Rosario Dawson, Katherine Heigl, Geoff Stults, Isabella Kai, Alex Quijano
© Warner Bros.
Im Vernehmungsraum einer Polizeistation in Malibu, Los Angeles, befragen der Police Detective Pope (Robert Wisdom) und seine Kollegin Deputy Stevens (Aline Elasmar) die im Gesicht verletzte Julia Banks (Rosario Dawson) über ihren ex-Freund Michael Vargas (Simon Kassianides). Letzterer wurde nach einer von Julia vor drei Jahren gestellten Strafeinzeige wegen häuslicher Gewalt zeitweilig zu einem Verbot der Kontaktaufnahme mit ihr verurteilt. Aber Pope hat Belege dafür, dass Vargas auf seinem Smartphone nicht nur eine Reihe aktueller Fotografien von Julia in verführerischen Posen speicherte, sondern auch, nachdem dieses Verbot auslief, einen extensiven Austausch von Nachrichten via Facebook mit ihr unterhielt, der von Julia selbst ausging. Julia Banks ist offensichtlich fassungslos… Sechs Monate zuvor in San Francisco: In der Zentrale der Online-Magazins ChapterPad verabschiedet die Chefredakteurin Ali (Whitney Cummings) ihre Autorin Julia Banks in eine Zukunft, darin sie nur mehr als freie Mitarbeiterin ihre erfolgreichen Beiträge im Segment des Storytellings zur Verfügung stellen wird. Ali, zugleich eine gute Freundin ihrer Autorin, schenkt Julia zum Abschied einen ausladenden weißen Hut und bestätigt sie darin, dass ihre Entscheidung für David Connovor (Geoff Stults) nach den furchtbaren Erfahrungen mit Michael Vargas genau das ist, was sie für die Zukunft verdient hat. Und so begibt Julia Banks sich auf die Autobahn nach Malibu zu ihrem seit zwei Jahren geschiedenen, neuen Freund…
Schon lange sah ich keinen Thriller, der in solch einem Maß gestrig und überflüssig anmutet. Die Geschichte ist an jeder Kehre und Wendung das Gegenteil von originell. Derlei haben Zuschauer schon ab den späten 80er und besonders in den 90er Jahren in besseren Variationen gesehen. Die Parallelen reichen von Eine verhängnisvolle Affäre (USA 1987) über Malice – Eine Intrige (CAN/USA 1993) bis zu Out Of Time – Sein Gegner ist die Zeit (USA 2003) oder Manhattan Night (USA 2016). Erstaunlich ist, dass der Film über eine von Eifersucht, Geltungssucht und Hass zerfressene ex-Ehefrau aus dem US-Großbürgertum in seinen in extenso ausgewalzten Klischees mit Christina Hodson als Drebuchautorin und mit Denise Di Novi als Regisseurin zwei Frauen als federführend für die Produktion ausweist. Erstaunlich deshalb, weil Unforgettable: Tödliche Liebe zwar mit dem Eifersuchtswahn als Bestandteil der Psychopathologie hausieren geht, solches Thema aber derart trivial abhandelt, dass der Zuschauer sich in Koordinaten von Gut versus Böse stets leicht zurechtfinden kann. Katherine Heigls aus der Drehbuchschublade Hollywoods entnommene und ohne Sorgfalt entstaubte böse ex-Frau und fiese Mutter hat kaum die Qualität einer Figur in einem Heftchenroman. Weshalb man solch ein Abziehbild von Rollencharakter jenseits eines Fernsehkrimis in einer Kinoproduktion des 21. Jahrhunderts von einem Studio à la Warner Bros. Pictures präsentiert bekommt, ist mir ein Rätsel. Wer bitte hat dieses unsägliche Skript durchgewunken, dessen Finale und dessen Schluss nochmals ins Bodenlose fallen? Was hier als endgültige Auseinandersetzung der um den schmucken Selfmade-Mann David Connover kämpfenden Furien serviert wird, ist zum Fremdschämen peinlich und obendrein noch lausig gespielt.
“Denise Di Novi makes her debut as film director and clearly wants to bring on a thing of class, but she can’t and doesn’t. Even Caleb Deschanel can’t make it look noir scrumptious. It just looks cheap and trashy“, schreibt Derek Winner mit kühlem Blick für Inhalt und Form, indem er explizit auch den Kameramann Caleb Deschanel (Killer Joe, USA 2012) erwähnt, der in Anbetracht von Drehbuch und Schauspielerleistungen nicht viel zu retten vermag. Rosario Dawson ist allemal solide, eine Darstellerin die von Sin City (USA 2005) über Killshot – Gnadenlose Jagd (USA 2009) bis zu Hotel Noir (USA 2012) in immerfort drittklassigen Neo Noirs zu sehen ist und solche Negativ-Serie mit diesem Film fortsetzt. Die sonstige Riege der Schauspieler ist kaum der Rede wert, und über Katherine Heigl verliere ich besser kein weiteres Wort – es lohnt sich nicht. Unforgettable: Tödliche Liebe ist ein Thriller, der als Fernsehproduktion am Morgen nach seiner Ausstrahlung völlig zu Recht der Vergessenheit anheim gefallen wäre. Als ein Kinofilm in der Sparte des Neo-Noir-Thrillers rutscht er in dieser Sparte tief in die untersten Ränge und ich gehe soweit zu sagen, dass er nicht einmal als Feierabendthriller ein Unterhaltungspotential zeigt, denn solche knapp zwei Stunden Lebenszeit lassen sich zweifelsohne besser verbringen. Fazit: In nahezu jeder Hinsicht missraten!
Hochwertige BD- und DVD-Editionen (2018) der Warner Home Entertainment mit dem Film ungekürzt im Originalformat und mit der original englischen Tonspur sowie der deutschen, italienischen und spanischen Kinosynchronisation, optional jeweils englische, deutsche, italienische und spanische Untertitel plus Audio-Kommentar der Regisseurin Denise Di Novi als einzigem Bonus.