König der Unterwelt

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
No Orchids For Miss Blandish / Black Dice
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller

Jack La Rue, Hugh McDermott, Linden Travers, Walter Crisham, MacDonald Park

Regie
St. John Legh Clowes
Farbe
s/w
Laufzeit
99 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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New York: In einer Blumenhandlung wird ein Paket mit Orchideen bereitet, das ein Page (Dale MacDonald) zum Haus des steinreichen Witwers John Blandish (Percy Marmont) bringt, wo er es dem Butler (Gibb McLaughlin) mit dem Hinweis aushändigt, dass die Orchideen für Miss Blandish (Linden Travers) seien. Der Butler klopft an eine Tür, die Zofe Olga (Irene Prador) nimmt die Blumen entgegen und bringt sie Miss Blandish, die in einem seidenen Morgenmantel im Korbsessel sitzt und sich die Nägel feilt. Sie liest die Grußkarte mit den zwei schwarzen Würfeln des Nachtclubs Grisson’s und lässt die Blumen zurückgehen: “Tell him, no orchids for Miss Blandish.“ Am Abend trifft sich Olga mit Johnny (Bill O’Connor), ihrem Geliebten, und im Kellereingang stehend belauschen die beiden ein Gespräch zwischen Miss Blandish und ihrem Verlobten Foster Harvey (John McLaren). Letzterer will die morgige Verlobungsfeier mit ihr bald möglichst verlassen und sich in dem außerhalb gelegenen Roadhouse The Slipper einer deftigeren Art des Vergnügens hingeben. Johnny, ein kleiner Gauner mit Geldsorgen, versucht am nächsten Morgen, diese Information der Grisson-Bande zu verkaufen, von der er annimmt, dass sie mit dem sagenhaft wertvollen Diamanntenschmuck der jungen Blandish zu locken sei. Doch die brutale Ma Grisson (Lilli Molnar) ist misstrauisch und lässt Johnny von ihrem Schläger Eddie Schultz (Walter Crisham) hinauswerfen. In der Bar von Ted (Sidney James) trifft Johnny auf Ted Bailey (Leslie Bradley) und Riley (Richard Nielson), zwei mit den Grissons verfeindete, skrupellose Gangster…
 
"The most sickening exhibition of brutality, perversion, sex and sadism ever to be shown on a cinema screen," war anlässlich der Premiere im Jahr 1948 in The Monthly Film Bulletin zu lesen. Für den mit Filmklassikern erfahrenen Cineasten lässt sich das Urteil noch heute nachvollziehen. Tatsächlich ist die Darstellung von Gewalt für die Zeit ungewöhnlich hart. Aber vor allem das fehlende moralische Korrektiv dürfte die Kritiker aus der konservativen Ecke des bürgerlichen Lagers zu ihren Hasstiraden getrieben haben. Im Film Noir Hollywoods, falls er sich wie Detour (USA 1945) oder Der Scharlatan (USA 1947) zu ausschweifenden Darstellungen des amoralischen Lebenswandels ihrer Protagonisten hinreißen ließ, fehlte zuletzt nie der erhobene Zeigefinger jenes Predigers, die seine dramatische Crime-doesn’t-pay-Botschaft stets als Wink mit dem Zaunpfahl zu intonieren wusste. In König der Unterwelt gehen die Versuche der Protagonisten ihren Lebensplan zu verwirklichen konsequent den Bach herunter, wie das in ähnlich drastischer Weise erst wieder in Gefährliche Leidenschaft (USA 1950) zu sehen war, danach bis zu Stanley Kubricks Die Rechnung ging nicht auf  / Killing (USA 1956) überhaupt nicht mehr. So lässt sich allemal schlussfolgern, dass König der Unterwelt seiner Zeit mehr als eine Nasenspitze voraus war.
 
Bild Bild Bild
”I never count my chickens till I've wrung their necks.” Während infolge der Spielfilme um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes (USA 1939-1946) sogar Film Noirs entstanden, die zwar in London spielten, aber in Studios in Hollywood gedreht wurden - etwa Fritz Langs Ministerium der Angst (USA 1944) oder Doulas Sirks Angelockt (USA 1947) - verhält es sich bei König der Unterwelt genau andersherum. Der in England entstandene Film basiert auf dem Roman No Orchids For Miss Blandish (EA 1939) des Briten James Hadley Chase, der seinerzeit von James M. Cain und Raymond Chandler beeinflusst war, und er spielt in New York. Als Chases Debüt 1954 als Keine Orchideen für Miss Blandish in der Bundesrepublik erschien, wurde er von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften prompt auf den Index gesetzt. Zu dem Zeitpunkt war König der Unterwelt längst aus den Kinos verschwunden und ist heute nahezu vergessen. Aber trotz seiner guten Protagonisten im Zentrum der Erzählung imitiert das Werk den Gangsterfilm der USA allzu auffällig, anstatt sich auf Tugenden des zu dem Zeitpunkt in England mit Ausgestoßen (UK 1947), Sträfling 3312 (UK 1947) oder Brighton Rock (UK 1947) ganz eigenständigen, englischen Film Noirs zu besinnen. Mit Walter Crisham und Jack La Rue spielen zwei US-Amerikaner mit; weitere Darsteller kommen aus Südafrika, Kanada, England, Ungarn und Schottland. Vor allem im Mittelteil hängt die Geschichte jedoch Eine Vielzahl von Charakteren trägt wenig zu ihrer Entwicklung bei, bevor die Romanze allzu plötzlich in jene schon weit fortgeschrittene Erzählung platzt. Im Ganzen solide, mit einiger Kompetenz vor und hinter der Kamera, doch mit Sicherheit kein vergessener Klassiker.
 
Sowohl die englische DVD (2006) von Simply Media als auch die US-Ausgabe (2010) von VCI Entertainment zeigen den Film bildtechnisch restauriert, ungekürzt im Originalformat mit englischem Ton ohne Untertitel und ohne Extras. Seit 2013 gibt es sogar noch eine DVD von Odeon Entertainment, England.
 

Film Noir | 1948 | UK | St. John Legh Clowes | James Hadley Chase | Hugh McDermott | Jack La Rue | Michael Balfour | Ronald Leigh-Hunt | Sidney James

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