Virginia Mayo, Gordon MacRae, Edmond O’Brien, Dane Clark, Viveca Lindfors
© Verlag für Filmschriften Christian Unucka © Warner Bros.
Das Birmingham Veteran’s Hospital in Van Nuys, Kalifornien, im November 1948: Der seinerzeit schwer verwundete Kriegsheimkehrer Bob Corey (Gordon MacRae) sieht seiner zehnten Rückenoperation entgegen. Sein ehemaliger Kamerad Steve Connolly (Edmond O’Brien) würde nichts lieber tun, als gemeinsam mit Bob eine Ranch zu erwerben und Viehwirtschaft zu betreiben. Aber die Krankenschwester Julie Benson (Virginia Mayo) informiert Connolly darüber, dass Corey nach seiner Entlassung mindestens ein Jahr lang nicht in der Lage sei, harte physische Arbeit zu verrichten. Corey weiß davon nichts, so erklärt ihm Connolly vorsichtig, dass er sich überlegt habe, womöglich lieber eine Tankstelle zu erwerben. Aber von solchen Plänen will Bob Corey, der jahrelang mit Connolly in einem Panzer saß, nichts wissen. Für ihn liegt die Zukunft auf einer Ranch, daran ist nicht zu rütteln, und Steve versteht ihn gut… Am Weihnachtsabend ist Julie Benson, die mit Bob Corey auch romantisch liiert ist, für eine Kollegin eingesprungen. Als Dr. Nolan (Charles Lane) die Runde macht, erkundigt er sich bei ihr, ob sich Corey noch um seinen Freund Steve Connolly sorge. Sie bejaht und geht später zu Corey, der einen Alptraum hatte und nicht versteht, warum Steve seit sechs Wochen verschwunden scheint. Zugleich hat Corey seine letzte OP hinter sich, in 10 Tagen wird er entlassen. Es ist schon spät in der Nacht, als die ihm unbekannte Lysa Radoff (Viveca Lindfors) sein Zimmer betritt und dringend mit ihm zu sprechen hofft…
“I'm afraid the next time he talks it'll be to his ancestors.” Bereits im Jahr 1948 gedreht, lag diese B-Produktion namens Backfire für knapp zwei Jahre im Regal, bevor sie im Anschluss an Raoul Walshs Erfolgsfilm Sprung in den Tod / Maschinenpistolen (USA 1949), darin ebenfalls Virginia Mayo und Edmond O’Brien auftraten, - im Original White Heat - am 26. Januar 1950 ins Kino kam. So warb das Filmplakat in den USA mit der Unterzeile ”That ’White Heat’ girl brings all her fire to Backfire.“ oder mit ”That ’White Heat’ girl turns it on again.“ sowie obendrein mit “A double-cross that doubled back… with a blonde on the end of it!” Schließlich erhielt Virginia Mayo auf den Plakaten die Hauptrolle zugesprochen und erschien wie in White Heat als lüsterne und kühle Femme fatale. Allerdings hat ihre Rolle der braven Krankenschwester Julie Benson in Gesetzlos nichts mit einem solchen Image zu tun. Sie ist nie in dem Kleid der Kinoplakate zu sehen und spielt eine Nebenrolle ohne Funktion für die Entwicklung der Handlung oder gar für den Ausgang des Films. Wer beim Vorspann genau hinsieht, wird merken, dass ursprünglich Viveca Lindfors und Dane Clark an erster Stelle gesetzt waren. Die Schwedin hatte direkt vor dem Dreh von Gesetzlos mit Regisseur Vincent Sherman als dessen Hauptdarstellerin an Die Liebesabenteuer des Don Juan (USA 1948) mitgewirkt. Beide äußerten sich gleich im Anschluss despektierlich über die B-Produktion Backfire. Kurzum, 1950 brachte Warner Bros. einen zwei Jahre alten Film, dessen Schwächen für jedermann offensichtlich waren, gewissermaßen als Mogelpackung ins Kino, nämlich als Film Noir, demgegenüber die Film-Noir-Elemente eher als Dreingabe wirken und dessen Ende nach einem halbwegs passablen Finale an Blödheit kaum zu unterbieten ist. Oder wie es der Classic Film Freak in seiner Rezension des Machwerks beschreibt: ”At the end (…) of the film neither the viewers nor the cast seem to really care and most are (like I was) simply happy that the journey is over.”
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Gesetzlos entstand nach einer Vorlage von Lawrence B. Marcus und war dessen erste Arbeit für Hollywood. Ben Foster und Ivan Goff schrieben das Drehbuch; beide schufen im Folgejahr dasjenige für Sprung in den Tod / Maschinenpistolen. Was auffällt, sind die Parallelen zur Erzähltechnik eines Klassikers des Film Noirs, dessen verschachtelte Montage Filmgeschichte schrieb, nämlich zu Robert Siodmaks Rächer der Unterwelt / Die Killer (USA 1946) mit seinem Drehbuch Anthony Veillers (hier auch Produzent) nach einer Kurzgeschichte Ernest Hemingways. Niemand als Edmond O’Brien spielte darin den mit Ermittlungen betrauten Versicherungsdetektiv Jim Reardon, doch in Gesetzlos ist er derjenige, nach dem gefahndet wird. Und wie in Siodmaks Film führt jede neue Spur und jeder neue Kontakt die Detektive zu einem via Rückblende vorgestellten Puzzleteil, das am rechten Ort den Kriegsheimkehrer Steve Connolly zu finden helfen soll. Obgleich Gesetzlos, der in Deutschland erst 1960 im Kino lief, dem Meisterwerk Robert Siodmaks nicht das Wasser reichen kann, ist der Film nicht vollends schlecht. Die beteiligten Stars spielen passabel, wenn auch Gordon MacRae häufig wie bestellt und nicht abgeholt in den Kulissen steht - ein bemerkenswert ahnungs- und harmloser Film-Noir-Protagonist. Schon seinerzeit war die Produktion ein Misserfolg. Dennoch traten Viveca Lindfors und Ed Begley in Stadt im Dunkel (USA 1950) auf, ein erneut unterdurchschnittlicher Film Noir nach einem Skript von Lawrence B. Marcus. Die Partnerschaft der Drehbuchautoren Ben Roberts und Ivan Goff begann mit der Adaption für Gesetzlos und hielt bis ins Jahr 1981.
Bild- und tontechnisch hervorragend restauriert, ist Backfire als DVD-Edition (2010) in den USA Teil der Film Noir Classic Collection Vol. 5 von Warner Bros. Entertainment Inc. mit dem englischen Originalton und mit optional englischen Untertiteln. Eine als Fuoco alle Spalle bei Golem Video erschienene italienische DVD-Ausgabe (2013) bringt den Film ebenfalls ungekürzt und mit je englischem oder auch italienischem Ton.