbs (Tim McIntire) zur Tür hereinkommt und als erstes Velda seine neuste LP schenkt. Dann erklärt er Hammer, dass er heute Abend an einem Pokerspiel im Sprague-Building teilnähme, wo es um höchste Einsätze gehen werde und zwar bei Martin Sprague (Jay Bernstein) persönlich. Er möchte Mike Hammer gern als Leibwächter anheuern, doch jener führt ihn zur Tür und weist ihn darauf hin, dass auf der darin eingelassenen Glasscheibe Private Investigator stehe… Am Abend wird Dobbs‘ Ankunft mit dem Taxi vor dem Sprague Building von Police Captain Pat Chambers (Don Stroud) beobachtet, bevor er Angela Sorento (Ingrid Anderson) in ihrer Uniform einer New Yorker Stadtführerin mitteilt, dass sie nun genug für ihn getan habe…
"You see crimes, vicious crimes, punishable by death, reduced to six weeks for good behaviour", erklärt Mike Hammer dem Zuschauer in Gary Nelsons zweitem Pilotfilm zur TV-Serie um Mickey Spillanes Privatdetektiv. Letzterer verabscheut Computer, verprügelt aus Lust und Laune Punks und auch Verdächtige, will er ihnen Informationen entlocken, und er wundert er sich eben, dass angesichts so vieler Verhaftungen so selten die Todesstrafe zur Anwendung kommt, sind die Täter eines Verbrechens erstmal überführt und verurteilt. Regisseur Robert Aldrich (Rattennest, USA 1955) nannte die Figur einen “Antidemokraten und Faschisten“ und Raymond Chandler, in den 40er Jahren einer der wichtigsten Romanautoren für Vorlagen des Film Noirs, bezeichnete seinen Schöpfer Mickey Spillane als "schreibenden Gorilla“. Aber schon in der McCarthy-Ära waren die Mike-Hammer-Bücher erfolgreich und im Zeitalter des Hardliners Ronald Reagans als US-Präsident (1981-1989) feierte das Alphatier als Frauenheld und Schläger mit der Lizenz eines New Yorker Privatdetektivs zwischen 1983 und 1989 sein Comeback. Ein Mord ist nicht genug beruht nicht auf einer Romanvorlage Mickey Spillanes sondern auf einem Originaldrehbuch Stephen Downings und Bill Strattons, die lediglich zentrale Charaktere aus den Büchern Spillanes nutzten. Solches Skript ist in der Anlage und Entwicklung seiner Geschichte nicht gar so lächerlich wie dasjenige des ersten Pilotfilms Mike Hammer - Mord auf Abruf (USA 1983), zugleich ist der Kriminalfall selbst unnötig komplex und der wahre Schuldige ist für den aufmerksamen Zuschauer schon nach 10 Minuten mehr als nur zu erahnen.
Von Lindsay Bloom als Velda bis zu all den übrigen leicht beschürzten Frauen, die bei Hammers Anblick sofort in seine Arme sinken wollen, sind weibliche Rollencharaktere einzig Objekte für Mike Hammers unstillbaren sexuellen Appetit oder Stichwortlieferanten, die früher oder später von bösen Buben ermordet werden. Fast alle sehen sie aus wie Damen vom Straßenstrich, und jene, die von Hammers Liebesnest in den Sarg wandern, - in der Darstellung sexueller Aktivitäten ist die Serie allerdings prüde - sind für den Privatdetektiv natürlich die wahre Liebe, welche ihm das Leben im Dschungel der Großstadt wieder entreißt. So hat er einen Grund mehr, deren Straßen vom menschlichen Abschaum zu befreien, um sein geliebtes und gelobtes Heimatland an dessen wahre, unhintergehbare Werte zu erinnern. Wen diese private Überzeugung an eine politische Angenda erinnert, liegt nicht falsch. Mike Hammer ist alles Neue und Zeitgemäße ein Zeichen des Niedergangs und des Verfalls, und er duldet hierin, wie in allen Belangen, keinen Widerspruch. Mike Hammer ist mehr ein Rächer als ein Detektiv, ein Mann der Selbstjustiz, der sich zum Robin Hood des 20. Jahrhunderts stilisiert. Biff Elliot, Brian Keith, Ralph Meeker, Robert Bray, Darren McGavin und andere hatten Mike Hammer in fast 30 Jahren Film- und Fernsehgeschichte verkörpert, bevor Stacy Keach sich längerfristig der Rolle verpflichtete. Aber der im Neo Noirs und in anderen Dramen der 70er Jahre teils großartige Schauspieler wirkt als Mike Hammer so reaktionär und bis ins Mark selbstherrlich wie seine Vorgänger. Auch mit Blick auf sein Talent als Darsteller hat Keach bei seinem Schritt von der Kinoleinwand hinab ins Fernsehformat unübersehbar auf Autopilot geschaltet.
Es gibt eine schön editierte sowie bild- und tontechnisch erstklassig restauriere deutsche 2-DVD (2006) der Sony Pictures Home Entertainment Inc. mit zusätzlich dem ersten Pilotfilm zur TV-Serie Mike Hammer (USA 1984 – 1989), betitelt Mord auf Abruf (USA 1983). Auf dem Pappschuber sind die Produktionen als Pilotfilme für die Staffeln 1 und 2 verzeichnet, doch Mord auf Abruf hatte seine Premiere im April 1983 und Ein Mord ist nicht genug im Januar 1984. Erst danach folgte die erste Staffel der Serie. Die DVDs beinhalten die Filme ungekürzt und im Originalformat, bild und tontechnisch einwandfrei, dazu den enlischen Originalton (Mono) und je eine deutsche und französische Synchronisation, obendrein Untertitel auf Englisch, Deutsch Arabisch, Französisch, Hindi, Niederländisch und Türkisch, das Ganze im mehfach klappbaren Digipack mit vierseitigen Einleger samit Inhaltsangaben und Episodenführer, dazu ein Pappschuber. Extras gibt es auf den DVDs allerdings nicht.