Tom Berenger, Billy Dee Williams, Jack Scalia, Melanie Griffith, Rossano Brazzi
New York: Der ehemalige Profiboxer Matti Rossi (Tom Berenger) und sein früherer Manager Nicky Parzeno (Jack Scalia) betreiben als Starlite Talent Agency ein Vermittlungsbüro für Stripperinnen an die in Manhattan ansässigen Nachtclubs, nachdem Rossi bei seinem letzten Kampf seinen Gegner Kid Rio (Don Nakaya Neilsen) dermaßen brutal attakierte, dass jener erst ins Koma fiel und schließlich starb. Heute Nacht besuchen die beiden einen Club und sprechen mit dessen Betreiber Mike (Michael V. Gazzo) über die ausstehende Provision. Aktuell ist das Model Loretta (Melanie Griffith) auf der Bühne und begeistert ihr männliches Publikum. Mike versucht einen Witz darüber, wie es für Matti gewesen sei, mit ihr ins Bett zu gehen, doch letzterer findet den gar nicht komisch, zumal Mike sie heute nicht bezahlen kann und mit viel Dramatik einen Aufschub bis zum kommenden Freitag erbittet. Nach ihrem Auftritt erhält Loretta in der Garderobe Besuch von ihrer lesbischen Kollegin Leila (Rae Dawn Chong), die mit der bisexuellen Loretta ein Verhältnis begonnen hat und ihr die Vorliebe für Männer ganz auszureden versucht. Als Matti mit einem Geburtstagsgeschenk vor Lorettas Garderobentür erscheint, hört er die Stimmen der beiden, und als er durch den Türspalt blickt, sieht er, wie sie sich küssen. Matti Rossi hatte vor einiger Zeit selbst eine Affäre mit Loretta und er ist stets in sie verliebt, doch von seiner Vergangenheit geplagt gelang es ihm damals nicht, eine stabile Beziehung zu finden. Er schließt leise die Tür und marschiert davon…
Fear City ist ein uninspiriertes Werk, so als habe sich der Regisseur beim Dreh vor allem gelangweilt und deshalb seiner Geschichte gegenüber eine distanzierte Haltung eingenommen. Die zentralen Figuren wirken enorm klischeebehaftet – der aggressive und faschistoide Cop, der von seiner Vergangenheit heimgesuchte ex-Boxer und seine von ihrer Drogensucht gezeichnete Geliebte, die als Stripperin zugeich auf seiner Gehaltsliste steht. Derlei ist durch die Bank Standard de luxe und auch der namenlose Serienkiller, der die Handlung in Bewegung bringt, trägt als funktionales Element ohne Charakter nichts dazu bei, diesem Film ein Figurenensemble zukommen zu lassen, das seine Zuschauer berührt oder zumindest interessiert. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn diejenigen in einer Nebenrolle am ehesten im Gedächtnis haften bleiben, aber de facto sind Michael V. Gazzo, Joe Santos und Rae Dawn Chong die besten Darsteller. Das ist sicher auch dem Skript von Nicholas St. John anzulasten, der bis 1996 Drehbuch-Autor für fast alle Filme Abel Ferraras blieb. Aber auch Melanie Griffith und Tom Berenger konnten mich in Fear City nicht voll überzeugen.
© Concorde Home Entertainment GmbH
“The characterizations are merely a series of exploitation-film 'types' and the script is completely lacking in the kind of thoughtful thematic underpinnings that made Ms. 45 and King Of New York so interesting“, fasst es Donald Guarisco mit scharfem Blick und spitzer Feder für AllMovie zusammen. Seit Brennpunkt Brooklyn / French Connection (USA 1971), Straße zum Jenseits (USA 1972) und Hexenkessel (USA 1973) hatte die Weltstadt New York als eine Kulisse des harten Neo Noirs ihren Glamour früherer Jahrzehnte weitgehend abgelegt. In den Filmen des Blaxploitation-Kinos und in denen New Hollywoods sieht man die Rückansicht der Metropole am Hudson River und nicht ihre Frontfassade, so wie Jules Dassin bereits im klassischen Film Noir den Titel eins seiner Werke für sich sprechen ließ – Stadt ohne Maske (USA 1948) oder im Original The Naked City. Vergleichbar mit Martin Scorsese, Sidney Lumet oder Gordon Parks ist auch Abel Ferrara ein Regisseur New Yorks, einer der die Stadt in seinen Filmen aufs Beste abzubilden versteht. Und so sind die urbanen Drehorte der neonerleuchteten Nacht und James Lemmos versierter Blick durch das Auge seiner Filmkamera die Höhepunkte in einem zwar soliden, zugleich aber auch trashigen und kühlen Neo Noir, der von der Qualität des King Of New York – König zwischen Tag und Nacht (ITA/USA/UK 1990) und seines Nachfolgers Bad Lieutenant (USA 1992) noch wenig erahnen lässt.
Sehr gute DVD-Edition (2015) der Concorde Home Entertainment GmbH mit dem Film im Originalformat und nach Einschätzung von Schnittberichte.com auch ungekürzt, insofern das Werk in den USA und in anderen Ländern nur in um mehrere Minuten gekürzten Fassungen auf den Markt kam. Dort blieben vor allem die Szenen explizit lesbischer Erotik zwischen Leila und Loretta auf dem Schneidetisch, aber auch solche der Polizeigewalt bzw. der brutalen Gewalt des Killers wider die Stripperinnen. Zugleich enthält die US-Fassung minimale Sequenzen, die in der deutschen Fassung fehlen, die aber unerheblich sind. Die Concorde-DVD bietet die original englische Tonspur und die deutsche Video-Synchronisation – der Film kam 1987 als Manhattan, 2 Uhr nachts in Deutschland als VHS-Video auf den Markt, im Kino lief er hierzulande nie – und sie beinhaltet weder Untertitel noch irgendwelche Extras.