William Campbell, Lisa Gaye, Lynette Bernay, Remo Pisani, George Diestel
Beim Baseballspiel tritt die 16jährige Dixie Ann Dikes (Lisa Gaye) im Stadion als Cheerleader auf und trifft anschließend in der Garderobe auf ihre Freundin Bobby (Barbara Bricker). Jene versucht Dixie Ann zu überreden, mit ihr im Juke Spot tanzen zu gehen, da sie dort mit Toni und Johnny (Burtt Harris) und mit dem Rest der Bande verabredet sei. Doch Dixie Ann hat ihre freie Zeit Kent Fitzroy zugesagt, der sie nach Hause geleiten wird – zu ihren Pflegeeltern, den hartherzigen, strengen Walkins, die ein langes Ausbleiben und einen Besuch von Tanzlokalen nicht dulden. Als sich Bobby im Juke Spot mit ihrem Freund Toni trifft, ist Johnny enorm aufgebracht, weil Dixie Ann ihn zum wiederholten Mal sitzen lässt. Erst lässt er sich von Toni einen Flachmann mit Whiskey reichen, von dem er einen Teil in seine Cola leert. Dann schickt er Bobby fort und bespricht mit Toni, wie sie der Vollwaise Dixie Ann eine Lektion beibringen könnten, die jene ihren Lebtag nicht vergessen wird… Kent und Dixie Ann erreichen die Straße, in der sie wohnt und verabschieden sich voneinander. Das Mädchen will den Weg zu ihrem Haus zurücklegen, als Toni und Johnny ihr in den Weg treten. Erst scheint es, als ob sie sie passieren lassen, dann ergreift Johnny Dixie Ann von hinten und zerrt sie ins Auto, indessen Toni aufs Gaspedal tritt. In einem Waldstück wird Dixie Ann von Johnny brutal vergewaltigt und schließlich im Zustand der Bewusstlosigkeit aus dem Wagen geworfen. Sie erwacht erst im Krankenhaus…
“A gritty true-to-life regional film noir classic“, heißt es im Werbetext zur DVD der Alpha Video Classics, doch das klingt nach dem Genuss des Machwerks schlicht übertrieben. Dabei lief die bereits im Jahr 1960 gedrehte und unabhängig finanzierte B-Produktion 1965 sogar in Deutschland im Kino. Ihre Schauspieler sind jedoch teils miserabel und die Erzählung aus der Feder von Louis Peraino ergeht und ergötzt sich mitunter an Klischees und Stereotypen. William Campbell war ein Darsteller, der seinerzeit bereits eine Historie im Film Noir vorzuweisen hatte. Erst Michael Curtiz‘ Menschenschmuggel (USA 1951) und dann John Sturges‘ The People Against O’Hara (USA 1951) sowie als Hauptdarsteller in Andrew V. MacLaglens Film Noir Man In The Vault (USA 1956), all das waren Stationen von Campbells Karriere, wobei letzterer sein Schicksal besiegelte und ihn zu Fernsehserien und in zweitklassige B-Filme à la Gangster bitten zur Kasse führte. Lisa Gaye war die jüngere Schwester Debra Pagets (Schrei der Großstadt, USA 1948) und Hinweise darauf, dass Lisa weitaus talentierter als jene gewesen sei, sollte man ignorieren. Ihr Schauspiel ist nicht vollends furchtbar, trägt aber kaum dazu bei, die bescheidene Produktion auf ein anderes Niveau zu heben. Harte Gewalt gegenüber Frauen und sogar eine Vergewaltigung, jeweils durch in ihrer Machtfülle uneingeschränkte und völlig amoralische Männer zuwege gebracht, derlei heikle Themen waren im Film Noir immer mal wieder, allerdings unregelmäßig präsent. Dan Duryea war als Slim Dundee in Robert Siodmaks Gewagtes Alibi (USA 1949) eine entsprechende Figur und Lawrence Tierney als Sam Wild in Robert Wises Born To Kill (USA 1947) ebenso. Aber in Gangster bitten zur Kasse liegt der Fokus auf dem Schicksal der jungen Frau, Dixie Ann Dikes.
Zuerst wird sie von zwei angetrunkenen Teenagern ihrer Schule unverschuldet vergewaltigt und im Zuge dessen wird die Vollwaise von ihren Pflegeeltern verstoßen. Damit beginnt ihr Abstieg in die unteren Etagen einer Gesellschaft, deren bigott widersinniges Verhältnis zur weiblichen Sexualität einzig ekelhaft ausfällt. Allerdings ist das nicht explizit die Zielsetzung des Skripts, nämlich derlei Zustände anzuprangern. In vieler Hinsicht schreibt der Film es der Naivität seines zentralen Rollencharakters zu, dass jener vom Regen immerzu in die Traufe gerät. Trotzdem erweist sich die Geschichte in ihrer Zuspitzung des letzten Drittels als bemerkenswert, wenn die junge Frau in Anbetracht der Vergeblichkeit ihrer Versuche, in einer oberflächlich so geordneten und von ihrer Wohlanständigkeit so berauschten Bürgerlichkeit ihren Weg zu finden, dem eigenen Leben ein Ende setzen will. Fast scheint es, als ob all die hässlich bebrillten, von Runzeln übersäten, speckigen Ordnungshüter und Herrscher über das Leben der hübschen Dixie Ann Dikes ihr geheimes Ziel endgültig erreicht hätten. Der obskure Pos-Noir-Hybrid Gangster bitten zur Kasse spielt sicher nicht in einer Liga mit Tanz in den Abgrund (UK 1948). Aber er ist in seiner finalen Tristesse und dank einer trocken pointierten Jazzbegleitung auch nicht ganz so übel, wie von Dennis Schwartz in der aktuell einzigen Rezension für Ozu’s World Movie Reviews dargestellt.
Die weltweit einzige DVD-Edition (2009) aus dem Hause der Alpha Video Distributors, Inc. (USA, codefree) bringt den Film in einer kaum mitteprächtigen, nicht restaurierten Fassung, ungekürzt im Originalformat mit original englischem Ton und natürlich ohne jegliche Extras.