Mike Hammer – Mord auf Abruf

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Murder Me, Murder You
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1983
Darsteller

Stacy Keach, Tanya Roberts, Don Stroud, Delta Burke, Tom Atkins

Regie
Gary Nelson
Farbe
Farbe
Laufzeit
96 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Sony Pictures Home Entertainment

Der John F. Kennedy Airport in New York City im Winter: Die für einen Kurierdienst tätge Janice Wells (Ava Lazar) holt ihre Kollegin Mickey (Lisa Blount) vor dem Eingang mit dem Wagen ab. Janice wollte bereits beim Skifahren sein, aber das wird sie nun verschieben, weil Mickey unerwartet nicht von Miami aus weiter nach Maracaibo in Venezuela fliegen konnte. Ein Koffer der Vance Helicopter Company, der für einen General bestimmt war, ist mit Mickey wieder in New York, da der General bei einem Einsatz in Honduras verletzt wurde. Janice und Mickey sind auf dem Weg in die Innenstadt, als sie vom Beifahrer eines riesigen Jeeps auf der Übergholspur Signale erhalten. Die jungen Frauen finden dies bedrohlich und Janice nimmt einen Abzweig, um den Jeep loszuwerden, doch jener schnazt hinter ihnen plötzlich eine Verkehrsinsel und drängt die beiden über die Fahrbahnbegrenzung eine Böschung hinab. Janices Wagen überschlägt sich, fängt Feuer und explodiert. Die Insassen des Jeeps, in Arbeitsjacken und mit Schutzhelmen auf dem Kopf, laufen kurz zur Böschung, blicken zu dem brennenden Auto hinunter und steigen wieder in das ihre… Privatdetektiv Mike Hammer (Stacy Keach) gönnt sich am heutigen Dienstagmorgen eine Stunde mit Kaffee, denn der Scheck, den seine Sekretärin Velda (Tanya Roberts), trotz Winters mit tief ausgeschnittenem Dekolleté, ins Büro bringt, wird ihre Kosten für die nächsten drei Monate decken. Und so freuen sich beide auf ihr Abendessen im Restaurant Antonio’s

 

"Pulp writing at its worst was never as bad as this stuff", sprach Raymond Chandler, Schöpfer des Privatdetektivs Philip Marlowe und mehrerer Vorlagen für den Film Noir der 40er Jahre, einst sein Urteil über Mickey Spillane und dessen New Yorker P.I. Mike Hammer. Jener hatte 1947 mit I, The Jury (1966 als Das Todeskarussell auch auf Deutsch) den ersten Roman seiner Mike-Hammer-Serie geschaffen, die ursprünglich 1970 nach 11 Büchern endete und dann in zwei weiteren Romanen (1979 und 1996) nochmals fortgesetzt wurde. Als sich der erzkonservative, von brutaler Selbstjustiz und von Foltermethoden, vo seinem Hass auf Homosexuelle und Kommunisten geprägte Mike Hammer in der McCarthy-Ära als Kassenschlager für Spillane erwies - Vengeance Is Mine (EA 1950) und The Big Kill (EA 1951) gravierten Hammers Wünsche und Überzeugungen schon in die Buchtitel - folgte mit Der Richter bin ich (USA 1953) die erste Verfilmung. Der Film mit dem völlig inkompetenten Biff Elliot in der Hauptrolle ist ein Desaster, und erst Robert Aldrich gelang mit Rattennest (USA 1955) nach dem Roman Kiss Me Deadly (EA 1954) eine adäquate Adaption. Ralph Meekers Verkörperung des Privatdetektivs zeigt jenen allerdings als selbstgerechten, misanthropischen Mistkerl, was exakt der Absicht Robert Aldrichs entsprach, der Francois Truffaut in einem Interview anvertraute: “Mike Hammer is an antidemocrat, a fascist.“ Mickey Spillane hasste Rattennest, der seinen Helden bloßstellte und ließ sich dazu hinreißen, in der britischen Produktion Der Killer wird gekillt (UK 1963) seinen Mike Hammer höchstselbst zu spielen, was in einem weiteren cineastischen Desaster endete. Stacy Keach, der zwischen 1983 und 1989 Mike Hammer im Fernsehen darstellte, ist ein guter Schauspieler. Mike Hammer blieb in den USA unter Ronald Reagan jedoch ebenso nur ein Rächer und Henkersknecht aus Eigeninteresse.

