Edward G. Robinson, Nina Foch, Hugh Marlowe, Jayne Mansfield, Albert Dekker
Los Angeles, Kalifornien: In ihrem Badezimmer kleidet sich Gloria Benson (Kathy Marlowe) eben an, als sie einen Schatten an der Tür wahrnimmt. Während sie einen letzten Schrei ausstößt, wird die Frau mit sechs Schüssen ermordet… Der angesehene Staatsanwalt Victor Scott (Edward G. Robinson) erreicht mit seinen Assistenten Ray Borden (Hugh Marlowe) und Ellen Miles (Nina Foch) das Criminal Courts Building. Er ist ein Meister des Strafrechts und gewinnt jeden Prozess. Heute hält er ein bewegendes Plädoyer, das den Prozess gegen den Verlobten Gloria Bensons, Edward Clary (DeForest Kelley), beschließt. Die Jury kehrt aus der Beratung zurück, der Richter (Alexander Campbell) verliest das Urteil. Edward Clary wird zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Scott und sein Team betreten zum Mittagessen die Bar Of Justice, wo der hartnäckige Reporter Joe Knight (Robert Ellenstein) wissen möchte, ob Scott nach diesem erneuten Erfolg für den Posten des Gouverneurs kandidieren wird. Staatsanwalt Scott weicht geschickt aus, doch bei Tisch gesteht er Nina Miles, dass das schon immer seine Absicht gewesen sei. Nina ist die Tochter eines Richters. Nach dessen Tod nahm sich Scott ihrer an, ermöglichte ihr ein Jurastidium und in seiner Praxis den beruflichen Einstieg. Nun werden sich ihre Wege trennen. Am Abend der Urteilsvollstreckung im Fall Edward Clary erhält Victor Scott einen Anruf Ray Bordens. Ein im Sterben liegender Gangster habe den Mord an Gloria Benson gestanden…
“I don’t blame people. I bury them.” Das Drehbuch unter Mitwirkung W.R. Burnetts (Asphalt-Dschungel / Raubmord, USA 1950) serviert eine Serie pointierter Einzeiler, ist aber nach The Man Who Talked Too Much (USA 1940) bereits das zweite Remake des Films The Mouthpiece (USA 1932) nach dem gleichnamigen Theaterstück (EA 1928) von Frank J. Collins. In den vorherigen Verfilmungen spielten Warren William und George Brent die Rolle des unbezwingbar dominanten Anwalts, der hier von Edward G. Robinson verkörpert wird. Die Figur Victor Scotts ist eine Steilvorlage für den seit den frühen Dreißigern auf derlei Rollencharaktere spezialisierten Edward G. Robinson, ein wunderbarer Schauspieler seiner Zeit. Zudem stehen ihm hier mehrere aus der Blütezeit des Film Noirs während der 40er Jahre bekannte Darsteller zur Seite - Albert Dekker und Nina Foch sowie auch Jay Adler und Ellen Corby sind dem Cineasten vertraute Gesichter. Sie alle hauchen ihren Figuren Leben ein und sorgen dafür, dass dieser B-Film von Warner Bros. - Edward G. Robinsons erste Arbeit für das Studio seit Gangster in Key Largo / Hafen des Lasters (USA 1948) - stets einen hohen Unterhaltungswert zeigt. Aber das war es leider auch schon. Trotz Robinsons kraftvoller Darstellung ist Schakale der Unterwelt ein für die McCarthy-Ära typischer, schwacher Film. Sein Ende ist derart hanebüchen, dass es schon unfreiwillig komisch wird, was den Gesamteindruck de facto ruiniert. Sogar die beteiligten Akteure scheinen in jener letzten Minute nicht mehr zu wissen, wie sie derlei Schwachsinn glaubwürdig rüberbringen sollen.
“Illegal has a hard time deciding whether to be a crime thriller or a sly comedy”, stellt Hans J. Wollstein in seiner Besprechung für AllMovie fest. Tatsächlich agiert das Feuerwerk der aphoristischen Sprüche an der Grenze zur Groteske. Vor allem gibt es aber viele Details zugunsten des Handlungsverlaufs, die einer näheren Betrachtung nicht standhalten. DeForest Kelley nimmt als Edward Clary im Gerichtssaal den Schuldspruch der Jury und des Richters unbewegt hin; sein Bekenntnis der Unschuld, das er dann auf dem Weg zum elektrischen Stuhl dem Gefängniskaplan anvertraut, wirkt halbherzig und ist schlecht gespielt. Der 61jährige Edward G. Robinson und die 31jährige Nina Foch haben eine gute Chemie miteinander, aber sie, seine Ziehtochter, zugleich als potentielle Ehefrau des Staatsanwalts? Klar, Victor Scott weiß nicht nur mit Worten umzugehen. Er schlägt zweimal auch einen jeweils größeren Mann mit einem einzigen Fausthieb bewusstlos… Liebe Drehbuchautoren, geht’s noch? Wer sich von der flotten Dramaturgie nicht blenden lässt, findet einen Film, der schon für seine Zeit antiquiert und hausbacken war. Die Regie Lewis Allens ist so konturlos wie bei fast all seinen Filmen, die Kameraarbeit nur vereinzelt „Film Noir“, wie überhaupt Schakale der Unterwelt einzig für Cineasten und Freunde des Film Noirs oder für erklärte Fans Edward G. Robinsons zu empfehlen ist. Ansonsten gibt es auch aus der späten Phase des Film Noirs um Längen Besseres als solches steife und zuletzt biedere Drama.
Unterm Originaltitel Illegal Teil der 10-DVD-Box (2007) Film Noir Classic Collection Vol. 4 der Warner Bros. Entertainment Inc. und damit nur in den USA erhältlich: bild- und tontechnisch topp restauriert, ungekürzt im Originalformat, englischer Originalton mit optional englischen Untertiteln, dazu Audiokommentare von Nina Foch und Filmhistorikerin Patricia King Hanson, den Kinotrasiler und die Dokumentationen Illegal: Marked for Life und Behind The Camera als Extras. In Europa gab es eine spanische Edition, aber die liegt uns nicht vor.