Film Noir
| USA
| 1950
| Andrew L. Stone
| Carl E. Guthrie
| Edward Norris
| John Alvin
| Richard Egan
| Russ Conway
| Steve Cochran
| Virginia Grey
Bewertung
***
Originaltitel
Highway 301
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller
Steve Cochran, Virginia Grey, Gaby André, Edmond Ryan, Robert Webber
Regie
Andrew L. Stone
Farbe
s/w
Laufzeit
83 min
Bildformat
Vollbild
© Warner Bros.
In Winston-Salem im US-Bundesstaat North Carolina überfällt die Drei-Staaten-Gang bestehend aus George Legenza (Steve Cochran), Herbie Brooks (Richard Egan), Bobby Mais (Wally Cassell), Bill Phillips (Robert Webber) und Noyes Hinton (Edward Norris) am helllichten Tag unmasiert die Merchants National Bank. Der Überfall geht rasch vonstatten und die fünf rasen über staubige Landstraßen zu einer verlassenen Farm, wo sie den gestohlenen Wagen gegen ihren eigenen einwechseln. Dabei werden sie von dem örtlichen Farmer Lyman (Syd Taylor), den sie überholten, beobachtet. Der wiederum merkt sich einen Teil des Nummernschilds ihres zweiten Wagens und meldet es der Polizei. Sheriff Dooler (Howard M. Mitchell) aus Richmond gibt die Information weiter und so gelangt sie zu Detective Sergeant Truscott (Edmond Ryan) in Washington DC. Für dessen Ermittlergruppe ist das der erste relevante Hinweis in den letzten acht Monaten… Indessen gibt sich die Bande in einem Nachtclub einem Tänzchen hin. Allerdings hat George Legenza, ihr Kopf und Anführer, heute Abend wenig Freude an Madeline Welton (Alison Towne), seiner Freundin, welche die letzten Tage in ihrem Hotelzimmer zubrachte, ohne eine Menschenseele gesehen zu haben. Sie bleibt in ihrer schlechten Laune, auch nahdem sie von Legenza eine Ohrfeige kassierte. Als Bill Phillips mit seiner neuen Freundin Lee Fontaine (Gaby André) erscheint, droht die Situation schließlich zu eskalieren. Doch das lässt sich Legenza nicht bieten…
“You’re about to witness a factual motion picture of criminal terrorism,” informiert “the honorable William P. Lane, jr.”, Gouverneur des US-Bundesstaats Maryland, den Zuschauer im Vorspann der mit patriotischer Propaganda aufgeladenen Produktion aus dem Hause Warner Brothers. Insgesamt drei Staatsdiener geben dem Publikum ihre Belehrungen und dem Film ihren Segen mit auf den Weg und stempeln das Werk zu einer Lehrveranstaltung. Mit der konservativen und nationalistischen Ausrichtung der US-Politik, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs anhob und zu Beginn des Kalten Krieges rapide voranschritt, wuchs die Angst vor Feinden im Inneren. Die Abkehr von Staatsräson und nationaler Identität böte dem äußeren Feind ideale Nistplätze für eine Infiltration der US-Gesellschaft, so der Grundgedanke, also musste die Bevölkerung auf ihren Zusammenhalt, auf eine patriotische Leitlinie eingeschworen werden: “They started on their reign of terror by robbing the Bank of Winston-Salem in my home state. They realized at the end of their reign of terror that crime does not pay - nor will it ever pay”, äußert W. Kerr Scott, Gouvernour von North Carolina, im vermeintlichen Film Noir Der Panther. Die als Terroristen bezeichneten Kriminellen sind Angehörige der Drei-Staaten-Gang, deren Verbrechen hier nachgezeichnet werden. Dazu führt ein Erzähler aus dem Off alle Mitglieder der Bande einzeln auf, was Steve-O für Film Noir of the Week wie folgt kommentiert: ”The seemingly endless opening is followed by a semi-documentary-like voice over introducing each member of the Tri-State Gang as they enter a bank they're about to rob. The voiceover, like the introduction by stuffy politicians, is totally unnecessary.”
Überflüssig ist die von Naivität und Biederkeit gespeiste Ideologie für heutige Zuschauer. Seinerzeit ward damit das Hauptanliegen der Filmproduktion explizit formuliert. Im Übrigen ist Der Panther ein harter Kriminalfilm, der sich beim Gangsterfilm der Dreißiger und beim Film Noir der Spätvierziger bedient, also durchaus in der Nachfolge von Raoul Walshs Sprung in den Tod / Maschinenpistolen (USA 1949), darin ebenfalls sowohl Steve Cochran als auch Wally Cassell mitwirkten. Die Darstellung einer entgrenzten Gewalt, die Unbeteiligte in ihren Sog zieht und mitunter tötet, führt bereits darüber hinaus, sie weist den Weg in die Sechziger und das Zeitalter des Neo Noirs. In Fritz Langs Heißes Eisen (USA 1953) ist es Lee Marvin und in Stanley Kubricks Die Rechnung geht nicht auf / Killing (USA 1956) Vince Edwards, die jeweils neue Typen von Kriminellen verkörpern, ganz und gar skrupellos und frei von Angst. In Der Panther ist Andrew L. Stones Inszenierung den meisten vorhergehenden Filmen mit einer ähnlichen thematischen Ausrichtung wie etwa Jagd auf Dillinger (USA 1945) leicht überlegen. Doch das Schauspiel ist durchschnittlich, die Geschichte von Anbeginn vorhersehbar, die Schauplätze sind in der zweiten Hälfte nur noch Studiokulissen und die Regie ist ebenso kompetent wie charakterlos. Der Panther hat seine Momente, doch im Ganzen ist das gerade mal Durchschnitt und der erhobene Zeigefinger der Staatsgewalt nervt ohnehin. Insofern ist dieses Werk für den Film-Noir-Freund nicht essentiell.
In den USA gibt es eine bild- und tontechnisch sehr gute DVD-Edition (2009) in der Warner Archive Collection, ungekürzt im Originalformat, ansonsten spartanisch, d.h. ohne Extras. In Italien erschien eine Ausgabe (2012), die ebenfalls ungekürzt ist, und alternativ eine italienische Tonspur und auch italienische Untertitel beinhaltet.