 

"I'd walked into a 31 Flavors of Women… and I wasn't on a diet." Mickey Spillane selbst hat für für die TV-Produktion Mike Hammer - Mord auf Abruf nach einem Drehbuch Bill Strattons keine Romanvorlage geliefert, dies sei zu seiner Verteidigung erwähnt. Denn die Geschichte ist so klischeehaft und von A bis Z ein derart unglaubwürdiger Mumpitz, dass sie einen auch ohne Erwähnung der erbärmlichen Schauspielerleistungen mehrerer Nebendarsteller schier sprachlos zurücklässt. Vor allem sind Frauen bei Erscheinen Mike Hammers einzig und allein potentielle Sex-Gespielinnen, die dem 41-jährigen Stacy Keach im altmodischen Zweireiher, mit Hut und Schnurrbart auf der Stelle zu Diensten wären, würde er es wünschen. Das ist die Art Männerphantasie, die ein Menschenbild vorsintflutlichen Zuschnitts als zeitgemäß anpreist und ausschließlich weibliche Rollencharaktere präsentiert, die wie für ein Fotoshooting des Playboy-Magazins drapiert wirken und ebenso spielen. Aber auch der Kriminalfall ist mit der heißen Nadel gestrickt: Ein Auto rast eine Autobahnböschung hinunter, geht in Flammen auf, explodiert. Die Fahrerin stirbt; die Beifahrerin entkommt unverletzt. Die Verursacher überzeugen sich davon, ganze Arbeit geleistet zu haben und fahren davon. Später heißt es, sie hätten am Ort des Geschehens, nach dem Aktenkoffer gesucht, der sie zu Mördern werden ließ. Hm,… wie soll ein Lederkoffer voller Bargeld ein solches Feuer überstehen? Und warum fuhren die Mörder weg, wenn es ihnen von vornherein nur um den Koffer ging? Nein, hier stimmt von Beginn an gar nichts. Stacy Keach war in in John Hustons Fat City (USA 1972), in Burt Kennedys Der Mörder in mir (USA 1975) und in Michael Apteds Der aus der Hölle kam (UK 1977) stets grandios. Mit seinem Mike Hammer zelebrierte er als Schauspieler den eigenen Niedergang, denn von den genannten Leistungen in den 70er Jahren ist in diesem Fernsehfilm auch die seine ganz, ganz weit entfernt.

 

Es gibt eine schön editierte sowie bild- und tontechnisch erstklassig restauriere deutsche 2-DVD (2006) der Sony Pictures Home Entertainment Inc. mit zusätzlich dem zweiten Pilotfilm zur TV-Serie Mike Hammer (USA 1984 – 1989), betitelt Ein Mord ist nicht genug (USA 1984). Auf dem Pappschuber sind die Produktionen als Pilotfilme für die Staffeln 1 und 2 verzeichnet, doch Mord auf Abruf hatte seine Premiere im April 1983 und Ein Mord ist nicht genug im Januar 1984. Erst danach folgte die erste Staffel der Serie. Die DVD-Edition bringt die Filme ungekürzt und im Originalformat, bild und tontechnisch einwandfrei, dazu den enlischen Originalton (Mono) und je eine deutsche und französische Synchronisation, obendrein Untertitel auf Englisch, Deutsch Arabisch, Französisch, Hindi, Niederländisch und Türkisch, das Ganze im mehfach klappbaren Digipack mit vierseitigen Einleger samit Inhaltsangaben und Episodenführer, dazu ein Pappschuber. Weitere Extras gibt es auf den DVDs allerdings nicht.

 


Neo Noir | 1983 | USA | Gary Nelson | Mickey Spillane | Don Stroud | Stacy Keach

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