hübscher kleiner Strand, Ein

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Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Une si jolie petite plage
Kategorie
Film Noir
Land
FRA/NL
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller

Madeleine Robinson, Gérard Philipe, Jean Servais, André Valmy, Jeanne Marken

Regie
Yves Allégret
Farbe
s/w
Laufzeit
86 min
Bildformat
Vollbild
 

 

Bild Ein huebscher kleiner Strand-Poster-web3.jpg Bild Bild
 
Normandie, Frankreich: Es ist eine verregnete, stürmisch kalte Nacht. Auf der Küstenstraße ist ein Überlandbus in Richtung des Ortes Barneville-Carteret im Département Manche unterwegs. Doch der Fahrer Georges (André Valmy) transportiert mit einer alten Frau (Gabrielle Fontan) und mit dem aus Paris kommenden Pierre (Gérard Philipe) nur noch zwei Passagiere. Nachdem der Bus im Ort hielt, setzt Georges Pierre in dem einzigen zu dieser Jahreszeit überhaupt offenen Hotel ab. Hier mietet der späte Ankömmling, der sich als Student ausgibt, bei der Wirtin Madame Mahieu (Jeanne Marken) ein Zimmer. Er gibt an, seiner angeschlagenen Gesundheit wegen hier zu sein, im en neugierigen Fragen eines Gastes namens Arthur (Gabriel Gobin) zu entgehen. Die junge Marthe (Madeleine Robinson) begleitet den späten Gast auf sein Zimmer, wirft die Katze hinaus und unterweist ihn im Nötigsten. In der Schankstube kommt nun Georges herein, der mit Arthur und Madame Mahieu über den neuen Gast ins Schwatzen kommt. Der in einer Ecke im Rollstuhl sitzende, greise Monsieur Lafront versucht aufgeregt etwas mitzuteilen, aber er kann nicht mehr sprechen. Marthe bringt ihn zu Bett, Arthur und Georges verlassen das Restaurant, und die Wirtin beginnt die Zeitung zu lesen… In seinem Zimmer sitzt  Pierre im Trenchcoat und mit dem Hut in der Hand unschlüssig auf dem Bett. Schließlich erhebt er sich, geht zu seinem Koffer und öffnet ihn. Er entnimmt ihm eine Pistole, wiegt sie in der Hand, als er vor dem Fenster ein Geräusch vernimmt…
 
Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und zehn Jahre nach dessen Ausbruch, der 1939 der Epoche des Poetischen Realismus’ ein Ende setzte, dreht Yves Allégret einen Film Noir, der ganz im Geist der französischen Filme der 30er Jahre angesiedelt ist. Ein hübscher kleiner Strand ist mit seiner zentralen Figur Pierre eine deutliche Referenz an Marcel Carnés Hafen im Nebel (FRA 1938) und Hotel du Nord (FRA 1938) sowie an Jean Renoirs Bestie Mensch (FRA 1938). Über zehn Jahre nach seinen zentralen Einflüssen gedreht, ist er zugleich radikaler als jene Werke, die im Vergleich zum Filmschaffen in den USA schon in ihrer Zeit den Blick auf die bourgeoise Doppelmoral und ihre Mechanismen der Ausbeutung sowie auch auf sexuelle Freizügigkeiten lenkten, die Hollywood bis in die 60er Jahre hinein eher scheute. So gibt es in Yves Allégrets Film die nach außen ehrenwerte Touristin Madam Curlier (Mona Dol), die zugleich den im Hotel angestellten Waisenjungen (Christian Ferry) für seine Liebesdienste bezahlt. Der Film macht keinen Hehl daraus, das die 50jährige mit dem 15jährigen ein Verhältnis unterhält – so explizit in einem US-amerikanischen Film jener Tage kaum denkbar. Vor allem jedoch gehört Ein hübscher kleiner Strand, dessen Titelgebung von bissigem Sarkasmus geprägt ist, zu jener Handvoll Film Noirs nicht nur europäischer Herkunft, deren Tristesse kaum zu überbieten ist. Der Winter an jener Küste der Normandie, die von Dauerregen und Sturmböen heimgesucht wird, lässt die Unterschiede zwischen Tag und Nacht verschwimmen. Die Ortschaft und ihre Umgebung sind ein einziges Dreckloch; nirgendwo ist es trocken und dauernd brennen in der Schankstube die Lampen. Asphaltierte Straßen gibt es kaum, man versinkt im Schlamm, der Wind pfeift durch alle Ritzen, die Charaktere laufen ohne Schirm und Schutz durch dieses Wetter, in das man keinen Hund hinausjagte, und sind ständig von Kopf bis Fuß durchnässt.
 
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Damit wiederum korrespondiert die Hoffnungslosigkeit und freudlose Mechanik der Figuren in der Gastronomie der Madame Mahieu, die allesamt mit stoischem Ernst und müder Ergebenheit ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Madeleine Robinson in der Rolle der Marthe ist exzellent besetzt und zu 100% glaubwürdig. Sie zeigt eine gute Chemie mit Gérard Philipe, der seinerseits ein klasse Darsteller ist. Dennoch erweist sich die Art, wie die beiden Rollencharaktere plötzlich zueinander finden als etwas zu hastig. Auch ist Pierre als Figur stellenweise schlicht eindimensional. Yves Allégret arbeitete nach dem Film Noir Schenke zum Vollmond (FRA 1948) mit seiner damaligen Ehefrau Simone Signoret in der Hauptrolle zum zweiten Mal mit dem damals 28jährigen Jacques Sigurd zusammen. Von ihm hätte man sich für Pierre und dessen Biografie, die im Film sukzessive zum Tragen kommt, nicht bloß etwas mehr Dynamik sondern auch zusätzliche Facetten gewünscht, - die der schmierige Fred in der Darstellung des wunderbaren Jean Servais zum Beispiel ausspielt - deren Fehlen Pierre mitunter schon extrem passiv wirken lassen. Damit ist Ein hübscher kleiner Strand zwar allemal ein guter, aber eben kein herausragender Film Noir dieser Epoche in Frankreich, wozu er jedoch das Zeug gehabt hätte, wie man als Zuschauer an vielen Stellen seiner Entwicklung ahnen kann.
 
Exzellente Blu-ray- / DVD-Edition (2013) von Pathé, die den Film erstklassig restauriert im Originalformat und ungekürzt, dazu mit französischem Ton und optional englischen Untertiteln beinhaltet. Zudem gibt es die Dokumentationen Gérard Philipe : les débuts de l'enfant prodige: documentaire rétrospectif und Au cinéma ce soir: document original de 1973 von insgesamt einer dreiviertel Stunde Spielzeit als Extras. Empfehlenswert!
 

Film Noir | 1949 | France | Yves Allégret | André Valmy | Jean Servais | Madeleine Robinson

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